Seit zwei Monaten leben jetzt die 33 syrischen Flüchtlinge in Poppenhausen. In der Schule gab es nun ein Willkommensfest, um die Neubürger besser kennenzulernen und sich mit ihnen auszutauschen. Organisiert hatte das Fest der örtliche Helferkreis, in dem inzwischen 20 Personen regelmäßig mitarbeiten.
Ein großes deutsch-syrisches Buffet war in der Poppenhäuser Schule aufgebaut. Alle Helfer und Flüchtlinge hatten dazu etwas beigesteuert. Gegenseitig wurden die landestypischen Spezialitäten probiert und man erfuhr so manches über das einstige Leben der Flüchtlinge, die – anders als Asylanten – für die nächsten zwei Jahre einen Sonderstatus haben, sofort arbeiten und auch umziehen dürfen. Malek, der in Syrien als Topograf gearbeitet hatte, zeigte Bilder von seinem zerstörten Haus in Homs. Die Frauen tauschten Kochrezepte aus.
Auch 17 Kinder sind unter den syrischen Flüchtlingen. Im Schulunterricht war in den ersten Tagen jeweils eine Hilfsperson pro Kind dabei, um den Unterrichtsstoff zu vertiefen.
Der Helferkreis kümmert sich daneben um die medizinische Versorgung der Flüchtlinge, hilft bei Rechtsfragen und unterstützt in allen sozialen Belangen. „Derzeit begleiten die Helfer die Flüchtlinge vorrangig zu Ärzten, denn Impfungen, Schwangerschafts- oder Zahnuntersuchungen müssen durchgeführt werden“, erklärt Regine Köhler-Fuhlendorf, die Koordinatorin des Helferkreises.
Hilfestellung erhielten auch die Männer, die nach Schweinfurt in den Integrations- oder Alphabetisierungskurs fahren müssen, um Deutsch zu lernen. Ihnen zeigten die Helfer, wie man die Fahrkarten löst und wie man Züge und Fahrplan benutzt. Zu den Flüchtlingsfrauen kommt regelmäßig auch eine Hauslehrerin, die ihnen Deutsch beibringt.
Hamzeh, der in Syrien als Rechtsanwalt gearbeitet hat, und Malek, der Topograf, haben bereits einige Worte deutsch gelernt. Sie sprechen auch Englisch und können sich so relativ problemlos verständigen.
Auch ihre Frauen besitzen Grundkenntnisse im Englischen. „Bei anderen Flüchtlingen sieht es noch nicht so gut aus“, sagt Köhler-Fuhlendorf. Als Übersetzer konnte der Helferkreis den schon lange in Schweinfurt lebenden Ägypter Abdelsayed Melik gewinnen.
Melik war Politikmeister im ägyptischen Parlament und würde die Flüchtlingsangelegenheit nach eigenen Worten ganz anders angehen. Er hält es für sinnvoll, Flüchtlingen, die für die Integration nach Deutschland ausgewählt werden, die Mentalität und Sprache ihres neuen Landes schon in den Auffanglagern beizubringen. „Das würde vieles vereinfachen, erheblich weniger Kosten verursachen und auch die Frauen mit den Männern gleichsetzen“, meint er.
Melik, der Christ ist, hilft den Flüchtlingen in Poppenhausen auch bei ihrer Eingliederung in die Gesellschaft. Er versteht allerdings nicht, warum ausschließlich Moslems für die Integration in Deutschland ausgewählt worden seien. Denn: „Auch die in Syrien lebenden Christen werden verfolgt und getötet.“ Melik würde sich daher wünschen, dass im christlichen Europa für diese Bevölkerungsgruppe ebenfalls etwas getan wird.