Es sind etliche Hauptamtliche und über 200 Ehrenamtliche, die sich im Landkreis um die Integration von Geflüchteten kümmern. Die Diakonie Schweinfurt, die hier die Sozialarbeit übernommen hat, hat die entsprechende Struktur geschaffen. Weshalb hier viel läuft und das auch sehr gut. Trotzdem bleiben immer neue Herausforderungen, erst recht in Corona-Zeiten. Das erfuhr auch die Integrationsbeauftragte der bayerischen Staatsregierung, Landtagsabgeordnete Gudrun Brendel-Fischer (CSU), bei ihrem Besuch im Schwebheimer Mehrgenerationenhaus.
Dass der Landkreis in Sachen Flüchtlings- und Integrationsarbeit so gut aufgestellt ist, hängt zum einen mit den engagierten Menschen zusammen, die die Begegnung in den Mittelpunkt stellen – was unter Corona-Bedingungen schwierig ist. Zwölf von ihnen sowie Vertreter von Behörden waren zum Treffen gekommen und stellten ihre Arbeit vor. Zum anderen sind es natürlich auch die finanziellen Mittel, die vom Freistaat, vom Bund und von der Diakonie selbst fließen.
So wurde mit der Fluchtbewegung ab 2015 die vorhandene Flüchtlings- und Integrationsberatung massiv aufgebaut. "Das war der Kern, um den herum wir noch mehr Hilfen anbieten", informierte Uwe Kraus, Leiter Soziale Dienste bei der Diakonie, zu den aktuell 5,6 hauptamtlichen Stellen. "Weil hier aber auch ein Schwerpunkt ist und viele hier untergebracht sind".
Viele Angebote, dank vieler Ehrenamtlicher
Zu den Angeboten zählen dank vieler Ehrenamtlicher die Helferkreise, Begegnungscafes, Wohnungsbörse, Fahrradgarage, Elternbegleitung, Elterntalk, frühe Bildung, Verbraucherberatung, Leseclub, Sprachmittler, das neue Projekt MediSozial – medizinische Grundversorgung für alle Menschen ohne Krankenschein plus Sozialberatung – , kurz: viele offene Dienste, die auch miteinander verwoben sind. "Wir agieren bedarfsgerecht und bringen die Personen zusammen: Diejenigen, die es machen wollen und die, die es brauchen", erläuterte Diakonie-Vorstand Jochen Keßler-Rosa. "Wir schaffen Plattformen".
Die Hauptamtlichkeit bedeute eine stützende Struktur für die Ehrenamtlichen, so Uwe Kraus, weshalb im Landkreis Schweinfurt im Gegensatz zu anderen Regionen das ehrenamtliche Engagement nicht zurückgehe.
Umso größer ist bei der Diakonie die Befürchtung, dass aufgrund neuer Richtlinien ab 2022 im Doppelhaushalt des Freistaats die Finanzierung der Integrationsberatung nicht mehr gewährleistet ist. Außerdem werde die Kirche, die etwa die Hälfte der Personalkosten in der Beratung trägt, dies künftig so nicht mehr leisten können, sagte Keßler-Rosa.
"Begegnung braucht immer hauptamtliche Begleitung", war auch der Standpunkt von Brendel-Fischer. Integrationslotsen dürften nicht abgeschafft werden, "das muss weitergehen", wofür sie sich einsetzen wolle. Weil deren Kontakte wichtig seien. Gerade die "Nachhaltigkeitsprojekte" müsse man halten.
Sie selbst habe das Thema Bildung im Mittelpunkt, vor allem für die Kleinsten. Nachholbedarf bestehe beim Zugang geflüchteter Frauen zum Arbeitsmarkt, weshalb sie ein Modellprojekt für Migrantinnen im hauswirtschaftlichen Bereich in ihrer oberfränkischen Heimat initiierte. "Das muss im Einvernehmen mit dem Partner geschehen und beim familiennahen Bereich klappt das eher".
Integration funktioniert in kleinen Kommunen oft besser
Sie merke auch, dass Integration in kleinen Kommunen besser funktioniere als in den Städten. Eine Strategie der dezentralen Unterbringung sei richtig. Auch kleine Schulstandorte hätten Integration gut gemeistert, der Freistaat stelle dabei Mittel für eine Drittkraft zur Verfügung. Allerdings fehle es an Lehrern. "Das ist auch ein hausgemachtes Problem", meinte die Abgeordnete selbstkritisch.
Dass in Corona-Zeiten gerade die Kinder und ihre Schulbildung nicht leiden dürften, war für Uwe Kraus wichtig. In vielen Haushalten fehle es an der technischen Ausstattung, konkret: am Drucker. Zwar gebe es mittlerweile dafür auch staatliches Geld, "aber das dauert, bis es kommt". Weshalb die Diakonie Schweinfurt als Soforthilfe 60 Drucker aus dem kirchlichen Nothilfefonds und Spenden beschaffte und dank des Wissens der Elternbegleiter weitergeben konnte. "Damit die Kinder wenigstens die Arbeitsblätter für die Hausaufgaben ausdrucken können", wie Monika Hofmann, Koordinatorin des Mehrgenerationenhauses und Moderatorin des Treffens erläuterte.
Sie werde viele Anregungen mitnehmen, versprach die bayerische Integrationsbeauftragte zum Abschied. "Und wir wollen Zutrauen zur Staatsregierung, dass da Menschen sind, die in unserem Sinne unterwegs sind", formulierte es Keßler-Rosa.