Mit einer zauberhaften Matinee hat sich die Ausstellung „Der Weltpoet – Friedrich Rückert, Dichter, Orientalist, Zeitkritiker“ aus der Kunsthalle verabschiedet.
Auf Einladung von Kurator Rudolf Kreutner und seinem Team brachten der Münchner Bassbariton Eric Fergusson und Pianist Stefan Laux die Ausstellung im Rückertjahr zum Klingen – und setzten mit ihrem außergewöhnlichen Konzerterlebnis einen ganz besonderen Schlusspunkt. „Nicht auf dem Stuhl kleben bleiben“ lautete die Devise der beiden Musiker und einige Besucher nutzten die schöne Möglichkeit, zu den vertonten Worten des Schweinfurter Dichters durch die letzten Stunden der Ausstellung zu schlendern.
Der Wahlmünchner Eric Fergusson und Friedrich Rückert haben einiges gemeinsam und im Besonderen eine ganz spezielle Beziehung zum fränkischen Rentweinsdorf. Eric Fergusson ist zwar in den USA geboren, aber in dem beschaulichen fränkischen Dorf in der Nähe von Haßfurt aufgewachsen, aus dem auch Friedrich Rückerts erste große, sehr früh verstorbene Liebe Agnes Müller stammte.
Viele bekannte Komponisten haben sich an die Vertonung des umfangreichen Rückert‘schen Werkes gewagt, die gut besuchte Matinee stellte die zeitgenössischen Bearbeitungen in den Mittelpunkt, wie Fergusson erläuterte und dann schmunzelnd das Publikum beruhigte: Gemeint waren natürlich nicht die heutigen Zeitgenossen, sondern die des berühmten Schweinfurter Dichters. Also kein Vers im Popgewand oder Technobeat, sondern Vertonungen von Schuhmann, Mendelsohn, Herzogenberg, Mussorgsky, Loewe, Brahms und Schubert.
Einzig Max Reger sprengte diesen Reigen, er wurde erst viel später geboren, aber da sich sein Todestag heuer zum 100. Mal jährt, passte es den beiden Musikern gut, zumal Regers Bearbeitung von „Der Himmel hat eine Thräne geweint“ aus dem berühmten Zyklus „Liebesfrühling“ einen spannenden Kontrast zu Schuhmanns Variante offeriert, wie Laux und Fergusson anschaulich erläuterten.
Während Reger eine dahinfließende Sogwirkung erzeugt, steht bei Robert Schuhmann das in sich Zurückziehen im Vordergrund. Besonders die Schuhmanns waren wohl wahre „Rückert-Fans“, deren viele „Liederfrühling“-Vertonungen Rückert selbst mit begeisterten Worten adelte: „Meine Lieder singt ihr wieder/Mein Empfinden klingt ihr wieder... meinen Frühling bringt ihr wieder.“
Eine andere, humoristische Seite Rückerts kam dann bei Carl Loewes Vertonung vom „Kleinen Haushalt“ aus den frühen „Jugendliedern“ zum Vorschein. Hier herrscht ein ganz anderer Ton, den Fergusson mit seinem angenehm warmen Bassbariton so herrlich zum Klingen bringt, während Laux, ein einfühlsamer Begleiter, in furiosen Tastenfolgen Schmetterlinge fliegen, Mäuslein huschen und Grillen singen lässt.
Doch auch weniger bekannte Werke, wie Brahms Vertonung vom doch eher resignativen „Mit vierzig Jahren“ kommen zur Aufführung, zusammen mit dem ergreifend intonierten „Süßen Begräbnis“ anlässlich des Todes von Agnes Müller überzeugte die Matinee mit einem in sich schlüssigen Gesamtkonzept, dass zudem mit den verschiedenen Vertonungen Franz Schuberts aus den „Östlichen Rosen“ eindrucksvoll ebenso diese andere, „neue Form der Seele“ Rückerts beleuchtete.
Als notwendiges Gegenstück, als Ying und Yang bezeichnete es Fergusson, der im „Liebesfrühling“ die hohe Kunst der platonischen Liebe findet, während die „Östlichen Rosen“ die orientalistische, sehnsuchtsvolle Seite des Weltpoeten Rückert zelebrieren. Der ferne Orient mit seinem heißen Wüstensand lässt sich in der Liedauswahl dann am Ehesten in der „Wallfahrt“ nach Kaaba finden. Mit Zugaben von Schubert und Loewe krönten die beiden Musiker diesen perfekten Ausklang der Ausstellung.
