Es war wieder ein Nachsommer, wie man ihn sich besser nicht hätte wünschen können: Grenzüberschreitung, das ist die große Klammer seit nunmehr 19 Jahren und sie war es auch in diesem Jahr wieder vom 7. bis 29. September. Vor allem wegen der neuen Location im ZF Kesselhaus.
Dahin wechselte der Nachsommer nach Jahren in den SKF-Hallen 410 und 411, die aber mittlerweile von der Firma dauerhaft wieder gebraucht werden. SKF ist als Sponsor weiter im Boot und nur ein paar Hundert Meter weiter direkt unter dem markanten Backstein-Turm auf dem Gelände von ZF fand man im altehrwürdigen, 100 Jahre alten Kesselhaus eine neue Heimstatt.
Das ehemalige Kraftwerk des Unternehmens als musikalisches Kraftwerk des Nachsommers, ein wunderbares Bild, das genau so wahr wurde, wie es sich Nachsommer-Chef Clemens Lukas erhofft hatte. Als „Mann der Ohren“, wie der Bayreuther Agentur-Chef sich selbst in Bezug auf seine aus der Klassik stammende musikalische Sozialisierung nennt, „bin ich mit dem Nachsommer sehr zufrieden“.
Man habe ja zunächst nicht genau gewusst, wie Bühne und vor allem Ton- und Lichtkonzept in der deutlich höheren Halle als früher funktionieren würden. Es stellte sich heraus, völlig problemlos, sowohl bei relativ stark verstärkten Auftritten wie dem der Münchner Band Jazzrausch, die Jazz, Big-Band-Sound und Techno vermischt, als auch bei unplugged gespielten Auftritten wie dem von London Brass zum Abschluss des Nachsommers war die Akustik nahezu perfekt.
Zahlreiche ausverkaufte Auftritte
Mit der Auslastung ist Clemens Lukas sehr zufrieden, auch wenn man nun mit 410 doch weniger Zuschauerplätze zur Verfügung hat als in den Vorjahren. Es gab einige ausverkaufte Auftritte wie den des aus Schweinfurt stammenden Weltklasse-Jazz-Pianisten Michael Wollny und auch in der Kunsthalle bei der Matinée mit Café del Mundo gab es keinen Platz mehr. „Die Zuschauer waren auch durchaus experimentierfreudig und neugierig auf Neues“, stellte Lukas fest, dass das Konzept, auch mal hier in der Region nicht ganz so bekannte Gruppen wie Erdmöbel kommen zu lassen, goutiert wird.
Neben der Kultband und dem Lokalmatador Wollny gastierten das britische Blechbläserensemble London Brass, Alte Bekannte, die Nachfolge-Band der Wise Guys. Es wurde der Ära des Swing von Andrej Hermlin and his Swing Dance Orchestra gehuldigt, Onair brachten „Vocal Legends“ nach Schweinfurt, Andreas Kern und Paul Cibis duellierten sich in einem Piano Battle und das Terem Quartett schickte „Liebesgrüße aus St. Petersburg“. Leider nicht im Programm wie in den Jahren zuvor waren Tanz-Nummern, bei denen Lichteffekte eine große Rolle spielen aufgrund der fehlenden Verdunkelungsmöglichkeiten. Für Clemens Lukas gab es einige persönliche neue Höhepunkte: „Jazzrausch hat mich extrem begeistert“, so der Nachsommer-Chef, auch bei „Erdmöbel ging mir das Herz auf“ und beim Auftritt von Michael Wollny „war ich ein glückseliger Mensch“.
Was im kommenden Jahr zum 20. Geburtstag des Nachsommers geplant ist, will Lukas noch nicht verraten, es wird aber wieder eine bunte Mischung wie in den vergangenen Jahren sicher mit dem einen oder anderen deutschlandweit bekannten Act sein. Sicher ist auch, dass der Nachsommer länger im ZF Kesselhaus bleiben darf, das Unternehmen hat für 2019 bereits zugesagt und wird das Gebäude selbst für eigene kulturelle Veranstaltungen und Fortbildungen nutzen. Dass gerade die Logistik so gut geklappt hatte und die Besucher durch einen großen Teil des Werksgeländes reibungslos geleitet wurden, während in den Hallen weiter produziert wurde, „ist eine echte Leistung von ZF“, würdigt Lukas das Engagement.