Den Maschinisten mit dem Ölkännchen, wie wir ihn aus vielen Filmen kennen, den gibt es hier nicht. Hier ist alles blitzsauber. Ölgeruch? Im Maschinenraum jedenfalls nicht, eben sowenig an Deck. 2158 Tonnen Öl der verschiedensten Sorten kann sie aufnehmen, die „Erik Walther“, das neue Tankmotorschiff der in der Hafenstraße angesiedelten Mineralölhandelsgesellschaft. Benannt ist es nach dem Firmengründer.
Das neue Schiff hat gerade seine Jungfernfahrt bestanden. Hat Mineralöl von Bottrop in das große Lager nach Schweinfurt gebracht, wo in zwölf Großtanks 50 Millionen Liter Benzin, Diesel, Heizöl und Flüssiggas gelagert sind. Von hier aus ist das Schiff zur Rückfahrt gestartet, main- und rheinabwärts. 10 bis 14 Tage dauert eine Fahrt bis in den Westen Deutschlands oder in die Niederlande, nach Antwerpen, Amsterdam oder Rotterdam, wo die Erik Walther GmbH einkauft.
Fünf Schiffe im Bestand
Das Unternehmen verfügt derzeit über fünf Schiffe. Das Tankmotorschiff Thüringen (Baujahr 1992), das TMS Friedrich Rückert (1988), das TMS Bayernland (1984) und das Schubschiff Marie Luise (2012), das vor eines der anderen Schiffe gespannt wird. Da die Bayernland nur einwandig gebaut ist, müsste sie, um den strengeren Sicherheitsvorschriften gerecht zu werden, für 1,6 bis 1,8 Millionen nachgerüstet werden. „Die Nachrüstung der Bayernland rentiert sich nicht“, sagt Geschäftsführer Jürgen Rehl. „Darum wird das Schiff verkauft oder auch verschrottet.“
Der Körper der „Erik Walther“ ist auf einer Werft in Rumänien gebaut worden. Beginn war im August vorigen Jahres. anschließend wurde es in die Niederlande geschleppt, wo auf der TeamCo Werft in Heusden die Technik und die Wohnungen der Besatzung eingebaut wurden. Nach 16 Monaten war das Schiff fix und fertig gebaut.
Schleusen verlangen ganze Konzentration
Die „Erik Walther“ hat eine Länge von 109,90 Metern und eine Breite von 11,43 Metern, was bei der Schleusenbreite am Main (bis Schweinfurt sind es 29) von zwölf Metern, der Crew, die in der Regel aus dem Schiffsführer, dem Steuermann und einem Matrosen besteht, einiges abverlangt. Der Tiefgang liegt bei 2,80 Metern, das Fassungsvermögen bei 2158 Tonnen. Da der Main ab Aschaffenburg nur noch einen Tiefgang von 2,60 Metern erlaubt, muss in Aschaffenburg ein Teil der Ladung geleichtert werden. Dann sinkt die Tonnage auf 1802 Tonnen. In Aschaffenburg liegt die Lagerkapazität bei 24 000 Tonnen. Beliefert werden 86 eigene Tankstellen und externe Kunden.
Unterwegs ist das Schiff mit 1600 PS. Flussaufwärts sind mit dieser Motorkraft elf bis zwölf, flussabwärts auf dem Rhein 20 bis 25 Stundenkilometer möglich.
Eine Schiffsladung entspricht bis zu 25 Kesselwagen
Mit der Flotte, die 26 Mitarbeiter zählt, deckt Walther etwa die Hälfte des Umsatzes ab. Die zweite Hälfte kommt über die Schiene. „Damit können wir uns auf den Märkten freier bewegen“, erklärt Rehl. Dabei entspricht eine Schiffsladung entspricht 20 bis 25 Kesselwagen.
Ein zugefrorener Main oder wegen Wartungsarbeiten gesperrte Schleusen – dies ist wieder im April vom 10. bis zum 30. der Fall – seien deswegen auch weniger problematisch. Getauft ist das neue Schiff übrigens noch nicht. Dazu ist ein großes Fest geplant. Am 7. Juli, für alle 185 Mitarbeiter der Firma.
Die Erik Walther Mineralölgesellschaft
Gegründet wurde das Unternehmen 1934 in Gera von Erik Walther als freie Tankstelle.
1936 beginnt der Mineralölhandel.
1938 Bau der ersten Großtankstelle in Gera.
1945 Wiederaufbau nach dem Krieg und Übernahme einer Opel-Vertretung.
1953 Enteignung in der DDR und Neuanfang mit einem Waschsalon in der Gabelsberger Straße in Schweinfurt.
1956 Eröffnung der „1. Volkskraftstoff-Tankstelle Georg von Opel“ in der Friedrichstraße. Beginn des Mineralölhandels.
1968 Kauf des ersten Tankschiffs „TMS Stadt Scheinfurt“
1988 Der Gründer Erik Walther zieht sich aus der Geschäftsführung zurück und übergibt das Unternehmen der nächsten Generation. Sein Schwiegersohn Ernst Linsner wird Geschäftsführer, seine beiden Töchter Antje Fücks und Uta Kossendey erhalten Prokura.
1982 Bau der ersten Flüssiggasumschlag- und Abfüllanlage in Schweinfurt.
1984 bis 1992 Erweiterung der aus inzwischen drei Schiffen bestehenden Tankerflotte, um die Neubauten „TMS Bayernland“ (1984), „TMS Friedrich Rückert“ (1988) und „TMS Thüringen“ (1992). Sechs Schiffe befahren die Rhein-Main-Donau-Route und können 10 916 Tonnen Heizöl, Benzin oder Diesel transportieren.
1995 Inbetriebnahme der zweiten Umschlag- und Abfüllanlage für Flüssiggas in Schweinfurt.
2009 Weitere Netzvergrößerung im Tankstellen- und Autogastankstellenbereich. Eröffnung der 60. Walther-Tankstelle in Stephanskirchen, sowie der 100. Autogastankstelle. Ausbau der Tanklager in Schweinfurt und Aschaffenburg.
Jürgen Rehl,
Geschäftsführer