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SCHWEINFURT
Der Zauber des Schauspiels
Das Ensemble des Theaters Schloss Maßbach bei der Probe für „Der Schimmelreiter“, der ab 9. März in Schweinfurt im Theater gespielt wird.Fotos: Charlotte Wahler
Foto: Charlotte Wahler | Das Ensemble des Theaters Schloss Maßbach bei der Probe für „Der Schimmelreiter“, der ab 9. März in Schweinfurt im Theater gespielt wird.Fotos: Charlotte Wahler
Charlotte Wahler
 |  aktualisiert: 27.04.2023 09:32 Uhr

Wir können, wenn wir Glück haben, bei einem Theaterbesuch ausgezeichnete Schauspieler erleben, ein beeindruckendes Bühnenbild und die stimmungsvolle Atmosphäre des Hauses. Und wenn wir großes Glück haben, sehen wir nicht den Hauch von all der Mühe, der Arbeit und der aufwendigen Umstände, die dem Erfolg zu Grunde liegen. Denn das macht den Zauber aus.

Wir begeben uns jetzt aber einmal genau auf diesen Grund, zum Probenbesuch im Intimen Theater in Maßbach, dort wird der „Schimmelreiter“ von Theodor Storm einstudiert. Das Bühnenbild ist schon fertig, wilde dunkelgraue Wellen schlagen schier aus dem Bild heraus in den Zuschauerraum. Das Stück handelt vom Deichgrafen. Nach dem Tod des Alten hat nun der junge Hauke Haien das Sagen, er hat des alten Deichgrafen Tochter Elke geheiratet, er hat moderne Ideen und er hat nicht nur in Ole Peters einen Neider.

Bei der Probe ist noch alles am Anfang, Hauke und Elke finden erst zueinander, immer wieder geht es um die Szene, in der Hauke und Elke auf dem Deich sich einander Geduld versprechen. Geduld haben auch die Schauspieler, denn immer und immer wieder wird um jedes Wort gerungen, um den Ort eines jeden Wortes, ein „aber“ darf erst gehaucht werden, wenn der Kopf schon halb hingedreht ist, wenn die Angst, entdeckt zu werden, schon spürbar ist. „Ich will sehen, dass Ihr Euch jetzt küssen wollt!“, ruft Regisseur Christian Schidlowski durch den Raum, also noch einmal, ein zartes Begehren zeigt sich auf Elkes und Haukes Gesicht.

Gespielt werden die Rollen von Anna Schindlbeck und Benjamin Jorns, und es ist faszinierend, mit welcher Genauigkeit und Feinheit sie sich in ihre Rollen hineinfinden. Dann kommt Haukes Vater ins Spiel, ein alter tattriger Mann, der gleich auf der Bühne sterben wird. Auch Elkes Vater stirbt – „der Tod, der alles frisst, was ihr könnt und was ihr wisst“ – und es gelingt auch bei diesem wuchtigen Ereignis, überzeugende Emotionen zu wecken beim Publikum, das da nur aus Sebastian Worch, dem Dramaturgen des Hauses, der Berichterstatterin und den Mitarbeitern besteht, die akribisch jede Entwicklung dokumentieren für den weiteren Verlauf.

Im Pausengespräch geht es um technische Fragen, um die Klärung von Details, alles wird bis ins Feinste geplant, eine Nebelmaschine beispielsweise muss beschafft werden, aber nicht irgendeine, die ab und zu grauweiße Schwaden über die Bühne treibt, nein, es muss eine ganz besondere sein, eine, mit der sich dieses dunstige, verschwommene Zwielicht herstellen lässt, das sich bei schlechtem Wetter am Meer einstellt.

Dass am Ende alles ganz natürlich daherkommen soll, nicht gespielt, dass es das Publikum berühren soll und alles, nur nicht den Gedanken an harte Arbeit und Künstlichkeit auslösen soll, das ist Schidlowski wichtig. Er betont, dass sich in insgesamt sieben Wochen Probezeit noch einiges verändert. „Ich habe mir inzwischen verboten, spontane Ideen zu verkneifen, denn nur durchs Ausprobieren passiert was, Kreativität entsteht aus der Unsicherheit.“ Es gehe ihm in dem Stück auch um die aktuellen Bezüge: „Die großen Fragen sind die nach unserem Umgang mit der Natur, nach den Fragen der technischen Machbarkeit und danach, wo wir uns bescheiden können.“ Und es geht um „die Notwendigkeit, selbst genau hinzugucken und abzuwägen.“

Das Denken soll ja schließlich eine Lust sein und ein sinnliches Vergnügen. Sagte auch schon der alte Bert Brecht. Daran wirken außerdem noch Peter Picciani mit seinem fantastischen Bühnenbild mit, Jutta Reinhard mit passenden Kostümen und Robert Wethmann mit der Lichttechnik. Außerdem noch auf der Bühne Marc Marchand als Elkes Vater, Ingo Pfeiffer als Haukes Vater, Susanne Pfeiffer als Erzählerin und Georg Schmiechen als Ole Peters.

Premiere für „Der Schimmelreiter“ ist am Freitag, 6. März, um 19.30 Uhr in Maßbach, von Montag, 9. März, bis Donnerstag, 12. März, gastiert das Ensemble im Theater Schweinfurt. Karten unter www.theater-schweinfurt.de

Anna Schindlbeck spielt die Elke im „Schimmelreiter“.
Foto: Charlotte Wahler | Anna Schindlbeck spielt die Elke im „Schimmelreiter“.
 
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