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Schweinfurt
Der Schweinfurter Bürgerverein Deutschhof und seine Ursprünge: Von der Protest-Bewegung zu Wildpark-Unterstützern
Am 6. und 7. Juli feiert der Bürgerverein Deutschhof im Wildpark. Vor 45 Jahren wurde der Verein gegründet. Was sich Vorsitzender Theo Hergenröther wünscht.
Theo Hergenröther, der Vorsitzende des Bürgervereins Deutschhof, im Wildpark. Hier richtet der Verein das Deutschhoffest am   7. und 8. Juli aus.
Foto: Susanne Wiedemann | Theo Hergenröther, der Vorsitzende des Bürgervereins Deutschhof, im Wildpark. Hier richtet der Verein das Deutschhoffest am 7. und 8. Juli aus.
Susanne Wiedemann
 |  aktualisiert: 06.07.2024 02:37 Uhr

Wie so vieles hat auch das Deutschhoffest klein angefangen. 1980 wurde das erste Mal gefeiert, erinnert sich Theo Hergenröther. Hergenröther (77) ist seit 1991 Vorsitzender des Bürgervereins Deutschhof. Ab 1970 ist der neue Stadtteil Deutschhof entstanden. Davor waren hier Wiesen und Äcker. Ein neuer Stadtteil für Familien sollte entstehen, eine Art Trabantenstadt mit einer ganz anderen Architektur, sagt Hergenröther.  Er gehörte mit seiner Familie zu den ersten Bewohnern des neuen Viertels.  

1979 wurde der Bürgerverein Deutschhof gegründet, er ist der jüngste der acht Bürgervereine Schweinfurts. Er entstand eigentlich als Protestbewegung, erinnert sich Hergenröther an aufgeregte Zeiten. Denn die Bauplätze waren zwar sehr günstig, der Quadratmeterpreis lag bei 28 Mark. Die Erschließungskosten waren aber im Vergleich sehr hoch. Und dass Flachdächer gebaut werden mussten, habe vielen nicht gefallen. Ewig lange habe die Auseinandersetzung über die Erschließungskosten gedauert. "Es wurde dann eine gute Lösung für beide Seiten gefunden", sagt der ehemalige SPD-Stadtrat nach all den Jahren diplomatisch. 

Der Schweinfurter Stadtteil Deutschhof in seinen Anfängen. Ab 1970 wurde mit den Bauarbeiten begonnen. Trotz sorgfältiger Recherche konnten der Rechteinhaber des Fotos nicht ermittelt werden.  Rechteinhaber werden gebeten, sich bei der Redaktion zu melden.  
Foto: schweinfurtfuehrer.de | Der Schweinfurter Stadtteil Deutschhof in seinen Anfängen. Ab 1970 wurde mit den Bauarbeiten begonnen. Trotz sorgfältiger Recherche konnten der Rechteinhaber des Fotos nicht ermittelt werden.  Rechteinhaber ...

Protest gegen Erschließungskosten

Die Nachbarschaft wurde von Anfang an gepflegt, man feierte in den Garagenhöfen, auf den Straßen. Jedes Jahr wurde es ein bisschen größer. 1980 dann das erste Mal ein großes Fest. Seit 1984 wird das Deutschhof-Stadteilfest im Wildpark gefeiert – weil da genug Platz ist und die Anlage eh ein Treffpunkt für die Bürgerinnen und Bürger aus dem Stadtteil ist. 

Mit dem Wildpark ist der Bürgerverein eng verbunden. "Wir waren mit die ersten, die dem Wildpark etwas spendiert haben."  An die 90.000 Euro habe man insgesamt gespendet. Die Festerlöse werden gespendet, unter anderem wurden auch regelmäßig Schule und Kindergärten im Viertel unterstützt.  

Roger & Friends begeisterten vergangenes Jahr auf dem Deutschhoffest im Wildpark alte und neue Fans bis in die späten Abendstunden. Sie spielen heuer wieder am Montag, 8. Juli. 
Foto: Steffen Krapf | Roger & Friends begeisterten vergangenes Jahr auf dem Deutschhoffest im Wildpark alte und neue Fans bis in die späten Abendstunden. Sie spielen heuer wieder am Montag, 8. Juli. 

Die Waldweihnacht, die heuer wieder stattfinden wird, die Ostereiersuche im Wildpark: Ideen von uns, sagt Hergenröther stolz. Wildparkchef Thomas Leier sei unheimlich aufgeschlossen, die Zusammenarbeit laufe super.  

Um die 300 Mitglieder 

Mit 100 Mitgliedern hat der Bürgerverein angefangen, jetzt sind es um die 300. "Vor Corona waren es 400", sagt Hergenröther. Es helfen zwar immer noch genug mit bei den Festen. Die Jüngeren aus dem Stadtteil haben aber oft andere Interessen. Gerade für die Vorstandsarbeit würde sich Hergenröther eine Verjüngung wünschen. "Ich würde gerne etwas abgeben." Viele aus der Anfangszeit sind immer noch aktiv. Wie bei vielen anderen Vereinen auch gibt es einen Stamm von Leuten, die viel Verantwortung schultern und immer aktiv sind. Auch hier wäre es schön, Neue für das Team zu gewinnen. "Das ist aber nicht so einfach", ist ihm klar.  

Zu tun gibt es genug:  Für das Wildparkfest muss einiges organisiert werden, von der Plakatierung über die Bandbuchung bis hin zur Brötchenbestellung, Grillstand-Besetzung und Logistik am Getränke-Ausschank. "Wir sind schon richtige Profis bei den Abläufen." Gut 100 Vereinsmitglieder werden im Einsatz sein. Darunter auch Leute, die nicht mehr am Deutschhof wohnen, aber gerne wieder zurückkommen. Hergenröthers Kinder zum Beispiel. 

Gesucht: Leute, die Verantwortung übernehmen wollen

Die Leute zusammenbringen, Gemeinschaftsgeist zeigen: Das ist die Idee hinter den Bürgervereinen. Hergenröther erzählt von Weinfesten, Ausflügen, Reisen, Kulturveranstaltungen. Fasching wurde groß gefeiert, um den Maibaum getanzt. Der Verein hat auch für den Stadtteil gekämpft, erst für die Ansiedlung von Geschäften und Lokalen, dann gegen die Schließung.  Einiges ist verschwunden. Hergenröther sieht das mit Wehmut. 

Was Hergenröther extrem wichtig ist: Miteinander reden. "Einfach mal ratschen." Er sieht den Bürgerverein auch als Netzwerk, in dem man sich gegenseitig helfen könne. Gerade für die Integration von Zugezogenen oder Neubürgern könne der Verein eine wichtige Rolle spielen. Deswegen findet er es schade, dass nur wenige Spätaussiedler den Kontakt suchen. Aber er freut sich, dass auch Mexikaner und Brasilianer mit im Team sind.   

Das Deutschhoffest startet am Sonntag, 7. Juli, um 11 Uhr im Wildpark. Zum Frühschoppen spielt die "Sennfelder Combo", um 15.30 Uhr treten die "Die fränkischen Freunde" auf. Am Montag, 8. Juli, ist ab 16  Uhr Festbetrieb, ab 18 Uhr spielen "Roger & Friends" und Steffi List. 

 
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