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GEROLZHOFEN
„Die Geschichte der Stadt Gerolzhofen entscheidend geprägt“
Klaus Vogt
 |  aktualisiert: 01.12.2017 03:21 Uhr

Eine große Trauergemeinde hat am Montagnachmittag im voll besetzten Steigerwalddom und auf dem städtischen Friedhof Abschied genommen vom Gerolzhöfer Ehrenbürger Dr. Ottmar Wolf, der im Alter von 91 Jahren gestorben ist.

Pfarrer Stefan Mai sagte in seiner Begrüßung, getreu dem Motto „nomen est omen“ weise das Leben des verstorbenen Ehrenbürgers auffällige Parallelen zur Vita seines Namenspatrons, des Heiligen Otmar auf, der als Mönch das Kloster St. Gallen gründete und dann zur wirtschaftlichen Blüte brachte. Trotz dieses Erfolgs habe sich der Heilige aber stets bewusst einfach gekleidet und sei auf einem Esel geritten, statt auf einem Pferd. Auch Ottmar Wolf, dessen Verbundenheit zu seinem Namenspatron in der Stiftung eines Bildstocks mit dem Relief des Heiligen Ottmar im Bereich des Arlesgarten zum Ausdruck kam, habe seinen Reichtum in Stiftungen eingebracht, um damit der Allgemeinheit zu dienen.

In seiner Predigt berichtete Stefan Mai, Ottmar Wolf habe zwei Tagebücher geführt, eines mit den Geschehnissen des Tages, und eines, in das er persönliche Gedanken und Überlegungen niederschrieb. In dem Tagebuch für die persönlichen Gedanken – es trägt die Nummer 28 – hat Wolf mit dem letzten, unvollständig gebliebenen Eintrag gleichsam seine letzten Worte für die Nachwelt hinterlassen: Im schwierigsten Lebensabschnitt, wenn das körperliche „Abgebautwerden“ beginne, könne man sich trotzdem noch lebendig fühlen, wenn man sich den Sinn für das Schöne in Natur und Musik erhalte – und man in der Verlässlichkeit des Wohlwollens lieber Menschen geborgen sei. In dem letzten Tagebucheintrag Wolfs, aus dem Pfarrer Mai in der Predigt zitierte, klingt aber auch die Angst vor dem Tod und dessen Ungewissheit – Dunkel oder Licht? – an. Die Antwort darauf hat sich Wolf selbst gegeben. Sie besteht nur aus einem einzigen Wort: „Gottvertrauen.“

Ruthard Ott und Peter Beez sangen zum Ende der Totenmesse das alte Volkslied „Über unendliche Wege“, das Lieblingslied von Ottmar Wolf, in dem die Sehnsucht nach der Heimat anklingt.

Aus Liebe zu seiner Heimat, zu seiner Heimatstadt Gerolzhofen, so Bürgermeister Thorsten Wozniak in seinem Nachruf, habe sich der verstorbene Ehrenbürger in vielfältigster Weise engagiert. „Dr. Wolf hat unsere Stadt in den vergangenen Jahrzehnten geprägt wie kaum ein Zweiter. Er hat unsere Heimat in vielen Vereinen, Verbänden und Initiativen hervorragend vertreten. Er hat den Kulturstandort Gerolzhofen stets weiterentwickelt.“ Wozniak sprach auch im Namen von Landrat Florian Töpper sowie der anwesenden stellvertretenden Landrätin Christine Bender und im Namen von Lieselotte Feller, Vorsitzende des Vereins der Freunde und Förderer der Geomed-Klinik.

Der Bürgermeister listete die zahlreichen Verdienste Wolfs auf, aufgrund derer der Gerolzhöfer Stadtrat im Jahr 2013 Wolf mit der höchsten kommunalen Auszeichnung, der Ehrenbürgerwürde, auszeichnete. Der Verstorbene war Gründervater und 18 Jahre lang Vorsitzender des Historischen Vereins, 1999 gründete er den Verein der Geomed-Freunde. Mit seiner 2001 ins Leben gerufenen Kulturstiftung finanzierte er maßgeblich das Stadtmodell, brachte die neue Stadtchronik heraus und unterstützte finanziell die archäologischen Grabungen in der Bischofspfalz „Kapellberg“ und in der Wüstung Lindelach.

„Ein Glücksfall“

Wolfs nachhaltiger Initiative, so der Bürgermeister weiter, sei es auch zu verdanken, dass die Erinnerung an den Dichter Ludwig Derleth nicht verloren geht. „Es ist ein Glücksfall, wenn ein erfolgreicher Unternehmer die Heimat, die Forschung, Kunst, Kultur und Geschichte so sehr liebt und sie so sehr unterstützt. Sein Name und sein vorbildliches Wirken haben die Geschichte der Stadt Gerolzhofen entscheidend geprägt.“

Beate Glotzmann, die stellvertretende Vorsitzende des Historischen Vereins Gerolzhofen, würdigte die Verdienste des promovierten Philologen. 1981 gründete er den Historischen Verein und führte den Verein von 1981 bis 1993 sowie von 1996 bis 2002 als Vorsitzender. In den Jahren dazwischen gehörte Wolf dem Beirat an. 1996 erhielt er den Ehrenpreis des Historischen Vereins und wurde zu dessen Ehrenvorsitzenden ernannt.

Es sei dem Verstorbenen ein großes Anliegen gewesen, so Glotzmann, die Geschichte Gerolzhofens und der umliegenden Region professionell aufzuarbeiten und für alle begreifbar zu machen. Unter Wolfs Leitung wurde die Schriftenreihe „de Geroldeshova“ aufgelegt. Er habe über die Dr.-Ottmar-Wolf-Kulturstiftung auch Sorge dafür getragen, dass die historischen Gebäude in der Gerolzhöfer Altstadt mit Informationstafeln beschriftet wurden.

Und von Anfang an habe Wolf auch das „Kleine Stadttheater Gerolzhofen“ unterstützt, sagte Glotzmann. „Denn das Theater kommt seiner Auffassung von der Vermittlung begreifbarer, erlebbarer Geschichte sehr nah.“ Für den Rotary-Club Gerolzhofen-Volkach nahm Fritzmartin Kelber Abschied vom Ehrenmitglied Ottmar Wolf, der 2003 den lokalen Club ins Leben gerufen hatte.

Für den Hegering Gerolzhofen und die Jägerschaft sprach Martin Rügamer seinen Dank aus. Ein bleibendes Zeugnis der Liebe von Ottmar Wolf zur Natur und zum Waidwerk sei der Bildstock, den Wolf 1999 am Arlesgarten errichten ließ.

Ein Sprecher des Beirats der Firmengruppe Wolf bezeichnete den Verstorbenen als einen ehrbaren Kaufmann, auf dessen Wort immer zu hundert Prozent Verlass gewesen sei und der bei Handelsabschlüssen großen Wert auf gegenseitiges Vertrauen legte. Der Vertreter der Produktenbörse Würzburg, deren Ehrenvorsitzender Ottmar Wolf war, und des Firmenzusammenschlusses Pro-Agrar bezeichnete den Verstorbenen als prägende Persönlichkeit im unterfränkischen Agrarhandel der letzten Jahrzehnte.

 
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