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SCHWEINFURT
Die „Kindsköpf“ holt die „Resi“ nicht mehr aus dem Knödeltopf
Für die „Resi“ war der Mittwoch der letzte Arbeitstag im Haberkasten in der Manggasse. Nicht nur alte Schweinfurter bedauern das, auch ganz junge, denen halt ein Hasenpfeffer in Rotweinsoße mindestens genauso gut schmeckt wie das Milchkalbsteak mit Morcheln auf erlesenem Gemüse.
Von unserem Redaktionsmitglied Gerd Landgraf
 |  aktualisiert: 15.12.2020 13:16 Uhr

Nein, ein Feinschmeckerlokal wollte sie nicht, sagt sie, und irrt sich doch. Der Haberkasten war unter ihrer Regie elf Jahre lang eine der ersten Adressen in Schweinfurt, weniger für die, die das ganz Feine verzehren, mehr für die, die es bodenständig fränkisch, ja, – sagen wir mal robust, mögen.

Der Schreiber dieser Zeilen hatte kurz nach der Neueröffnung sein erstes Erlebnis in der Traditionsgaststätte unter ihrer Führung. Kalt war es damals nach einem Faschingsumzug. Die Antöner Narren nahmen mich mit in ihre „Außenstelle“. Da nun einmal bei den Narren auch das eine oder andere Bierchen durch die Kehle rinnt, ich jedoch für das Abendessen groß eingekauft hatte, sollte die äußerst preiswerte Gulaschsuppe für eine ausreichende, aber nicht zu üppige Grundlage sorgen. Als jedoch ein ganzer Topf ankam, war die Grundlage für den gesamten Faschingsausklang geschaffen, die Einkaufstüte landete im heimischen Kühlschrank.

Doch die „Resi“ machte sich nicht nur mit großen Portionen einen Namen. Sie hatte die echt Schweinfurter Küche voll im Griff. Bohnenkern, Schnickerli, saure Lunge, Knöchli, aber auch Wild in allen Variationen verströmten in der kleinen Kneipe mit nur 37 Sitzplätzen einen Duft nach „Schweinfurt original“. Und diese Atmosphäre zog alle an: Professoren, Doktoren, Angestellte, Arbeiter und Pfarrer (samt den Kirchenvorständen). Ein derart bunt gemischtes Publikum hat keine andere Schweinfurter Kneipe zu bieten.

Am Anfang ihrer Karriere, die jetzt eine Krebskrankheit beendet, stand schon einmal die Selbstständigkeit. Gepachtet hatte die Resi die Sonne in Nordheim. Dann kam sie nach Schweinfurt, bediente in der Stadiongaststätte. Vor elf Jahren löste sie Waltraud Fröhlich als Wirtin im Haberkasten ab.

Ihre betont fränkische Küche sprach sich schnell herum, bescherte ihr einen großen Kreis an Stammkunden. Bei Weihnachts-, Geburtstags- oder Betriebsfeiern fanden nur 37 Leute Platz. Ansonsten wäre der Haberkasten noch viel öfters wegen „Familienfeiern“ geschlossen geblieben. Und auch bei den Schlachtschüsseln vom Brett konnte ein 38. Gast beim besten Willen nicht in die Bänke gedrückt werden.

Alles was auf die Tische kam, kam aus der Region, sagt die Resi. Sie kann jeden einzelnen Jäger aufzählen, jeden Bauern, der sie mit Geflügel versorgte.

Ihr besonderes Markenzeichen waren die „Kindsköpf“, die fränkischen Klöße im Riesenformat. „Ob in Berlin, ob in Fürstenfeldbruck“, die Stammgäste seien als erkannte Schweinfurter immer wieder auf die Klöße der besonderen Dimension angesprochen worden, erinnert sich die Resi Veth.

Im Haberkasten, das sei eine sehr, sehr schöne Zeit gewesen, blickt die „Resi“ zurück und bedankt sich bei ihren Kartschwestern, die nicht nur beim Straßenfest ausgeholfen haben, bei der SKF, die Lehrgänge schickte und Essen abholte, bei ihrem Musiker Wolfgang Müller, den Stammgästen und natürlich bei ihrem Personal.

 
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