
Der Weg war nicht einfach, sondern steil, ehe feststand, dass Handthal im Rahmen der Reihe „Terroir f – die magischen Punkte des fränkischen Weines“ einen magischen Punkt am steilen Stollberg erhalten wird. Absperrbänder und Baustellenschilder im Umfeld der Treppe zwischen der Ruine Stollburg und dem Wendehammer am Ende der Weinberge, auf Höhe der Ausflugsgaststätte, signalisieren Spaziergängern, Wanderern und Joggern nun, dass die Arbeiten im Gange sind.
Am Stollberg wird entlang der Treppe mit ihren über 200 Holzstufen vom Wendehammer bis hoch zur Ruine ein rund 190 Meter langer verzinkter Handlauf gebaut. Darauf sind auf einer speziellen Folie fortlaufend Informationen zur „Weltgeschichte des Weinbaus“ aufgedruckt, von der ersten Weinerzeugung im Jahr 8000 vor Christus in Persien bis in die heutige Zeit, ist zu hören.
Fahnen, eine Hörstation und visuelle Informationen auf einem Monitor sollen die Installation in einer der höchsten Weinlagen Deutschlands abrunden.
In zeitlichem Abstand soll zum Abschluss der Terroir-f-Aktion – das französische Wort terroir steht für (Weinanbau-)Gebiet, f für Franken – an allen magischen Punkten eine Info- und Hinweissäule aufgestellt werden. So auch auf dem Stollberg.
Geplant wurde das Terroir-f-Projekt in Handthal vom Kitzinger Landschaftsarchitekturbüro „Arc-grün“. Der Auftrag für die Metallarbeiten wie das verzinkte Geländer ging an die Gerolzhöfer Stahlbaufirma Ansorge. Sie wird den Handlauf jetzt, je nach Wetter, sukzessive zur Ruine hochführen. Darauf werden die gedruckten Folien zur Weinbaugeschichte aufgebracht.
Die Einweihung des magischen Punktes ist im kommenden Jahr am 4. und 5. Mai geplant, in Verbindung mit dem Panoramatag am Weinsteiger-Wanderweg, der Startschuss in die Wander- und Radsaison im nördlichen Steigerwald ist.
Der offizielle Teil soll dabei am 4. Mai über die Bühne gehen, bevor am Vatertag, dem Feiertag Christi Himmelfahrt am Donnerstag, 5. Mai, die Bevölkerung eingeladen ist, sich ein Bild von der neuen Errungenschaft zu Füßen der Ruine Stollburg zu machen. Die Gesamtkosten betragen nach derzeitigem Stand rund 54 500 Euro netto. Hierzu gibt es seitens der Landesanstalt für Wein- und Gartenbau (LWG) in Veitshöchheim 50 Prozent Zuschuss. Das sind 27 250 Euro. Die inklusive der hinzukommenden Mehrwertsteuer verbleibenden rund 37500 Euro vom Bruttobetrag werden von einer ganzen Reihe von Sponsoren aufgebracht, so Beate Glotzmann von der Tourist-Info Gerolzhofen.
Vorneweg schreitet das Tourismus-Aktionteam Oberschwarzach, kurz Tato. Mit im Finanzierungsboot sitzen die Marktgemeinde Oberschwarzach, die Tourist-Informationen Gerolzhofen und Schweinfurt 360 Grad, die LAG-Region Main-Steigerwald, die Weinbauvereine Oberschwarzach und Gerolzhofen, die Sparkasse und ganz viele Weingüter, Gasthöfe und Übernachtungsbetriebe der Umgebung.
Bei der jetzt am Stollberg zur Ausführung kommenden Planung handelt es sich um eine alternative, abgespeckte Version. Ursprünglich sollte in der Nähe der Burgruine von einem Pavillon am Waldrand aus ein sechs Meter langer und 1,5 Meter breiter, über dem Hang schwebender und mit Holzdielen befestigter Metall-Steg auf eine Aussichtsplattform inmitten der Weinberge führen.
In einem überdimensionalen Spiegel an der Außenwand des Pavillons hätte sich, von einem zwei Personen Platz bietenden „Thron“ aus, ein Blick ins fränkische Land zu Füßen der Stollburg geboten. Diese Pläne waren wegen der Kosten und des sich erhebenden Widerstandes 2013 jedoch fallen gelassen worden.
Gerne hätten wir das jetzt zur Umsetzung kommende Konzept etwas näher vorgestellt. Das Planungsbüro hat uns allerdings an den Präsidenten der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau in Veitshöchheim verwiesen. Hermann Kolesch, die treibende Kraft des Projektes, hält sich allerdings bedeckt. Er begründet dies damit, dass er vor der offiziellen Eröffnung nicht sein „ganzes kommunikatives Pulver“ verschießen wolle. „Das ganze Konzept wirkt ja durch seine Gestaltung – einer Zeitreise durch die Weingeschichte der Welt“.
Die Gemeinde Donnersdorf hat die Errichtung eines magischen Punktes im Rahmen der Marketinginitiative „Terroir f“ am Falkenberg grundsätzlich abgelehnt. Möglicherweise erklären die in Donnersdorf, aber auch in Randersacker oder Würzburg nach Vorstellung der Pläne gemachten Erfahrungen Koleschs Zurückhaltung.
Magische Weinorte
Bei dem Terroir-f-Projekt handelt es sich um eine Initiative der Landesanstalt für Wein- und Gartenbau in Veitshöchheim mit dem Fränkischen Weinbauverband, der Tourismus-GmbH Fränkisches Weinland und dem Tourismusverband Franken. An markanten Aussichtspunkten in Top-Weinlagen Frankens sind Installationen geplant. Fertiggestellt sind bisher magische Punkte auf der Vogelsburg und in Weinlagen von Iphofen und Sommerhausen. Mit den magischen Orten soll Genusswanderern das Besondere des fränkischen Terroirs, des „Terroir f“, und des Frankenweins schmackhaft gemacht werden. novo