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Grafenrheinfeld
Der Trend geht zum Swimming Pool auf der Trockenplatte
Uwe Eichler
 |  aktualisiert: 09.02.2024 05:57 Uhr

Wie schnell ein Leitungsnetz per Cyberangriff lahmgelegt werden kann, hat gerade das Beispiel der "Colonial Pipeline" gezeigt. Auch wenn den amerikanischen Kunden die Gas-, nicht die Wasserversorgung abgedreht worden ist, hatte Verbandsrat Andreas Schick vermutlich diesen Vorfall im Hinterkopf, als er auf der Verbandsversammlung nach der Sicherheit der RMG (Rhön-Maintal-Gruppe) vor erpresserischen Hackerangriffen fragte.

"Niemand ist gefeit" - Geschäftsleiter Walter Weinig sieht Grund zur Wachsamkeit, mit Blick auf den 2016 gekaperten Server in Dettelbach: "Es kommen immer wieder mal Angriffe." Die RMG-Computer seien für Notfälle an ein externes Backup-Rechenzentrum in Dortmund angeschlossen. Betriebsleiter Alfred Eusemann betonte, dass es außer den üblichen Sicherungen eine klare Trennung zwischen Verwaltungs-EDV und technischer Steuerung gebe.

Wasserzähler-Ablesung musste umgestellt werden

Im Jahr 2020 waren es Viren im klassischen Sinn, die den Verband in Atem gehalten haben. Es habe zum Glück keine erkrankten Mitarbeiter gegeben, stellte Verbandschef Reinhold Stahl in der Kulturhalle fest. Angesichts der Systemrelevanz der Wasserversorgung würde er sich allerdings schon eine höhere Impfpriorisierung für das Team wünschen: "Wasser ist Leben." Die Wasserzähler-Ablesung für 24 000 Kunden musste auf Onlinebetrieb und den Postweg umgestellt werden. Durch eine Art "Millenium-Bug", einem Jahreswechselfehler in der Software, konnte das Kundenportal 2021 allerdings nicht genutzt werden.

"Längst Geschichte" sei die Jahresrechnung 2019, stellte Weinig für die Zeit vor Covid-19 fest. Die Bilanzsumme betrug über 40 Millionen Euro, mit stolzen 28,4 Millionen Euro Eigenkapital: "Davon leben wir nach wie vor." Trotz eines Jahresverlusts von mehr als einer Million Euro habe man eine gute Finanzlage gehabt. Willi Warmuth und Bettina Bärmann haben die Jahresrechnung geprüft.

Hoher Schaden bei Brand in Bürogebäude

Angesichts eines Verlustvortrags von fast 2,3 Millionen Euro und hohen Investitionen dürfte gegen Jahresende allerdings an der Gebührenschraube gedreht werden. Für 2021 wird ein erneutes Minus von 1,8 Millionen Euro in der Bilanz erwartet: neben dem Investitions-Durst der Ortsnetze werden dafür auch neue Rechts- und Bewertungsvorschriften verantwortlich gemacht. Der Verband billigte erneut einen Kredit von 1,5 Millionen Euro – so dass sich die aktuellen Schulden von 10,7 Millionen Euro (abzüglich der Tilgungen) auf fast 11,7 Millionen Euro erhöhen werden.

Allein ins Wasserwerk Weyer sind 950 000 Euro geflossen, bei der Erneuerung der Elektro- und Fernwirk-Technik oder des Hochbehälters Kützberg geht es um Millionenbeträge. Durch einen Brand im Poppenhäuser Bürogebäude, von dem auch Fahrzeuge betroffen waren, gab es einen Versicherungsschaden von 300 000 bis 400 000 Euro.

Die Verkeimung des Hochbehälters Hergolshausen und die nötige Wasser-Chlorung hat ebenfalls für Aufregung gesorgt. Bei der geplanten Stromtrasse Wilster-Bergrheinfeld sieht die RMG einige Konfliktpunkte mit ihren Leitungen. "Der Regen kommt zur falschen Zeit mit falscher Intensität", stellte Alfred Eusemann zur betrieblichen Großwetterlage fest.

Aufklärung der Bevölkerung intensivieren

Seit 2016 sei die Grundwasser-Neubildung um 24 Prozent zurück gegangen. Mit 12,8 Prozent auffallend hoch waren die (rechnerischen) Wasserverluste, wobei die RMG das kostbare Nass nicht nur durch Leckagen, sondern auch Spülungen, Reinigungen, Feuerwehr- oder Baustellenverbrauch und ähnliches "verliert".

Bergrheinfelds Bürgermeister Ulrich Werner wünscht sich, die Aufklärung in der Bevölkerung zu intensivieren: In der Coronazeit gehe der Trend zum Privatschwimmbad, trotz Klimawandel auf der fränkischen Trockenplatte. Reinhold Stahl möchte dabei keine Krisenstimmung aufkommen lassen: Dank der Kooperation mit den Stadtwerken könne man auch in Zukunft liefern. "Wir schaffen Anlagen für künftige Generationen", meinte der Vorsitzende auf Nachfrage von Jürgen Schwab, bezüglich der Schuldenrückzahlung: "Wir hatten auch schon 14 Millionen Euro Schulden."

 
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