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SCHWEINFURT
Die dunkle Seite von Weihnachten: Blow Out Festival im Stattbahnhof
Hansa Claus alias Hans Füsser übernahm die Bescherung.
Foto: Uwe Eichler | Hansa Claus alias Hans Füsser übernahm die Bescherung.

Von unserem Mitarbeiter

Uwe Eichler

 |  aktualisiert: 08.12.2014 19:02 Uhr

Ho-ho-ho: Wenn der Stattbahnhof zum Vorweihnachtskonzert einlädt, darf man nicht erwarten, dass es still oder besinnlich zugeht. Schon gar nicht, wenn die große Jubiläumsparty zum 20. Blow Out Festival ansteht. An Nikolaus wurden vor der Bescherung erst mal die (Elektro-)Ruten aus dem Sack gepackt: Blow Out (Ausbruch) steht eigentlich für detonierende Bohrlöcher und Kernkraftwerke. Oder eben das rituelle Austreiben von Helene Fischer aus den Köpfen und Herzen der Menschen, mittels Lautsprecher-Boxen auf Anschlag.

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„Tagtraum“, „Löwenzahn Blues Band“, „Shine“ oder „Sister No Name“ hießen einige Bands, mit denen 1994 in der Schreinerei alles begann. Von diesen Ausbrechern konnten zwar keine mehr eingefangen werden, die Moderatoren Florian Streibich und Julia Gock luden dafür andere Ehemalige in den Großen Saal. So stand ein Wiederhören mit „Anti Control“ auf dem Programm. Influenzabedingt mussten „Scallwags“ und „Shit happens when you party naked“ (SHWYPN) absagen.

An den Spielregeln hat sich wenig geändert. Es werden je drei Songs gespielt, ein eigenes Werk, ein Coversong nach Wahl und ein Stück, das der Band vom Stattbahnhof aufgedrückt wird. Zu Beginn gab es eine schräge Schlittenfahrt durch die Hardrock-Geschichte, dank Hansa Claus alias Stattbahnhof-Legende Hans Füsser, mit Rauschebart und rotem Mantel. Gefolgt von den Indierockern der „Illustrators“ aus Hammelburg, die sich Hipster-Rapper Marteria widmen durften. Dann der „Schrecken“ des Festivals: Die Punker von Lokusbomber steuerten unter anderem „Unkraut“ und Sido bei. Dass sie die braungebrannten Buam von „Freiwild“ covern mussten, ist nur ein Gerücht.

„Schweine in Grün“ nennt sich das Deutschpunk-Eigengewächs des Hauses, unter anderem mit Flo Streibich am Schlagzeug und Gernot Stühler an der Gitarre: nur echt im grünen Turnanzug. Auf die Ohren gab es Knochenfabrik, Sportfreunde Stiller und ein Medley der Hits prägender Schweinfurter Combos: Rawside, Scallwags, Straßenterror und Deathjocks. „Ein Prosit der Gemütlichkeit“ stimmte „Goldeisen“ an, mit Wiesn Punk und Skihüttenschlager-Gaudi, außerdem „Hero“ von Enrique Iglesias und einer fetten Tuba.

„Anti Control“ krabbelte aus dem „Koffer der verstaubten Seelen“, wie es der Ansager formulierte: nach acht Jahren Hardcore Punk-Abstinenz wurden die Gehörgänge durchgeblasen, unter anderem mit Abba in Anarcho-Version. „Bitte gehen Sie weiter, es gibt nichts zu sehen“: Wie beim Namensgeber der Frank Drabin Band, dem Detective Lieutenant aus der „Nackten Kanone“, explodierte ein Riesenfeuerwerk von Gags, dank Weihnachtsengeln, Satan Claus, Candy von Robbie Williams oder kiffenden Nikoläusen. Die FDB verzichtete aufs Konfetti-Massaker von 2013 und saute lieber alles mit Bonbons und Luftschlangenspray zu. Etwas stubenreiner waren die Ghost Rockets, die Alternativ-Rocker haben ein neues Album. Zu später Stunde der Kehraus mit der Multikultiband „Kojak“, deren Leadsänger Jamie Vox sich eine Stachel-Frisur Marke Weihnachtsstern gezaubert hatte. Einhelliges Fazit: Eines der schönsten (und durchgeknalltesten) Blow Outs seit langem.

Gernot „Sid Vicious“ Stühler bei den „Schweinen in Grün“.
Foto: Uwe Eichler | Gernot „Sid Vicious“ Stühler bei den „Schweinen in Grün“.
Mit Weihnachtsstern-Frisur: Jamie Vox übernahm mit „Kojak“ den Ausklang.
Foto: Uwe Eichler | Mit Weihnachtsstern-Frisur: Jamie Vox übernahm mit „Kojak“ den Ausklang.
Himmlisch: Die Weihnachtsengel der Frank Drabin Band.
Foto: Uwe Eichler | Himmlisch: Die Weihnachtsengel der Frank Drabin Band.
 
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