Impulse und Anregungen für die dezentrale Energiewende holte sich die Bürgeraktion "Müll und Umwelt e.V." aus Schweinfurt bei der Gemeinde Elfershausen im Landkreis Bad Kissingen. Der dortige Bürgermeister Johannes Krumm begrüßte die Gäste zu Beginn an drei bereits realisierten Windrädern und stellte anschließend auf der Trimburg die Zukunftspläne seiner 2800-Einwohner-Gemeinde vor. Gemeinsam mit Klima-Manager Stefan Richter aus Münnerstadt und anderen Kommunen soll ein Kommunalunternehmen gegründet werden, das ähnlich wie ein Stadtwerk erneuerbaren Strom regional produziert und seinen Bürgern sicher, nachhaltig und bezahlbar anbietet.
"Wir sind für eine dezentrale Energiewende in kommunaler Hand, denn wir sehen die Daseins-Fürsorge für Strom auch bei uns in den Gemeinden", begründete Elfershausens Bürgermeister Johannes Krumm die örtliche Initiative. Die Kommunen hätten es in der Hand, wie ein Stadtwerk selbst Strom auf dem Land zu produzieren und ihren Bürgern anzubieten. Das heißt, eigene Anlagen zur Stromgewinnung über das Regionalwerk betreiben und auch das Stromnetz vor Ort wieder in kommunaler Hand legen.
Höhere Bürgerakzeptanz
Als Vorteile nannte Krumm eine höhere Bürgerakzeptanz, eine höhere Sicherheit bei der Stromerzeugung sowie die wirtschaftliche Wertschöpfung in der Region mit Arbeitsplätzen und Einnahmen, die auch wieder den Bürgern zugutekommen. Vision ist es, dass sich mehrere Gemeinden zu einem Klimanetzwerk zusammentun und so eine Arbeits- und Kostenteilung möglich ist. Fachwissen könne man sich gemeinsam zukaufen und auch gegenseitig voneinander lernen.
Momentan sei man noch in der Konzeptphase, so Krumm, die Pläne könnten aber schon in naher Zukunft Wirklichkeit werden. Unterfranken könne hier Vorreiter für ganz Bayern werden, denn auch der Landkreis Haßberge habe bereits eine Gesellschaft zur Umsetzung regionaler Energieprojekte gegründet und sei bereits konkret in die Konzeptentwicklung für ein Regionalwerk auf Landkreis-Ebene eingestiegen. Die Gemeinde Elfershausen lässt aktuell für eine bereits planerisch begonnene Freiflächen-Photovoltaikanlage eine Machbarkeitsstudie erstellen, wie die Einbindung der Kommune möglich wäre.
Geschäftsfelder eines solchen Regionalwerks können laut Krumm alle Bereiche der Energiewende sein. So zum Beispiel der Betrieb von Freiflächen-PV-Anlagen, das Contracting von PV-Dachanlagen, der Betrieb eines Nah- oder Fernwärmenetzes oder die Speicherung von überschüssigem Strom über Elektrolyse. Auch Energiemanagement und ein eigener Energievertrieb seien möglich.
Windpark deckt den Strombedarf von 10.000 Haushalten
Einen kleinen Windpark mit drei Anlagen hat die Gemeinde Elfershausen im Gemeindewald bereits realisiert. Projektleiter Benedikt Lüninck von der Firma Prowind GmbH informierte über das Projekt: Das Genehmigungsverfahren hat zwölf Jahre gedauert, die Gesamtkosten liegen bei rund zehn Millionen Euro. Für die drei Anlagen inklusive Infrastruktur mussten drei Hektar Wald gerodet werden, als Kompensation ist ein Ersatzwald gleicher Größe an anderer Stelle gepflanzt worden. Die Anlagen mit einer Nabenhöhe von 149 und 161 Metern haben eine Leistung von jeweils 4,8 Megawatt und erzeugen 35 Gigawattstunden im Jahr, was dem jährlichen Strombedarf von etwa 10.000 Haushalten entspreche.
Hinsichtlich Vogel- und Fledermausschutz werden die Anlagen laut Lüninck immer dann abgeschaltet, wenn die gemessenen Parameter eine Flugzeit der Tiere erwarten lässt. Auch das nächtliche Blinken werde bald ein Ende haben, denn die roten Signallichter sollen ab Januar 2023 nur noch eingeschaltet werden, wenn sich ein Flugzeug in einem gewissen Radius nähert.
Die Gäste aus Schweinfurt wollten wissen, wie nachhaltig ein Windrad ist. Laut Lüninck haben die Windräder eine Lebensdauer von 30 bzw. 35 Jahre. Die CO2-Neutralität trete einer Studie des Bundesumweltamtes spätestens innerhalb von vier Jahren ein.
Betreiber der Anlagen ist die Elfershausener Bürgerwindpark GmbH & Co. KG mit einer 35-prozentigen Beteiligung durch Privatpersonen. Mittlerweile sei das Spektrum der Beteiligungsmöglichkeiten sehr groß und variantenreich, sagte Lüninck. Allerdings steige der Aufwand mit der Anzahl der sich beteiligenden Bürger, so dass sich ein breites Angebot an die Bevölkerung meist nur bei größeren Windparks rentiere. Bei kleineren Projekten sei es vorteilhafter, direkt auf die Interessierten zuzugehen.