80 Jahre alt ist am Mittwoch mit Horst Eckel einer der letzten lebenden „Helden von Bern“ geworden. Im Mai 2004 hatte er sich anlässlich eines Besuchs im Frankenland ins Goldene Buch der Stadt Gerolzhofen eingetragen. Dabei kam es zu einem Wiedersehen mit dem Gerolzhöfer Fußballspieler Thomas Wiederer. Als Botschafter der Sepp-Herberger-Stiftung hatte Eckel eine Woche später anlässlich der Fertigstellung der neuen Sporthalle die Justizvollzugsanstalt Ebrach besucht, um den jungen Gefangenen Sportkleidung und Sportausrüstungsartikel zu überreichen.
„Wir sind keine Helden, wir wurden nur dazu gemacht“ – bescheiden und ganz ohne Starallüren, aber doch witzig und gut gelaunt, so präsentierte sich die Fußball-Ikone 50 Jahre nach dem WM-Gewinn an jenem 17. Mai 2004 bei einem Empfang durch Bürgermeister Hartmut Bräuer in der Rüstkammer des Alten Rathauses in Gerolzhofen.
Das Mitglied der Fußball-Weltmeister-Mannschaft von 1954 trug sich dabei in das Goldene Buch der Stadt ein, um anschließend bereitwillig Autogramme zu schreiben oder mitgebrachte Bilder, Bücher oder andere Dinge zu signieren.
Camp mit Eckel, Seeler, Beckenbauer & Co.
Bei dieser Gelegenheit gab es auch ein Wiedersehen des Gerolzhöfer Fußballspielers Thomas Wiederer mit dem „super-sympathischen“ Idol aus der Weltmeisterschaft von 1954. Beide hatten sich 1987 bei einem Sportcamp unter der Schirmherrschaft von Uwe Seeler und Wolfgang Overath in der Sportschule Riedener Wald bei Frankfurt kennengelernt. Mit Alexander Kirchner war seinerzeit ein weiterer späterer Spieler der 1. Mannschaft des FC Gerolzhofen dabei.
Thomas Wiederer war zu diesem Zeitpunkt zwölf Jahre alt und bei dem einwöchigen Fußballcamp von „lauter Fußball-Berühmtheiten“ umgeben. Neben Seeler und Overath gehörten dazu Franz Beckenbauer, Fritz Walter, Otto Rehhagel oder Paul Breitner und eben Horst Eckel. Der war dann auch der Trainer jener Mannschaft, in die Thomas Wiederer eingeteilt wurde.
Thomas Wiederer, der heute als selbständiger Finanzdienstleiter arbeitet, konnte damals ganz im Gegensatz zu damals aktuellen Größen des deutschen Fußballs wie Franz Beckenbauer oder Paul Breitner mit dem Namen Eckel noch nicht so viel anfangen. Das sollte sich mit dem großen Erfolg des 2003 in die Kinos gekommenen Spielfilms „Das Wunder von Bern“ grundlegend ändern.
Umso stolzer war und ist Wiederer seitdem, dass Horst Eckel bei dem Fußballcamp sein Trainer war. Der Weltmeister hat in Frankfurt jedenfalls große Stücke auf den Gerolzhöfer Nachwuchsfußballer gehalten („Du hast alle Voraussetzungen für einen guten Fußballer“) und machte ihn zum Kapitän der von ihm betreuten Camp-Mannschaft. Die holte dann auch den Turniersieg.
Horst Eckel sollte mit seiner Prophezeiung richtig liegen. Thomas Wiederer brachte es nach seiner Zeit als Jugendspieler beim FC Gerolzhofen und dem FC 05 Schweinfurt bis zum Bayernligaspieler beim FC Sand. Nachdem er aufgrund seines Finanzstudiums auf dem Rasen kürzertreten musste, kehrte der Spielmacher 2003 zum FC Gerolzhofen zurück. Mit seiner Unterstützung konnte der damals drohende Abstieg aus der Bezirksliga gerade noch verhindert werden.
Bis heute engagiert sich Horst Eckel als Botschafter des Sports in der Sepp-Herberger-Stiftung, die sich der Resozialisierung jugendlicher Straftäter gerade durch den Sport verschrieben hat.
Der „Coup“ der ganz legitimen Art
In dieser Eigenschaft war er genau eine Woche nachdem er sich ins Goldene Buch der Stadt Gerolzhofen eingetragen hatte, am Montag, 24. Mai, in Ebrach in der dortigen JVA zu Gast, um Anstaltsleiterin Renate Schöfer-Sigl und den Sportbeamten Sportkleidung und Sportausrüstungsartikel für die jungen Gefangenen zu überreichen.
Vor gespannter Zuhörerschaft erzählte er dabei noch einmal, wie die Mitglieder der Weltmeister-Elf von 1954 damals im Wankdorfstadion den größten „Coup ihres Lebens gedreht haben“, allerdings einen, der nicht die Aufmerksamkeit der Strafverfolgungsbehörden, sondern der ganzen Nation, ja der ganzen Fußballwelt weckte.
Im weiteren Verlauf seines Besuchs in Bayerns größtem Jugendknast wohnte Eckel auf dem Sportplatz des SC Ebrach einem Match zwischen JVA-Bediensteten und Gefangenen bei.