Der "Gesang der Sirenen" gefällt nicht jedem, seine Ohren davor verschließen kann man nicht. Der hohe Anteil von Floriansjüngern, als Besucher der jüngsten Gemeinderatssitzung, war dem Thema "Alarmierung" geschuldet.
Die bislang motorbetriebenen Sirenen der Gemeindeteile sind auf elektrische Varianten umgestellt worden. Der intensive Digitalsound vom neuen Mast, der in Niederwerrn jetzt an der Ecke Dürerstraße/Hainleinstraße aufragt, entzweit die Gemüter. Ein Anwohner berichtet vor Ort von "gefühltem Luftalarm". 150 Haushalte haben sich per Unterschriftenliste bei der Gemeinde beschwert. Auch hier steckt der Teufel im Detail. Laut einem Schreiben der Feuerwehr Niederwerrn sind die vorhandenen digitalen Alarmierungsgeräte – bekannt als "Tetrapager" oder Piepser – nicht störungsfrei. Im Gemeindegebiet sei der Digitalfunk derzeit leider weder flächendeckend gewährleistet noch vollkommen ausfallsicher, heißt es. Garantiert sei die Alarmierung nur per Sirene.
Auch für den Bürger sei es hilfreich, zu wissen, dass gerade eine Notlage herrsche, findet Bürgermeisterin Bettina Bärmann, etwa, um sich auf ausrückende Feuerwehrautos einstellen zu können. Es werde wohl eine Gewöhnung geben. Letztlich würden die gleichen immissionsschutzrechtlichen Auflagen gelten wie bei den alten Anlagen, so die Rathauschefin. Verwaltungsleiter Steffen Guth-Portain berichtete, dass man weit unter den Dezibel-Grenzwerten liege.
Mehr Wertschätzung für die Feuerwehr
"Sirenen nerven", stellte Gemeinderat Florian Negwer fest, nur die Leute nicht, die sich in einer Notlage befänden. Die Feuerwehr sollte die alleinige Entscheidungsträgerin sein, wann Sirenenalarm stattfinde. Negwer warb für persönliches Engagement bei den Brandschützern, als Held der eigenen Kinder. Auch in den sozialen Medien war mehr Wertschätzung der Feuerwehrarbeit gefordert worden, in Zeiten, in denen laut Facebookpost selbst die Notwendigkeit von Martinshörnern oder Rettungsgassen nicht mehr anerkannt werde.
Die Integrierte Leitstelle in Schweinfurt alarmiere je nach Schlagwort der Meldung, so der este Kommandant Mario Miller, auf Nachfrage von Wolf-Dietrich Lang. Bei Rauchmeldung etwa ertöne die Sirene. Anders als in Oberwerrn stehe diese bei den Niederwerrnern nachts aber still.
Es gehe den Kritikern weniger um den Standort oder die Lautstärke, sagte Gemeinderätin Inge Stephan. Die Leute hätten vielmehr die Wahrnehmung, das häufiger alarmiert werde als früher: "Die Arbeit der Feuerwehr wird in keinster Weise in Frage gestellt." Wenn eine Katze aus dem Baum gerettet werden müsse, brauche es den Alarm nicht, so Stephan.
Die Bevölkerung sensibilisieren
Den gebe es in diesem Fall wirklich nicht, sagte Bärmann. Solange keine Menschenleben in Gefahr sind, könnte man aber auf stille Alarmierung setzen, so ihr Vorschlag. Einige Bürgerkommentare kündeten schon von einer "traurigen Entwicklung", sagte die oberste Gemeindevertreterin, wenn sich Einzelne nicht mehr für das Feuer bei den anderen interessierten. Man müsse die Bevölkerung sensibilisieren, fand Gabriele Reuß. Er habe selber einen Großbrand miterlebt, sagte Horst Böhm: "Ich war froh über die lautstarke Alarmierung."
Ralf Weißenberger zeigte sich irritiert, dass die Pager nicht einwandfrei funktionieren. Die Behörden versuchten Probleme mit dem Digitalfunk abzustellen, so Bärmann. Felix Zirkelbach berichtete von entsprechenden Erfahrungen bei der Polizei. Ansonsten teilte er die Einschätzung von Feuerwehrmann Florian Negwer. Mit einer Gegenstimme beschloss der Gemeinderat, das jetzige Alarmierungssystem beizubehalten.
