Das meiste Geld hat die Absicherung des hoch über der Gutermann-Promenade liegenden Gleises verschlungen. Um sein Abrutschen zu verhindern, wurde vor dem Bau des mainseitigen Bahnsteigs eine große Bohrpfahlwand eingebaut. Kamerascheue polnische Arbeiter waren in dieser Woche noch damit beschäftigt, die gewaltige Betonmauer fertig zu stellen, die diese Wand zur Promenade hin verblendet. Der Betonkoloss hat auch eine sechsstellige Summe gekostet. Seine eigentliche Funktion ist die einer Rampe, auf der Rollstuhlfahrer, nicht ganz einfach, den großen Höhenunterschied zur Promenade bewältigen müssen. Diese Rampe wird erst im Frühjahr in Betrieb gehen können; der Treppenaufgang zum mainseitigen Bahnsteig soll aber heute noch fertig werden, versicherte gestern die aus den neuen Bundesländern engagierte Baufirma. Der behindertengerechte Zugang zum stadtseitigen Bahnsteig, an dem die Züge in Richtung Hauptbahnhof, Würzburg und Meiningen halten, ist hingegen benutzbar, allerdings ziemlich steil.

Auf den letzten Drücker fertig geworden sind auch die provisorischen Holzgeländer an den jeweils 140 Meter langen, 2,50 Meter breiten und einen halben Meter über Schienenoberkante liegenden Bahnsteigen. Tickets können am Fahrscheinautomat gelöst werden. Der Fahrplan hängt in einem hölzernen Kasten, der ihn kaum vor Regen schützen wird. Im Regen stehen auch die Fahrgäste. Die von der Bahn angekündigten Überdachungen mit jeweils neun Sitzplätzen auf beiden Bahnsteigen sind noch nicht da.

Die letzten Schilder für die Wegeführung sind erst am Freitag angebracht worden. Um zehn Uhr am gestrigen Freitag erfolgte auch die "elektrische Abnahme" des neuen Haltepunkts, nach der baulichen am Montag.

Noch nichts abzunehmen gibt es, was die Leistungen der Stadt betrifft. Sie hat die seit Jahrzehnten größte Investition der Bahn in Schweinfurt zwar außerordentlich begrüßt, weil der neue Haltepunkt einen Katzensprung nur vom künftigen Einkaufszentrum Stadtgalerie, vom Statistischen Landesamt, Landratsamt und Finanzamt entfernt liegt, weil sich von ihm die Innenstadt auf kürzestem Weg erreichen lässt, aber bisher selbst nichts dafür getan.

Die Unterführung befindet sich in einem Zustand, der Fahrgäste abschrecken könnte, und das nicht nur bei Dunkelheit. Selbst mit winterfestem Schuhwerk riskiert man, auf dem schlammbedeckten Boden zu landen.

Man habe mit eigenen Aktivitäten für den Haltepunkt Mitte nicht beginnen können, solange die DB die enge Baustelle besetzt hielt, heißt es dazu von der städtischen Bauverwaltung. Sie will eine verbesserte Behindertenzufahrt entlang der Rückert-Schule bauen und den Parkplatz zwischen dieser und dem Bankgebäude so umgestalten, dass auf diesem die jetzigen Parkplätze wegfallen. Diesbezügliche Pläne müssen allerdings unter dem Aspekt überarbeitet werden, dass die Rückert-Schule Ganztagsschule werden soll, am Bahn-Haltepunkt Schweinfurt-Mitte.

18 mal, zwischen 5⁰⁴ Uhr und 23²⁹ Uhr, hält hier ein Zug auf der Strecke Würzburg-Bamberg, 18 mal, zwischen 5²² Uhr und 0²² Uhr, in der Gegenrichtung. Die Erfurter Industriebahn, die die Linie Schweinfurt Stadt - Ebenhausen (Bad Kissingen/Gemünden) - Meiningen/Erfurt) bedient, fährt den neuen Haltepunkt 16 mal an, zwischen 5¹⁵ Uhr und 20⁴⁹ Uhr in Richtung Thüringen sowie zwischen 6⁴⁸ Uhr und 19¹⁰ Uhr in der Gegenrichtung.

Die DB hat der Stadt eine offizielle Übergabe der Haltestelle Mitte fürs Frühjahr 2007 vorgeschlagen. Bis dahin sollen auch Rillen in den Boden gefräst sein, damit selbst Blinde mit ihrem Taststock den Weg zu und von Schweinfurt-Mitte finden.