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SCHWEINFURT
Die „Heavytones“ im Stattbahnhof
Claus Fischer, Thorsten Skringer, Lorenzo Ludemann und Werner Neumann (vorne von links) sowie hinten Herb Jösch und Alfonso Garrido machten mächtig Druck und präsentierten sich als ausgezeichnete Musiker.
Foto: Helmut Glauch | Claus Fischer, Thorsten Skringer, Lorenzo Ludemann und Werner Neumann (vorne von links) sowie hinten Herb Jösch und Alfonso Garrido machten mächtig Druck und präsentierten sich als ausgezeichnete Musiker.
Helmut Glauch
Helmut Glauch
 |  aktualisiert: 11.12.2019 18:39 Uhr

Würde man den Bandnamen „Heavytones“ lustvoll übersetzen, wäre es wohl zulässig einen Begriff wie „Schweretöner“ zu verwenden. Musikalische Schwergewichte, hervorragende Solisten und Improvisationsgiganten sind sie allemal, was sie beim Gastspiel im nicht ganz gefüllten Schweinfurter Stattbahnhof eindrucksvoll unter Beweis stellten.

Es groovt und rollt und jazzt und rockt und bluest und funkt ohne Ende, wenn die Band bei ihren oft auch längeren Stücken so richtig in Spiellaune kommt. In Septett-Stärke (der Posaunist konnte wegen Magen-Darm-Grippe nicht auftreten), präsentierte sich die derzeit wohl bekannteste Band des deutschen Fernsehens als gut geölte Musikmaschine, die nicht nur eingängige Melodiebögen produziert, sondern den einzelnen Musikern auch reichlich Freiraum für Soli und Improvisationen lässt.

Keine Musik von der Stange

Dass die nicht von der Stange kommen wird schnell klar, wenn man beobachtet, wie die Musiker sich selber über die solistischen Ausflüge ihrer Bandkollegen freuen können. Einer, der sich beim Konzert im Stattbahnhof da besonders hervortat, war Werner Neumann, der mit unglaublich filigranen Einlagen auf seiner E-Gitarre der Musik förmlich Flügel verlieh und sie immer wieder zu neuen Ufern trug.

Hinzu kommt die stilprägende Bläser-Sektion, die die „Heavytones“ sozusagen zur himmlisch groovenden Mini-Big-Band macht. Da nicht gesungen wird, sind Songtitel wie „Stackenblacken“, „Piff Paff Puff“ oder „Ich Steine, du Steine“ in Liedermacherkreisen nicht konkurrenzfähig, aber dafür sehr wohl in Kreisen der Freunde des melodiebetonten Jazzrock.

Den Feinschliff dafür haben sich die Jungs um Heavytones-Urgesteine wie Wolfgang Norman Dalheimer (Keyboard) und Herb Jösch (Drums) in wechselnden Besetzungen in über 2200 musikalischen Einsätzen geholt. Vor allem ihre Beiträge in Stefan Raabs „TV Total“, wo sie stets mehr als „nur“ eine Hausband waren, sind unvergessen. Mit ihrem druckvollen Live-Stil haben die „Heavytones auch einigen anderen Fernsehformaten wie „Ein Star für....“, oder „Quizbox“ musikalisch auf die Sprünge geholfen.

Während sich die Rolle einer Showkapelle im Fernsehen meist auf die Begleitung von Stars und Sternchen beschränkt – was eine sehr anspruchsvolle Aufgabe sein kann – waren die „Heavytones“ im Stattbahnhof wie losgelassen. Claus Fischer durfte an Bassläufen heraushauen, was die vier Seiten hergaben, Wolfgang Norman Dalheimer schuf, wie einst ein Rick Wakeman oder ein Keith Emerson, auf seiner eher minimalistisch anmutenden Orgel monumentale Klanggemälde und Alfonso Garrido ließ seine Hände über Bongos und Congas fliegen. Thorsten Skringer (Saxophon) und Lorenzo Ludemann (Trompete) hatten den Funk und waren sicher ein Grund dafür, dass die Musikkapelle Poppenhausen ihre Probe verlegt hatte um in den Stattbahnhof zu gehen.

Die Band, im Jahr 2000 auf Wunsch des TV-Moderators Stefan Raab gegründet, trat mit eben diesen auch bei seiner Teilnahme am Eurovision Song-Contest auf. In späteren Jahren waren die „Heavytones“ für die musikalische Begleitung mehrerer Casting-Wettbewerbe verantwortlich, die Raab aus der Taufe gehoben hat. Auch mit Max Mutzke, dem Sieger des Vorentscheids für den Song-Contest 2004, nahmen sie an diesem internationalen Liederwettbewerb teil.

Als am 16. Dezember 2015 die letzte Folge von TV-Total über die Fernsehschirme flimmerte, war für die Band auch diese Ära zu Ende.

Solis zum Niederknien: Werner Neumann an der Gitarre.
Foto: Helmut Glauch | Solis zum Niederknien: Werner Neumann an der Gitarre.
 
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