Grillen ist manchmal nicht nur altbewährtes Handwerk. Grillen kann auch moderne Kunst sein – kulinarisch gesehen. Wenn die Teilnehmer bei den Deutschen Grill- und Barbecue-Meisterschaften in Fulda am Sonntag von ihren Kreationen schwärmen, mit denen sie die Jury überzeugen wollen, klingt es fast nach Poesie. Die Gourmets am Grillrost tischen besondere Schmankerl auf.
Den Geschmack der Juroren traf Michael Hoffmann aus Rösrath in Nordrhein-Westfalen mit seinem Grillteam Gut Glut am besten. Er wurde am Sonntagabend zum neuen Grillkönig in der Profiklasse gekürt.
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Peter Zeitler aus Zell ging als Titelverteidiger in der Profiklasse in den Wettbewerb und belegte am Ende Rang drei mit seinem neunköpfigen Team. Sie mussten vom Vormittag bis zum Abend sechs Gänge auftischen. Für den Fischgang ließ sich Zeitler etwas Außergewöhnliches einfallen. Den Stör, den alle verarbeiten mussten, bot er mit Kartoffelschuppen und Wasabi an. Sein Dessert ebenfalls edel: ein mit Blattgold verziertes Schokoküchlein mit Pfefferminzkern an Blutorangen-Ingwer-Basilikum-Eis.
Der Präsident der German Barbecue Association (GBA), Volker Elm (51), sagte deswegen auch: „Die Teilnehmer sind unglaublich kreativ. Bei den Meisterschaften wird Sterne-Gastronomie vom Grill geboten – das ist hohe Kunst.“
Um diesen Anspruch zu untermauern, hat der Verband für die Deutschen Meisterschaften, die sich die Stadt Schweinfurt nach den Erfolgen der Frankengriller 2014 ins Willy-Sachs-Stadion geholt hatte, diesmal etwas Revolutionäres unternommen: Bei der 21. Grill-DM kamen erstmals keine Bratwürstchen auf den Rost. Die Aufgabe ist eben zu gewöhnlich und keine Herausforderung für die Ausnahmekönner.
Beim normalen Grill-Volk hätten die Könige der Zunft damit womöglich für lange Gesichter gesorgt. Denn Bratwürstchen stehen nach Angaben des Deutschen Fleischer-Verbands in der Liste der beliebtesten Grillartikel auf Rang zwei. Nur Schweinesteaks (Nacken/Rücken) sind noch begehrter, wie Sprecher Gero Jentzsch sagte.
In Fulda standen andere Produkte auf dem Speiseplan der 120-köpfigen Jury, die Punkte für die schmackhaftesten Gerichte verteilte und die Sieger kürte. Die Amateur-Teams mussten vier Gänge kredenzen: Fisch, Rindfleisch, Spareribs und ein Dessert. Den Profis wurde bei ihren sechs Gängen zudem eine vegetarische Komponente abverlangt und ein Improvisations-Gang aus einem Warenkorb unbekannten Inhalts. Die Profis sind übrigens nicht zwangsläufig Berufsköche.
Zum Finale der Grill-DM kamen am Sonntag laut Veranstalter 10 000 Besucher, sowie am Vortag zum Auftakt bereits 5000 Neugierige. So viel Zuspruch verwundert nicht. Denn Grillen ist ein beliebtes Hobby der Deutschen. Nach Angaben der Barbecue Industry Association Grill (BIAG) zählt Deutschland zu den umsatzstärksten Ländern Europas.
Die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) ermittelte neueste Absatz- und Umsatzzahlen in der Branche. Im ersten Halbjahr 2016 wurden in Deutschland 1,04 Millionen Gas- und Kohlegrills verkauft, wie die Marktforscher der Deutschen Presse-Agentur sagten. Vorjahreszahlen lagen nicht vor. In der Untersuchung konnten auch nicht alle Vertriebswege berücksichtigt werden.
Der Grillverband BIAG sagt sogar: Deutsche Verbraucher geben jährlich mehr als eine Milliarde Euro für Grillgeräte, Brennstoffe und Zubehör aus. Der Grillhersteller Weber, nach eigenen Angaben Branchenführer in Europa, beziffert das Marktvolumen in Deutschland sogar mit 1,2 Milliarden Euro. „Unser Umsatzwachstum ist jedes Jahr prozentual im zweistelligen Bereich“, sagte Frank Miedaner, Geschäftsführer bei Weber-Stephen Deutschland, der Deutschen Presse-Agentur.
Miedaner beobachtet: Der Trend geht seit einigen Jahren hin zu höherwertigen Grills mit entsprechender Ausstattung. Und auf den Edelgrills landen auch immer öfter – je nach Einkommensklasse – hochwertige Grillartikel.
Kulinarisch kommen aber auch immer neue Trends hinzu: Veggie-Grillen, Slow Cooking oder Smoken. Dabei wird das Fleisch in holz- oder kohlebefeuerten Ofen vom heißen Rauch gegart oder geräuchert.
Der Grillverband GBA will nach dem vorübergehenden Bratwurst-Ausschluss weiter innovativ sein und eher unbekannte Produkte auf die Grillkarte bringen. GBA-Präsident Elm denkt da zum Beispiel über das Kachelfleisch aus dem Hüftdeckel oder Saumfleisch vom Rücken nach. „Die Sau hat noch viele Teile, die unberührt sind“, sagte Elm, der die kommenden Deutschen Meisterschaften wieder in Fulda veranstalten möchte.
In einer früheren Version des Textes war ein Fehler enthalten. Peter Zeitler ist nicht mit den Frankengrillern angetreten. Die Frankengriller waren nicht vertreten. Auf Platz drei kam das Team Peter Zeitler.