Damit war, bei aller Hoffnung, die man in die Bewerbung setzte, nicht zu rechnen. Wenn am 2. September auf der Internationalen Gartenausstellung in Berlin, der IGA, zum zweiten Mal der „European Award for Ecological Gardening 2017“ verliehen wird, der Europäische Preis für ökologisches Gärtnern, dann ist Gerolzhofen gleich mit zwei Projekten aussichtsreich dabei.
So hat es die Stadt mit dem Projekt „Essbare Stadt“ in der Kategorie „Gärtnern ohne Garten“ unter die besten fünf Bewerbungen gebracht. In der Kategorie „Gärten für Besucherinnen und Besucher“ schaffte sie es mit dem Projekt „Naherholungsgebiet Nützelbachaue“ unter die besten 15 Projekte, gegen europaweite Konkurrenz.
„Bemerkenswert und herausragend“
Ein euphorischer Bürgermeister Thorsten Wozniak: „Dass wir gleich in zwei von drei Kategorien in einem europaweiten Award nominiert wurden, ist bemerkenswert und herausragend.“ Die Nominierung unter den Top 5 mit der „Essbaren Stadt“ und unter den Top 15 mit dem Erholungsgebiet Nützelbach sei eine tolle Bestätigung und Würdigung der nachhaltigen und innovativen Leistung der Stadtgärtnerei, der zahlreichen Ehrenamtlichen, der Schulen und des Försters, so Wozniak.
Womit er bereits die Hauptfiguren genannt hat. Es sind Stadtgärtner André Ditterich mit seinen Mitarbeitern, Förster Volker Conrad und bei den Ehrenamtlichen vor allem die Kräuter-Expertinnen Rita Popp und Sabine Ditterich, die Frau des Stadtgärtners.
Jahrelanger Gestaltungsprozess
In einem jahre-, teilweise jahrzehntelangen Gestaltungsprozess sei es gemeinsam gelungen, erlebbare Natur für alle Generationen in Gerolzhofen zu schaffen, die Artenvielfalt zu steigern sowie neue Lebensräume für Insekten und Tiere zu schaffen, so Thorsten Wozniak bei der Bekanntgabe der Nominierung im Heilkräutergarten im Naherholungsgebiet „Nützelbachaue“.
Zu den grünen Projekten Gerolzhofens gehören neben der „Essbaren Stadt“ und dem Erholungsgebiet Nützelbach im Süden der Stadt auch die Wege an der Volkach, die Allee, der Stadtwald aber auch Ausgleichsflächen wie zum Beispiel im Bereich nahe der Hörnauer Seen gelegenen sogenannten Bullenäcker oder die städtischen Streuobstwiesen.
Initiative ging von Rita Popp und Andre Ditterich aus
Die Initiative, sich mit beiden Projekten an dem zum zweiten Mal durchgeführten europaweiten Wettbewerb zu beteiligten, war von Rita Popp und André Ditterich ausgegangen. Die Fäden für die Bewerbung liefen seit Februar beim Leiter des Altstadtbüros, Daniel Hausmann, zusammen. Im Mai hatte man die Bewerbungsunterlagen zusammen. „Mitte Juli erhielten wir dann die erfreuliche Nachricht, in beiden Kategorien von der mit Teilnehmern aus Tschechien, Österreich, England und Deutschland besetzten Jury nominiert worden zu sein“, so Hausmann.
Äußerst hilfreich sei die Unterstützung durch Brigitte Goss gewesen, Kreisgartenfachberaterin und Leiterin des Gartenamtes am Landratsamt Schweinfurt, betont er. Goss saß als deutsche Vertreterin mit in der Jury.
„Allein schon Nominierung“ ist ein Erfolg
Hausmann wertet „allein schon die Nominierung der beiden Projekte aus Gerolzhofen als Erfolg“. Nun gelte es abzuwarten, wie die Preisverleihung ausgehe. Noch schöner wäre es aber, wenn man bei dem am Freitag, 8. September, am und im Kräutergarten in der Nützelbachaue geplanten Treffen nach der Rückkehr der Gerolzhöfer Delegation aus Berlin „Grund zum Feiern“ habe, so der auch fürs Stadtmarketing zuständige Hausmann.
Auf der IGA in Berlin wird am 2. September in den drei Kategorien „Gärtnern ohne Garten“, „Gärten für Besucherinnen und Besucher“ sowie „Gemeinschaftsgärten“ jeweils ein Preis vergeben, in Form einer Sonder-Plakette der Aktion „Natur im Garten“ samt Preisgeld von 500 Euro.
Geo nascht
• Die „essbare Stadt“: Unter dem Motto „Geo nascht“ werden seit 2014 in den über die Altstadt verteilten Pflanzkästen Küchenkräuter, Gemüse und Naschobst vom Erdbeerspinat bis zum Erdkohlrabi angepflanzt. Das Ernten ist ausdrücklich erlaubt. Die Pflanzen werden durch die Stadtgärtnerei gesät und gezogen. Teilweise wird sogar eigenes Saatgut gewonnen, das dann in der nächsten Saison genutzt wird.
Seit 2016 gibt es zusätzlich fünf mobile Beete in umfunktionierten Einkaufswägen mit wechselnden Standorten. Gestaltet, angepflanzt und betreut werden sie von Kindergärten, der Grundschule und der Biologie-AG der Realschule.
Naherholungsgebiet mit Grünem Klassenzimmer
• Die „Nützelbachaue“ ist ein für alle Generationen barrierefreies stadtnahes Erholungsgebiet am südlichen Stadtrand. Die verschiedenen Bereiche bieten die Gelegenheit, artenreiche Flora und Fauna zu erleben. Dazu zählen neben den Seen mit ihrer Wasserfläche vor allem das „Grüne Klassenzimmer“ mit dem Kräutergarten, dem Wald der Zukunft und den Bäumen des Jahres. Hier wird generationsübergreifende Natur- und Umweltbildung praktiziert.
Außerdem gibt es auf dem rund 70000 Quadratmeter großen Gelände einen offen gelassenen alten Steinbruch und eine Feuerstelle zur Freizeitgestaltung.
ONLINE-TIPP
Mehr Informationen zum Europäischen Preis für ökologisches Gärtnern 2017 unter www.naturimgarten.at/award