Wo noch vor drei Wochen der organisierte Frohsinn tobte, wo Nilpferddame Amanda ihren Schwarm Horst Seehofer anhimmelte und „Dreggsagg“ Michel Müller als Schäfer dem närrischen Volk und der Politik gleichermaßen verbal die Wolle schor, wird es am Freitag für drei junge Frauen aus Franken ernst. Für sie geht es in den Mainfrankensälen von Veitshöchheim um die Krone der Fränkischen Weinkönigin.
Eine davon ist Silena Werner aus Stammheim. Ja, gibt die 20-Jährige zu, Weinkönigin zu werden ist ein Traum. Aber Nein: Es war nicht ihr Kindheitstraum.
Eis statt Wein
Denn zunächst spielte der Wein in ihrem Leben keine große Rolle. „Da war ich eher die Eisprinzessin“, schmunzelt Silena Werner. Schließlich betrieb ihre Mutter ein Eiscafé.
Doch die Präferenzen sollten sich ändern. Im Februar 2015 wurde Selina zur Stammheimer Weinprinzessin gekrönt. Ein Amt, in dem sie schnell aufging.
Und spätestens nach dem ersten Jahr reifte langsam der Entschluss, die Hand doch einmal nach der Fränkischen Krone auszustrecken. Im Mai 2016, bevor die Weinfestsaison so richtig durchstartete, stand für Silena Werner fest: Ich probier's. „Im Hinterkopf hatte ich es schon zuvor und war offener dabei mit Augen und Ohren“, sagt sie heute.
Wein auch als beruflicher Wegbegleiter
Recht schnell fühlte sie auch bei ihrem Arbeitgeber vor. Bei der Baywa ist die Kandidatin als Groß- und Einzelhandelskauffrau angestellt. Der Wein ist auch beruflich ihr Wegbegleiter. Ob Drahtrahmen, Pflanzenschutz, Dünger – Silena Werner ist Ansprechpartnerin für die Winzer, wenn die etwas brauchen.
Ihre Vorgesetzten legten Silena Werner keine Steine in den Weg: „Die Baywa würde mich ein Jahr freistellen“, freut sie sich: „Die sehen das als persönliches Engagement, das einen weiter bringt.“
Für die heiße Phase der Vorbereitung zog sich die Stammheimerin einen renommierten Coach an Land. In lockerer Runde wird da Weinwissen gepaukt, die Fragen zurückliegender Jahre durchgegangen, aktuelle Themen diskutiert.
Was ist derzeit aktuell im Land des Frankenweins? „Die Klassiker“, antwortet Silena Werner. „Immer noch der Bocksbeutel PS, auch der Klimawandel ist weiterhin ein Thema.“
Winzer und ihre Philosophie
Dazu kommen zwei Jubiläen im Bereich Fremdenverkehr: Das Tourismuskonzept „Franken – Wein.Schöner.Land.“ gibt es seit zehn Jahren, die Gästeführer Weinerlebnis Franken schon doppelt so lange. Gut möglich, dass dazu Fragen kommen am Freitag.
Außerdem gilt es, Winzer und ihre Philosophie kennen zu lernen, Netzwerke zu knüpfen. „Die empfangen einen mit offenen Armen“, hat die Kandidatin festgestellt.
Und die Vorbereitung läuft längst nicht nur individuell. Der Weinbauverband führt für das Kandidatinnen-Trio Schulungen durch, und auch die Info-Fahrt durch das Fränkische Weinland hat längst Tradition. Diese führte heuer unter anderem in den Staatlichen Hofkeller unter der Residenz und in die Würzburger GWF-Vinothek „Main Wein“.
In Retzbach besuchten die Kandidatinnen das Weingut von Christine Pröstler, die einst selbst nach Frankens Weinkrone griff und heute eine moderne, erfolgreiche Winzerin ist. Außerdem ging es nach Eußenheim ins Weingut von Klaus Höfling, der seine Weine bereits in den neuen Bocksbeutel PS abfüllt, und zur Büttnerei Aßmann. „Der Fassbauer war für uns alle sehr interessant“, zeigt sich Silena Werner beeindruckt.
Die Chemie mit der Konkurrenz passt
Überhaupt, die Konkurrenz: Mirjam Kirch aus dem Nachbarort Fahr ist eine langjährige Weggefährtin von Silena Werner: „Wir haben gemeinsam unser Vorbereitungsseminar absolviert, haben zusammen als Weinprinzessinnen angefangen. Jetzt nutzen wir die kurzen Entfernungen für Fahrgemeinschaften.“
Mit Alisa Hofmann aus Sulzfeld dagegen hatte sie zuvor weniger Kontakt: „Sie ist ja auch schon seit fast einem Jahr keine Weinprinzessin mehr. Dafür hat man sich jetzt gut kennen gelernt.“
Die Chemie zwischen den drei Bewerberinnen scheint zu passen. „Wir verstehen uns gut“, betont Silena Werner, schiebt jedoch nach: „Aber es gibt dann doch Sachen, über die spricht man nicht.“ Das Kleid für den großen Auftritt gehört mit zu den ausgesparten Themen.
Eine kleine Ausnahme: dessen Farbe. „Auf unseren Bewerbungsbildern haben wir alle drei Rot getragen“, lacht sie: „Das war nicht abgesprochen.“ Zumindest über die Farben bei der Königinnen-Wahl hat man sich nun verständigt. Der Wein, mit dem sie ins Rennen geht, bleibt für Silena Werner jedoch wieder top secret. Nur so viel: „Ein Stammheimer ist es auf jeden Fall.“
Die Krone für den Landkreis
Die Krone der Fränkischen Weinkönigin zierte noch nicht oft ein Haupt aus dem Landkreis Schweinfurt. Zuletzt bekleidete Jennifer Herbert aus Zeilitzheim von 2006 bis 2007 das Amt.
Aus Stammheim haben bisher drei junge Frauen kandidiert: Monika Stühler, Kerstin Endres und zuletzt Nadine Wieland. Ohne Erfolg. Den Landkreis Schweinfurt dürstet seit Jahren nach der Krone.
Spürt Silena Werner da einen gewissen Erfolgsdruck? Eher nicht. „Natürlich möchte ich Stammheim und den Landkreis Schweinfurt stolz machen“, sagt sie pragmatisch: „Aber im Endeffekt ist es egal, wo die Weinkönigin her kommt. Sie steht für ganz Franken.“
Dafür, dass es letztlich doch auf sie und Stammheim hinausläuft, investiert Silena Werner viel. Die intensive Vorbereitung frisst Zeit. Seit Januar sind es gut 20 bis 30 Stunden in der Woche: „Da steht vieles andere hintendran.“ Der Fasching bot mitunter etwas Zerstreuung. In Stammheim stand sie als Schautänzerin auf der Bühne, in Nordheim und Zeilitzheim war sie im Weinprinzessinnen-Elferrat.
Ruhe zuhause
„Ich bin aber froh, immer mal wieder daheim zu sein“, gibt die Kandidatin zu. Dann zieht sie sich gerne in ihr Zimmer zurück, setzt sich auf die Couch und vertieft sich in ein Buch. Ihr Bücherregal ist bunt gemischt, am liebsten hat sie aber Romane mit Liebesgeschichten. Und es gibt noch einen weiteren Ruhepol: „Auch mein Freund bringt mich immer wieder gut runter.“
Am Freitagnachmittag wird es sich nun zeigen, ob die intensive Vorbereitung Früchte trägt. Ist sie eine, der solche Prüfungssituationen den Schlaf rauben? „Eigentlich bin ich eher der ruhigere Typ“, sagt Silena, gibt aber zu: „Zwischenzeitlich sickert die Aufregung schon durch.“
Und so hofft sie, dass ihre Mutter sie am Wahltag wecken muss, ihr Zeit für ein Frühstück bleibt und sie sich dann in aller Ruhe um ihr Outfit kümmern kann, bevor sie nach Veitshöchheim fährt.
Sollte Silena Werner dann am frühen Abend die Mainfrankensäle mit der Krone in Richtung Stammheim verlassen, „müssen die lieben Winzer bei der Baywa ein Jahr lang auf mich verzichten.“ Sie schmunzelt. Vor ihr läge dann ein erlebnisreiches Jahr mit vielen Terminen und Reisen im Dienste des Frankenweins, zahlreiche neue Erlebnisse und Begegnungen.
Sollte sie nicht gewinnen, wird es Silena auch mit Prinzessinnenkrone nicht mehr geben. „Nach der Wahl wird abgekrönt. Das wollte ich so“, sagt die 20-Jährige: „Ich konnte aus diesen zwei Jahren als Weinprinzessin viel mitnehmen. Dann aber ist dieses Kapitel abgeschlossen.“