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SCHWEINFURT
Der Müll ist ihr Zuhause
Müllkinder in Kalkutta: Familien graben sich in den Müllbergen Höhlen, in denen sie leben. Ganze Familien grasen den Abfall nach Verwertbarem ab und halten sich mit den Verkäufen über Wasser.
Foto: Kinderhilfsverein | Müllkinder in Kalkutta: Familien graben sich in den Müllbergen Höhlen, in denen sie leben. Ganze Familien grasen den Abfall nach Verwertbarem ab und halten sich mit den Verkäufen über Wasser.
Hannes Helferich
Hannes Helferich
 |  aktualisiert: 26.04.2023 22:18 Uhr

Der Schweinfurter Verein zur Hilfe von Kindern in der Dritten Welt will sich verstärkt um die Müllkinder in Kalkutta kümmern. Mit Geld des Kinderhilfsvereins wurde eine Schule eingerichtet. Die Mädchen und Buben lernen dort lesen und schreiben. Aber auch für Essen und Hygiene wird gesorgt: Es gibt Mahlzeiten und Plätze zum Waschen. Jetzt baut der Verein die Hilfe aus, ist dazu aber wieder auf finanzielle Unterstützung angewiesen.

Vorsitzender Heinrich Hackenberg präsentiert beim Gespräch mit dieser Zeitung Fotos von der Situation. Zu sehen sind Kinder, die auf den riesigen Müllhalden der indischen 14-Millionen-Stadt mit ihren Familien ein trauriges Dasein fristen. Der Müll der Riesenstadt gebe ihnen aber auch eine Überlebenschance, schildert Hackenberg.

Sie sammeln Papier, Plastikreste, Eisen, Glasscherben, kurzum, alles, was wiederverwertet werden kann. Vom Verkauf bekommen sie allerdings nur einen Hungerlohn. „Sogar nach Essensresten wird im Abfall gesucht“, sagt Hackenberg. Viele Familien mit ihren Kindern graben in die Müllberge Höhlen, in denen sie wohnen, oder sie bauen sich aus Plastikplanen Behausungen auf den Müllbergen.

Weil viele der Kinder keine Schule besuchen können und auch keinen Zugang zu Gesundheitsvorsorge haben, hat der Schweinfurter Kinderhilfsverein vor Jahren ein Schulprogramm eingerichtet. Neben dem Bildungsangebot, Essen und anderen Möglichkeiten „geben wir ihnen ein kleines Taschengeld, das sie dann bei den Eltern abliefern können“. Während des Besuchs „unserer Schule fallen sie ja als Arbeitskraft aus“, merkt der Vorsitzende an. Dass im letzten Jahr zwei der „Müllkinder“ den besten Abschluss in der Schule geschafft haben, nennt Hackenberg „bemerkenswert“.

Dank einer namhaften Summe, die Petra Theiner vom gleichnamigen Partnerverein aus Südtirol zur Verfügung gestellt hat, kann das Projekt nun erweitert werden. Theiner ist wegen ihres außergewöhnlichen Engagements auch Ehrenmitglied des Schweinfurter Vereins.

Es wurden bis jetzt 120 Mütter mit ihren Babys ausgesucht. In einem „Medizincamp“ wurde festgestellt, was für die einzelnen Kinder nötig ist. Sie werden untersucht, bekommen Medikamente und werden notfalls in einem Krankenhaus behandelt. Außerdem hat man ein auf diesen Checks fußendes Ernährungsprogramm gestartet. Kinder erhalten ein Paket mit den nötigsten Inhalten. „Dies alles ist für die Menschen kostenlos“, sagt Hackenberg.

Für diese Arbeit wurde nun ein Koordinator eingestellt, dem ein Motorrad zur Verfügung gestellt wurde. Er besucht die Kinder und Familien auf den Müllhalden und berichtet regelmäßig. „Diese große Aufgabe kann der Verein allein nicht stemmen“, sagt Hackenberg.

Er sagt zu, dass – wie bei den Projekten in Afrika – dank der verlässlichen Partner auch in Indien jeder gespendete Euro direkt ins Projekt fließt. „Die Salesianer von Don Bosco in Kalkutta und wir garantieren für einen lückenlosen Einsatz der Spendengelder“, sagt der Vorsitzende.

Spendenkonto Verein zur Hilfe für Kinder in der dritten Welt, IBAN: DE48 793 0111 0002 4242 4124 24 241, Flessabank Schweinfurt; Kontakt: Heinrich Hackenberg, Tel. (0 97 25) 99 66, he.hackenberg@t-online.de, Herbert Weichold, Tel. (0 97 21) 31 673, herbert.weichold@googlemail.com Infos auch unter www.kinder-dritte-welt.de

Behausung auf einem Müllberg
| Behausung auf einem Müllberg
Medizincheck: Vor der von dem Kinderhilfsverein eingerichteten Schule stehen Mütter mit ihren Kindern für den Medizincheck Schlange.
| Medizincheck: Vor der von dem Kinderhilfsverein eingerichteten Schule stehen Mütter mit ihren Kindern für den Medizincheck Schlange.
 
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