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Deutscher Bruderkrieg 1866: Das vergessene Militärlager
Schweinfurt und der Krieg 1866: „Made in Schweinfurt XV“ zeigt ab 23. Juli im Konferenzzentrum auf der Maininsel Ausstellung über den deutsch-deutschen Bruderkrieg
Ein Lager für rund 9000 Soldaten: Das einzige Foto des Militärlagers auf der Schweinfurter Maininsel.
Foto: Repro: Stadtarchiv Schweinfurt | Ein Lager für rund 9000 Soldaten: Das einzige Foto des Militärlagers auf der Schweinfurter Maininsel.
Oliver Schikora
 |  aktualisiert: 23.12.2016 03:45 Uhr

Es ist die wahre Kunst eines guten Ausstellungsmachers, bei der Themenwahl den Scheinwerfer so einzustellen, dass auch Neues und Ungewöhnliches den ihm zustehenden Platz bekommt. Der Kulturhistorikerin Daniela Kühnel ist das in diesem Jahr bei der neuen Ausstellung „Made in Schweinfurt XV“ wieder gelungen. Denn mal ehrlich, auch wenn er erst 150 Jahre her ist und durchaus nicht ganz unwichtig war, wer kann ernsthaft den Verlauf des deutsch-deutschen Bruderkrieges 1866 wiedergeben? Und wer hätte gewusst, dass ausgerechnet die Stadt Schweinfurt eine wichtige Rolle bei der Versorgung der bayerischen Soldaten gespielt hat?

Zum fünften Mal organisiert Kühnel im Auftrag der Stadt Schweinfurt die Ausstellung, die am 23. Juli im Konferenzzentrum auf der Maininsel eröffnet wird. Die Glashalle ist dabei ein besonderer Ort. Wo heute internationale Gäste der Kugellagerstadt im Hotel einchecken, war vor 150 Jahren das Feldlager der königlich-bayerischen Truppen. Rund 8000 Soldaten waren im Juli 1866 in Schweinfurt, die Stadt hatte nur 9000 Einwohner. Eine Verdoppelung für wenige Wochen, eine logistische Meisterleistung bei der Versorgung der Soldaten, bei der Versorgung der Verwundeten. Eine Herausforderung, die die Bürger der Stadt großartig meisterten.

Auf ihrer Spurensuche war es für Kühnel nicht so einfach wie zum Beispiel bei der Ausstellung über Schweinfurt und seine Amerikaner. „Zeitzeugen gibt es natürlich keine mehr, die man hätte fragen können“, so die Kunsthistorikerin. So wurde im städtischen Archiv unermüdlich geforscht, natürlich auch mithilfe der Mitarbeiter dort. Und am Ende fand sich sogar ein älterer Schweinfurter, der sich daran erinnerte, wie sein Großvater erzählt hatte, dass er im Feldlager gearbeitet und Sachen dort hingeliefert hatte.

Die Ausstellung ist mit Liebe zum Detail gemacht und umschifft elegant die Problematik, dass man wenig handfeste Dinge zum Ausstellen hat, sondern meist auf Bilder und Zeichnungen zurückgreifen muss. Im Mittelpunkt der Präsentation in der Glashalle, bei der natürlich auch der historische Hintergrund und die Schlachten in Bad Kissingen und Hammelburg beleuchtet werden, steht das Lagerleben, das Kühnel mit zwei Zelten lebendig werden lässt. Im Hintergrund steht eine meterlange Kulisse, die das Lagerleben illustriert. Besonders froh ist Kühnel, dass im Stadtarchiv ein Foto aufgetaucht ist, das das Lagerleben auf der Maininsel zeigt (siehe oben).

Zu sehen ist eine große Wiese mit jeder Menge weißer Zelte. Das Lager soll den Alltag der Soldaten, aber auch der Schweinfurter Bevölkerung erlebbar machen. Es gibt Trommeln, Kartenspiele und Soldatenlieder zum Ausprobieren.

Schweinfurt selbst blieb von militärischen Handlungen im 1866er-Krieg zum Glück verschont. Die Preußen wollten die Stadt angreifen, was auf einer Zeichnung im umfangreichen Katalog eindrucksvoll illustriert ist, zogen aber kurzfristig Richtung Aschaffenburg und Frankfurt/Main weiter.

„Die Stadt, die nach Angaben eines Zeitzeugen von Soldaten „wimmelte“, rückte in den Blickpunkt der Geschehnisse und wurde zu einem kriegswichtigen Standort“, schreibt Kühnel in ihrem detailreich recherchierten und mit zahlreichen Quellenhinweisen und Bildern versehenen Katalog, der zur Ausstellung erscheint.

Für das Schweinfurter Handwerk war das Lager ein unerwarteter Geldregen. Bäcker, Metzger, Brauer und Kutscher waren über Wochen damit beschäftigt, die Soldaten im Lager zu versorgen. Der militärische Alltag prägte die Stadt, die Soldaten waren ja nicht nur im Lager, sondern auch in der Region unterwegs und Teil des Stadtbilds. Außerdem wurden zahlreiche Verwundete aus den Schlachten bei Bad Kissingen und Hammelburg hier versorgt. Eines kann man jetzt schon feststellen: Daniela Kühnel hat den Scheinwerfer wieder in die richtige Richtung gedreht.

Eröffnung von „Made in Schweinfurt XV – Schweinfurt und der Krieg von 1866“ ist am 23. Juli um 11 Uhr im Konferenzzentrum auf der Maininsel. Der Eintritt ist frei, die Ausstellung wird bis 30. September gezeigt. Es gibt drei Begleitveranstaltungen:

Am 26. Juli (19 Uhr, Kunsthalle) hält Professor Matthias Stickler von der Uni Würzburg einen Vortrag „. . . die erste moderne Teilung der Nation. Der Deutsche Krieg von 1866 – Ursachen und Folgen für Deutschland und Europa.“ Am 9. September (19 Uhr, Kunsthalle) spricht Georg Kreiner von der Gesellschaft Harmonie e.V. aus Schweinfurt über „1866, der Bruderkrieg in unserer Region – Geschichte, Gefechte und Schicksale“.

Am 13. September (19 Uhr, Kunsthalle) kommt Dr. Dieter Storz, Hauptkonservator des Bayerischen Armeemuseums in Ingolstadt zum Thema „Keine Nostalgie. Die Bewaffnung im Deutschen Krieg 1866“.

Die Schweinfurter Gewerbeschule wurde 1866 zum Lazarett.
Foto: Repro: enderlein | Die Schweinfurter Gewerbeschule wurde 1866 zum Lazarett.
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Foto: Bayern&Preußen&Bayerns Preußen | Unpraktisch: Der bayerische Raupenhelm war zu schwer.
Schweinfurt und der Krieg von 1866 – das Cover des Katalogs zeigt Militär und Handwerker.
Foto: Repro: Kühnel | Schweinfurt und der Krieg von 1866 – das Cover des Katalogs zeigt Militär und Handwerker.
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Foto: Repro: Stadtarchiv | Die Preußen im Anmarsch auf Schweinfurt.
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Foto: Katrin Zimmermann | Kriegs-Denkmal in der Maibacher Straße
 
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