Weißt du, was Griiseli ist? Oder Wöö? Oder Zöggerle? Mit solchen Fragen sorgte Monika Fritz-Scheuplein für heiteres Rätselraten – zumindest unter den Zuhörern, denen die unterfränkischen Dialekte nicht allzu geläufig auf der Zunge lagen.
Im Rahmen der Wintervortragsreihe „Hörsaal on tour“ des Würzburger Universitätsbundes gab sie in der Rathausdiele Schweinfurt einen Einblick in die Forschungsarbeit und Arbeitsfelder des Unterfränkischen Dialektinstituts (UDI). Das UDI ist ein Projekt des Lehrstuhls für Deutsche Sprachwissenschaft an der Universität Würzburg. Dort werden Mundartwörter gesammelt, aufgezeichnet und archiviert. Das Wichtigste aber ist: sie schlummern dort nicht in irgendeinem verstaubten Archiv, sondern sind für die Öffentlichkeit zugänglich.
Das UDI ist Anlaufpunkt für Mundartdichter, Heimatpfleger, Schulen und alle, die sich für die unterschiedlichen Dialekte in Unterfranken interessieren.
Sprache ist etwas Lebendiges und unterliegt einer ständigen Veränderung. Vor allem die heutigen Lebensumstände – Menschen leben nicht mehr über Generationen an einem Ort – führen dazu, dass Dialekte sich verändern, und manches in Vergessenheit gerät. Auch erweitern sich wegen der Mobilität der Menschen die ursprünglich oft nur auf einen Ort bezogenen Dialekte zu regionalen Dialekten. Fritz-Scheuplein schilderte die Erhebung der Daten. Ausgestattet mit einem Fragenkatalog mit 3000 Fragen zur Lautung, Formenbildung und Wortschatz und einem Kasettenrekorder rückten die sogenannten Exploratoren in 1600 Orte aus und befragten die Gewährspersonen: Menschen älter als 65 Jahre aus einem handwerklichen oder bäuerlichen Beruf, deren Eltern oder Großeltern auch schon am selben Ort geboren waren. Die Befragungen zogen sich über Stunden hin und erstreckten sich in einem Ort über eine Woche. Publiziert wurden 2009 sechs gewichtige Bände, der Sprachatlas von Unterfranken (SUF).
Die Internetseite des unterfränkischen Dialektinstituts ist eine schier unerschöpfliche Quelle, wo sich Interessierte informieren können. Da gibt es Karten über die regionale Verteilung von Dialekten, ein Mundartarchiv sowie den sprechenden Sprachatlas mit Hörbeispielen. Beim Dialektquiz kann jeder seine Kenntnisse prüfen.
Hieß es früher oft in der Schule „sprich‘ Hochdeutsch“, so ist die Bedeutung der Dialekte mittlerweile wieder gewachsen. Mit Lernzirkeln, Postern und Handreichungen für Lehrer im Rahmen des Projekts „Fränki - Schüler in Unterfranken erforschen ihren Dialekt“ soll an Schulen das Bewusstsein für den Dialekt gestärkt werden. Für den Besucher Georg Rüttiger ist die Bewahrung der Dialekte auch ein Stück lebendige Heimat. Als „Rhöner“ kennt er selbst noch viele Begriffe und war beim Dialektquiz am Abend einsame Spitze. Er wusste, dass „Griiseli“ Schnittlauch, „Wöö“ ein Wagen und „Zöggerle“ Bonbons sind.
Infos im Internet: http://udi.germanistik.uni-wuerzburg.de, oder telefonisch per Tel. (09 31)3 18 56 31
Kleiner Unterfränkischer Sprachatlas „KUSs“ erhältlich für 28 Euro im Buchhandel (ISBN 978-3-8253-5326-I)