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Schweinfurt
Der Mensch sucht seine Wurzeln
Zu Gast im Schweinfurter Theater: Münchner Kammerspiele zeigen "Genesis"
Starke Szenen: Die Münchner Kammerspiele waren mit 'Genesis' zu Gast im Schweinfurter Theater.
Foto: David Baltzer | Starke Szenen: Die Münchner Kammerspiele waren mit "Genesis" zu Gast im Schweinfurter Theater.
Karl-Heinz Körblein
Karl-Heinz Körblein
 |  aktualisiert: 03.12.2019 11:03 Uhr

Am Schluss bricht Bob Dylans "Knocking on heavens door" abrupt ab. Ja, wie ist dies mit dem Himmel? Wie ist es mit der Schöpfung? Wie ist es mit Gott?

Yael Ronen hat sich die Schöpfungsgeschichte, die Genesis, das 1. Buch Moses, für die Münchner Kammerspiele zusammen mit sechs hervorragenden Schauspielern in einer sehr dichten, witzigen, aber auch provozierenden Inszenierung vorgenommen. Sie pickt sich einige Episoden der Schöpfungsgeschichte heraus und lässt ihre Akteure auf der Suche nach unseren Wurzeln auch unter dem Aspekt der eigenen Lebenserfahrung reflektieren.

"Genesis – A Starting Point" ist die zweite Arbeit der israelischen Regisseurin für die Kammerspiele und ein starkes Argument gegen den Vorwurf, dort habe sich die Beliebigkeit breitgemacht.

Das Gastspiel in Schweinfurt – bei einem am Samstag seltsamerweise nur halbgefüllten Zuschauerraum – steht auch für das Verlassen eingefahrener Gleise. Vieles erschließt sich sofort, vieles bleibt rätselhaft, irritiert.

Es beginnt schon mit dem Vorspiel vor geschlossenem Vorhang. Damien Rebgetz setzt lässig zu einem ewig langen englischsprachigen Monolog an, reflektiert über das Theater an sich, verkündet sein Gehen (was der Münchner Diskussion um Intendant Matthias Lilienthal geschuldet ist), beschimpft das Publikum, wobei Wiebke Puls mit knappen Einwürfen den Sermon ironisch kommentiert.

Und dann das Stück. Durchgängig sind die starken Bilder. Die Bühne (Wolfgang Menardi) besteht aus zwei riesigen Scheiben, wobei die obere die Spiegelung der unteren ist, den Blick aus einer höheren Ebene auf das Geschehen zulässt.

Dort schwirrt zunächst ein einzelnes Spermium suchend herum, um sich dann mit Tausenden anderen zu einem Schwarm zu verdichten. Adam und Eva, Kain und Abel, der allmächtige und doch verzweifelte Gott, die Urmutter Lilith, sie bilden ganz starke, altmeisterlich wirkende Bilder. Diese oft biblischen Tableaus sind voller Kraft, sinnlich, optisch erregend.

Diskutiert wird die Diskriminierung von Frauen (Eva aus der Rippe Adams) und Schwulen, die Frage, ob Adam und nicht sogar Gott selbst schwul seien. Es geht um Neid und Missgunst, um Gewalt, um Zerstörung, um das Menschliche an sich. Das ist nicht immer nur wahnsinnig ernst, oft komisch, auch nahe am Kalauer.

Ganz starke Szenen haben neben Puls (Eva) und Rebgetz (Adam) Samouil Stoyanov als donnernder Gott, Daniel Lammatzsch als sich in den schwanzbeißende Schlange, Zeynep Bozbay als zeternde Lilith.

 
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