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Schweinfurt
Des Gschmarri vo di Leit
Wolfgang Buck gastierte mit seinem neuen Soloprogramm in der Disharmonie
Humorvoll und hintersinnig, babbelnd und singend unterhielt Liedermacher Wolfgang Buck sein Publikum in der Disharmonie.
Foto: Ursula Lux | Humorvoll und hintersinnig, babbelnd und singend unterhielt Liedermacher Wolfgang Buck sein Publikum in der Disharmonie.
Ursula Lux
Ursula Lux
 |  aktualisiert: 17.01.2019 02:16 Uhr

Er ist Franke durch und durch, steht zu seinem Dialekt und vereint viele der Klischees über den typischen Franken auf sich. Nur maulfaul, das ist Wolfgang Buck nicht. In einer Mischung aus ober- und mittelfränkisch babbelte und sang sich der gebürtige Fürther durch seinen Liederabend in der Disharmonie.

Der "fränkische Eingeborene" erinnerte sein Publikum an "des Gewärch", das sie tagtäglich meistern und zum Teil auch selbst verschulden und besang ihren Sehnsuchtsort, das Meer. In seinem neuen Soloprogramm "Des Gwärch & Des Meer" verarbeitet Buck die Herausforderungen unserer Zeit. Ein Lied beispielsweise widmet sich der Digitalisierung unserer Welt. "Dei Kühlschrank weiß genau was du kaufst und verpetzt dich bei dei`m Doktor", warnte er.

Der perfekten Wechsel von Lustigem und Ernstem, Tiefsinnigem und Leicht-Sinnigem, Handfestem und Poetischem verlieh dem Konzertabend seinen besonderen Reiz. Kaum lachte sich das Publikum warm, führte Buck es wieder in die Abgründe seiner Seele. Dabei lebten seine Songs und Beiträge vom Dialekt. Des "Gschmarri vo di Leit" bekam ebenso ein Lied wie die "Mutter aller Probleme". Nicht die von unserem Innenminister, sondern die, die Blaise Pascal vor 400 Jahren diagnostizierte: "Des Unglück kommt daher, dass die Leit net daham bleiben." Und so philosophierte sich der ehemalige Pfarrer durch eine Welt, in der keiner mehr die eigenen vier Wände verlässt, was an diesem Abend sicher schade gewesen wäre.

Fanclub in der Disharmonie sang "a weng" mit

Buck blickte tief ins Herz der Franken und spätestens, wenn er die sinnlichen Genüsse des Schweinebratens besingt, wird klar, in der bis auf den letzten Winkel gefüllten Disharmonie saß sein Fanclub. Man kannte ihn und seine Lieder. Und so sangen alle bei "a weng am Lied" eben "a a weng miet".

Buck war zeitkritisch und witzig zugleich, all den "Egomanen, die nur an ihr eigenes Spiegelbild glauben, den Erdogan und Trumps", riet er zu zweifeln. Für die fundamentalistisch Gläubigen ebenso wie für die, die fürs Klima kämpfen und dann Kreuzfahrten unternehmen, seien Zweifel das Mittel der Wahl. Und "fränkisch ist der Sprache gewordene Zweifel", stellte Buck fest. Der fränkische Konjunktiv nehme jeder Frage die Bedrohung. "Hätt`s a weng Zeit?"

Bei seinem Ausflug in die Sprachwissenschaft stellte Buck fest, dass im Fränkischen alles relativ ist, sogar der Tod. "Mal schaun, wer a weng g`storbn is." Wer "Holz zammschneid", der ist eben auch in der Zerstörung noch kreativ. Und am Ende musste sich der Liedermacher selbst "langsam schicken", dass er den Saal wieder verlassen kann, denn sein Publikum forderte eine Zugabe nach der anderen.

 
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