Nicht wegen der Kaninchen und deren Appetit auf Blumenzwiebeln, sondern wegen der unappetitlichen Hinterlassenschaften des besten Freunds des Menschen sind die zwei "Blauen Blumenbeete" im Alten Friedhof an der Schultesstraße eingezäunt. Die Redaktion trifft dort die vier Schweinfurter "Beet-Schwestern". Den Namen haben sich Gitte, Birgit, Bettina und Manuela selbst gegeben und auf das Schild hinter der Windschutzscheibe ihres Transporters geschrieben.
Schweinfurt blüht auf
Die vierköpfige Truppe der Stadtgärtner pflegt im Zentrum sowie in den nördlich und westlich angrenzenden Stadtvierteln 85 und damit die Hälfte aller städtischen Schmuckbeete. Mit ihren Kollegen aus den anderen Revieren hat der Trupp in den vergangenen Jahren dafür gesorgt, dass eingetreten ist, was bei Stadtratswahlen alle Parteien für ihre Programme in Anspruch nehmen: "Damit Schweinfurt schöner wird". Und für den blühenden Schmuck gibt es auch reichlich Lob von den Schweinfurtern, sagen die Vier.
Nicht schön ist jedoch, was allenthalben unter Büschen, Sträuchern, Stauden und Blumen liegt. Eklig ist der Hundekot, doch auch das Einsammeln von Flaschen, Glasscherben, geleerten Dosen, von Zigarettenkippen und -packungen, von verschmierten Folien und Hundekotbeuteln sowie von vom Ungeziefer besiedelten und von Nagern gekennzeichneten Essenresten oder Vogelfutter gehört zum Alltagsgeschäft der Gärtnerinnen. Abhilfe beschere ein vermehrtes Aufstellen von Abfalleimern nicht, meint der Trupp, der aus Erfahrung weiß, dass rund um die Restmüllbehälter oft der meiste Unrat liegt.
Nicht nur wenn es grünt und blüht liegt der Hundekot in den Beeten. Wird im Herbst das Laub geräumt, ist auch dieses mit dem Kot angereichert, der spätestens beim Austausch der Pflanzerde im Frühjahr zum Vorschein kommt.
Keine Blüh- und Rasenfläche bleibt verschont
Den Alten Friedhof, den Schelmsrasen und den Alten Wartweg zählt das Stadtgartenamt zu den übelsten unter den wilden Hundetoiletten. Verschont wird jedoch keine Blüh- und keine Rasenfläche und auch die begrünten Fußgängerinseln müssen als Hundeklo herhalten. Am Obertor und entlang der Niederwerrner Straße wird zudem jede Art von Müll unter den Sträuchern deponiert. Trampelpfade durch die Beete und herausgerissene Stauden sind überall und nicht nur in den Parkanlagen zu notieren.
Von den Hundehaltern bekommen die Stadtgärtner zu hören, dass "mein Hund so etwas nicht macht", dass er "das noch nie gemacht hat" und, dass "der Hund das darf", weil man als Halter schließlich Hundesteuer bezahlt. "Die schauen zu, wie der Hund vor uns in das Beet seinen Haufen setzt", erzählt Gitte.
1720 gemeldete Hunde in Schweinfurt
Die Hundesteuer ist als öffentlich-rechtliche Abgabe in der Tat eine Aufwandssteuer. Die Beseitigung der Hinterlassenschaft erfordert einen solchen Aufwand – und vom Halter eine unerfreuliche Portion an Missachtung gegenüber dem, der den Kot beseitigt. Auch sollen die 50 Euro im Jahr (125 Euro für den zweiten Hund und 400 Euro für den Kampfhund) die Anzahl der Tiere in der Stadt begrenzen. Schweinfurt liegt mit diesen Sätzen bundesweit im Mittelfeld und auf dem Niveau vergleichbar großer Städte. Das Internet-Portal "Sicher auf vier Pfoten" spricht von gewaltigen Einnahmen für die Kommunen, nämlich von jährlich über 300 Millionen für die über sieben Millionen Hunde in Deutschland.
Den Trend zu mehr Haustieren auch in Schweinfurt bestätigt auf Nachfrage Ordnungsreferent Jan von Lackum. Über viele Jahre blieb der Bestand mit 1500 Hunden konstant, hat sich in jüngerer Zeit jedoch auf aktuell 1720 erhöht. Verärgerte Bürger beschweren sich immer wieder über Hundekot auf Wegen, in Grünanlagen und auch auf Spielplätzen, doch der Ordnungsdienst der Stadt kann bei seinen Kontrollen nur "auf frischer Tat" eingreifen, was mit jährlich drei bis neun Verfahren zu einer sehr überschaubaren Quote bei den Bescheiden über jeweils 50 Euro führt. Nicht akzeptiert wird die zumeist vorgebrachte Begründung, dass ausgerechnet heute der Plastikbeutel fürs Einsammeln vergessen worden sei. Von Lackum: "Bei 64 Beutelspendern in der Stadt ist dies kein Argument."
Volleyballfeld als Hundeklo
Andreas Hofstetter ist zuständig für die neu errichtete Carus-Allee, eine "tolle Anlage, die toll angenommen wird", gut angenommen auch nach dem Besuch des Discounters und der zwei Fast-Food-Lokale in der Nachbarschaft. Verpackungsmüll und abgebrochene Äste seien ständig zu entsorgen, der Basketballkorb bereits zweimal erneuert, die Spuren nächtlicher Trinkgelage unübersehbar, so Hofstetter.
Beim Rasenmähen würden den Gärtner die aus den Kiesflächen geholten Steine und der Hundekot um die Ohren fliegen. Die Aufforderung, Hunde an die Leine zu nehmen, fruchte oft nicht und werde mit "sei nicht kleinlich" oder "typisch deutsch" quittiert. Besonders ärgert Hofstetter, dass das Beach-Volleyballfeld als Hundetoilette herhalten muss.