
Seit wenigen Jahren tauchen in den Bildern von Gisela Lehner große Figuren auf, die eindeutig die Hauptrolle spielen. Das kann ein Mädchen mit roten Schleifen im Haar sein, das von dem Mann mit der Krone träumt, der im Vordergrund zu erkennen ist. Das kann ein bunt geschminkter Clown sein, mit blauen wuscheligen Haaren, der seine Arme in die Luft streckt oder ein kleiner Mann im roten Anzug mit gelbem Hemd und blau-weiß gestreifter Krawatte, der ein seltsames grünes Tier unter dem Arm trägt.
Bis 30. April zeigt die Schweinfurter Malerin eine Auswahl ihrer neuesten Bilder im Büro des KulturPacktes. Es sind in erster Linie Bilder von der „hellen Seite“, in denen sie sich ganz ihrem ausgeprägten Sinn für Farbe und Form hingibt, in denen sie den Klang und die Energie der reinen Farbe auskostet. Daneben gibt es auch die „andere Seite“, Bilder in düsteren Farben, mit dunklen Gestalten in trostloser Umgebung. „Schicksalsgestalten“, sagt Lehner dazu oder auch „Nachtbilder“. Das sind freilich keine Titel, die wenigsten ihrer Bilder tragen welche, sondern eher Zustandsbeschreibungen.
An manchen Bildern arbeitet sie länger, aber viele entstehen spontan, in zwei bis drei Stunden. Sie sind, wie Lehner dann malt, expressiv, lebendig, voller Bewegung. Sie beginnt immer ohne Vorstellung, ohne Vorzeichnung, mit einer ersten Setzung auf der weißen Leinwand – einer „Inspiration aus dem Unbewussten“, so Titel der Ausstellung. Im Lauf des Prozesses spürt Gisela Lehner, wie ein Thema erkennbar wird, heranreift. Gestalten und geometrische Formen bilden sich, Farben fügen sich wie von selbst zueinander, ergänzen sich, beleben sich.
Während des Malens entstehen aus einer Linie, einem Fleck seltsame Wesen, die um die Hauptfiguren schweben: fliegende Fischtiere, Bärenbienen, Froschgespenster, um einigen einen Namen zu geben. Sie selbst entdeckt immer wieder neues in ihren Bildern und so geht es auch dem Betrachter. Gisela Lehner lebt seit 1976 in Schweinfurt und malt seit Mitte der 1980er Jahre. Mehrere Künstler waren ihr wichtige Lehrer, Heinz Altschäffel, die Münchner Helmut Rieger und Franz Hitzler. Ihr großer Mentor ist Erwin Eisch, in dessen Künstlertreffpunkt „Bildwerk Frauenau“ im Bayerischen Wald sie immer wieder fährt, um von früh bis spät zu malen.
Die Ausstellung im KulturPackt-Büro, Burggasse 2, ist bis 30. April geöffnet, werktags von 11 bis 15 Uhr.