Helmut Gleichmann hat in den letzten Jahrzehnten manche historischen Gebäude in Miniatur nachgebaut. Jetzt kamen im Maßstab 1:100 die Wirtschaftsgebäude der ehemaligen Grobesmühle hinzu, wie sie um 1850 auf dem Areal zwischen Steinach und dem ansteigenden Kreuzberg im Altort von Schonungen standen. Diese Mühle wurde als Dorfmühle schon Anfang des 14. Jahrhunderts im Lehensverzeichnis der Landesherren erwähnt, schreibt Josef Ryba in der Ortschronik "Schonungen 1966". Da sie im Besitz der Familie Grobe ab 1852 für etwa 100 Jahre einen großen wirtschaftlichen Aufschwung nahm, wurde der Familienname auf die Mühle übertragen. 1864 wurde die Mühle auf Dampf umgestellt.
Grundlage für deren Modellnachbau waren für Helmut Gleichmann ein Bild und Informationen in der erwähnten Ortschronik von Josef Ryba. Ferner existiert eine Federzeichnung dieser Dorfmühle aus dem Jahr 1852 und 1952 auf dem Titelblatt der Jubiläumsschrift zu "100 Jahre im Besitz der Familie Grobe". Der Wirtschaftskomplex bestand aus drei Gebäuden. Heute stehen auf dem Areal das neue Schonunger Rathaus und Schuppen für Fahrräder sowie Parkplätze. Die Straße auf dem Areal führt wie damals hoch zur Flurabteilung Kreuzberg, auf der in Dorfnähe um 1970 ein Neubaugebiet erschlossen wurde. Ein Mühlengebäude wurde aufgestockt und wird, wie das auf der gegenüberliegenden Bachseite stehende Wohnhaus der Familie Grobe, jetzt als eine Einrichtung der Lebenshilfe genutzt.
Gebäude werden detailgetreu nachgebaut
Mit handwerklichem Geschick ausgestattet hat Gleichmann zeit seines Lebens gerne gebastelt. In seinem Hobbyraum sind Dreh- und Fräsmaschinen für die Miniformate zu finden, die er für seine Modelle braucht. Aus Sperrholz gestaltet er kleine Dachziegel, Stäbchen ergeben Fenster und "Baumaterial" für fränkisches Fachwerk. Viel Mühe verwendet Helmut Gleichmann auf Details wie Mühlenrad oder den Holzstoß, der vor einem Gebäude aufgeschichtet ist. "Diese sind wichtig, wie zum Beispiel auch die zwei ausrangierten Mühlensteine auf dem Gelände", so der Hobbykünstler.
Zunächst gestaltete er auf der 80 mal 100 Zentimeter und etwa 20 Zentimeter hohen Styroporplatte das Gelände, das vom Bachbett der Steinach zunächst flache und dann steil ansteigende Areal der Grobesmühle. Wenn die Gebäude aus Holzstäbchen nach vielen Stunden äußerst präziser Handarbeit entstanden sind, greift Helmut Gleichmann zu Pinsel und Farbe. Aufgrund seiner langjährigen Erfahrung kann er mit wenig Zeitaufwand, Dächer und Wände bemalen. Mit sehr viel Kreativität lässt er Hecken, Bäume und oft auch Blumen in der Umgebung seiner Gebäude lebensecht erscheinen. Viele "Pflanzen" stellt er selbst her. So werden zum Beispiel kleinste Astgäbelchen aus seinem Garten mit Moos behängt zu einem Baum. Manche Zutaten kommen aus den Angeboten für den Modelleisenbahnbau.
Modelle zeigen das Schonungen der Vergangenheit
Auf Styroporplatten gestaltete er schon in Miniatur Nachbauten von Dorfansichten aus früheren Zeiten und Gebäuden, die heute nicht mehr existieren. "Ich will durch die Modelle zeigen, wie es früher in Schonungen ausgesehen hat," meint er. So entstand in Zusammenarbeit mit Peter Schmitt ein Modell wie sich seine Heimatgemeinde um 1830 dem Betrachter darbot. Ein zweites bildete das Dorf in seiner Verwüstung nach der durch Funkenflug aus einer Lokomotive 1853 ausgelösten Brandkatastrophe ab. Weitere Nachbildungen zeigen den Bahnhof und die Mainauenlandschaft zwischen Schonungen und Mainberg mit der Fähre auf dem Main.
Der 85-Jährige hat noch viele Pläne und hofft zusammen mit Bürgermeister Stefan Rottmann einmal ein Haus in der Gemeinde als eine Art Heimatmuseum für seine Kunstwerke zu finden. Als nächstes möchte er weitere Mühlen, die vom Maintalort Schonungen aus Richtung Marktsteinach und Hausen wie an einer Perlenschnur aufgereiht an den Bächen Steinach und Wollenbach liegen, als Modelle aufarbeiten. "Zunächst kommt die an der Steinach von Schonungen aus nordöstlich liegende Klüpfelsmühle dran", versichert er, denn er benötigt zu seinen Modellen historische Dokumente wie Fotos, Zeichnungen oder Pläne.
Gerne zeigt er Besuchern nach telefonischer Voranmeldung die Ausstellung aller seiner bisher geschaffenen Werke, was derzeit zu seinem Bedauern wegen Corona-Regeln nicht möglich ist.