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Gerolzhofen
Der Marktplatz wäre ein guter Sportpark
Die Akteure im Frauenbundfasching hatten wieder allerlei auszusetzen am öffentlichen Leben in Gerolzhofen. Besonders die zurückgekehrten Geo-Bienen stachen kräftig zu.
Das Frauenbund Gerolzhofen-Ballett war einmal mehr einer der Höhepunkte bei den Faschingsveranstaltungen im Pfarrer-Hersam-Haus.
Foto: Norbert Finster | Das Frauenbund Gerolzhofen-Ballett war einmal mehr einer der Höhepunkte bei den Faschingsveranstaltungen im Pfarrer-Hersam-Haus.
Norbert Finster
Norbert Finster
 |  aktualisiert: 02.04.2019 14:48 Uhr

Die Geo-Bienen sind zurück. Weil extra ihretwegen ein Volksbegehren initiiert wurde, "komme mer halt widder", verrieten die drei gelb-schwarz gekleideten Bienen Eva Maria Ott, Anita Vogt und Rita Spiegel, verstärkt von Thomas Heilmann (Michelau) an der Ziehharmonika. Ihr Beitrag war zweifellos einer der textlichen Höhepunkte beim Frauenbundfasching 2019. Zwei der drei Sitzungen waren ausverkauft; nur in der Sonntagsveranstaltung blieben ein paar Stühle leer.

Mit den vier neuen Supermärkten in Gerolzhofen hatten die Bienen so ihre Probleme. Man weiß gar nicht mehr, was man kaufen soll. Und wenn man nach drei Besuchen endlich weiß, wo was steht, hat es beim vierten Mal schon wieder einen anderen Platz gefunden. Überall gibt es massig Parkplätze für Autos, aber nur wenige für Fahrräder, kritisierte die umweltbewusste Eva Maria Ott, aus deren spitzer Feder die Texte auch stammten.

"Liebe Diverse"

Wenn er ganz korrekt wäre, müsste Pfarrer Stefan Mai die Gottesdienstbesucher nicht nur mit "Liebe Gerolzhöfer, liebe Gäste", sondern angesichts des neu eingeführten dritten Geschlechts auch noch mit "Liebe Diverse" begrüßen. In der Kirche entdeckten die Bienen gewisse Fortschritte. So sind Frauen im Sprachgebrauch jetzt nicht mehr Gottes Söhne, sondern zählen zum Gottesvolk. Jetzt müsste nur noch die Heilige Geistin eingeführt werden. In der Nationalhymne dagegen sollte die Vergeschlechtlichung des Texts unterbleiben, "sonst verlieren wir noch unsere Muttersprache."

Den neuen Sportpark im Süden könnte sich die Stadt sparen und dafür den Marktplatz hernehmen. Dort seien bereits alle Hindernisse für einen Pumptrack vorhanden. Die CSU verliert deswegen so viele Wähler, weil die Bindfäden mit den Bleistiften daran in den Wahlkabinen länger geworden sind. Und die SPD muss endlich mal lernen, dass nicht das Erreichte zählt, sondern das Erzählte reicht. In einer Hitparade auf Spitzenpolitiker besangen die Bienen ihren Wunsch, dass der ideale Politiker ein bisschen was von Goethe und ein bisschen was von Bonaparte haben müsste.

Nothelfer Antonius (Irmgard Fröhling; Dritte von links) hat keine Lust mehr, dauernd der schusseligen Silvia Stühler-Geist (vorne) unter die Arme zu greifen
Foto: Norbert Finster | Nothelfer Antonius (Irmgard Fröhling; Dritte von links) hat keine Lust mehr, dauernd der schusseligen Silvia Stühler-Geist (vorne) unter die Arme zu greifen

Nach dem Einzug der Akteure in den toll dekorierten großen Saal des Pfarrer-Hersam-Hauses führten Beate Glotzmann und Ingrid Feil flockig-frech durch das Programm.  Zwischendurch lästerten die beiden immer wieder. So über den Stadtrat, der langatmig und wankelmütig sei, zum Beispiel beim Thema Bahn. Kein Wunder, dass die Kapazität der Gerolzhöfer Kläranlage bei so viel Mist, den der Stadtrat produziere, nicht mehr ausreicht.

Medienschelte

Auch die Medienleute bekamen ihr Fett ab. Der eine sei daran schuld, dass die große Diskussion ums gar nicht so schlechte Alte Rathaus ausgebrochen sei, der andere schreibe nur über den Nationalpark und der dritte nur über die Bahn. "Wir holen dich nicht am Bahnhof ab, wenn du mit deinem Koffer da stehst", drohten sie dem anwesenden Pressevertreter und überreichtem ihm eine rosarote Brille, auf dass er die Welt nicht immer so kritisch und negativ betrachte.

Am Alten Rathaus habe der Bürgermeister nur einen so großen Windfang gebaut, dass er dort eine Statue von sich aufstellen kann, behaupteten die Lästermäuler. "Endlich kommen wieder wilde Männer in die Wirtschaft", sagten die Moderatorinnen in Anspielung auf die geplante Wiedereröffnung des Gasthofs mit neuem Hotel. Zu ihrer 30-jährigen Ehe meinte Ingrid Feil lakonisch: "Die ersten sechs Monate waren schon super, aber seitdem zieht sich's."

Im Sketch "Kaffeeklatsch" dauert es lange, bis Heike Schmitt ihre Milch im Kaffee hat. Als der Gast dann auch noch Zucker möchte, ist Gastgeberin Silvia Stühler-Geist der Verzweiflung nahe.

Welten prallen aufeinander

Die analoge und die digitale Welt prallen aufeinander, als Petra Zink ihre kaputte Schreibmaschine zum Reparieren in den Computershop bringt.  Die Schreibmaschine hat leider keinen Monitor und auch kein Word-Programm, sondern nur ein Farbband. Das hängende "F" könne man vielleicht mit Alt-Strg-Entfernen wieder zum Anschlag bringen, spekuliert Expertin Birgitt Stumpf.

Im Stück "Notruf" hat Nothelfer Antonius (Irmgard Fröhling)  keinen Bock mehr, dauernd der schusseligen Silvia  Stühler-Geist unter die Arme zu greifen. Diesmal liegt der verzweifelt gesuchte Schlüssel im Salat. Wie Ärztin Rita Spiegel den eingebildeten Kranken (Birgitt Stumpf) los wird, zeigt "Ohrensausen". Sie redet ihm so lange ein, schwanger zu sein, bis der Patient dem Wahnsinn nahe aus der Praxis flieht.

Köstlich der Sketch "Virenalarm". Die aufgeplusterten Viren Stefanie Lembcke und Christine Piepenbrock freuen sich, dass sie eine "entzückende Nebenhöhle" als Wohnraum gefunden haben. Und sie wundern sich, dass ein und derselbe Virus bei Frauen lediglich einen harmlosen Schnupfen auslöst, bei Männern aber eine fast todbringende Grippe. Claudia Vogt als potenzielle Virenempfängerin hörte besorgt zu. Im letzten Stück "Garderobe" handelten Irmgard Fröhling und Anita Vogt das alte Thema "Was ziehe ich an?" und "Was gefällt den anderen?"ab.

Starke Abteilung Tanz

In der Abteilung Tanz gab es viel zu sehen. Es begann mit der Schautanzgruppe Gerolzhofen, die mit ihren Leuchtstäben ein richtiges Spektakel auf die abgedunkelte Bühne zauberte. Die Schülerpolka des Tanzsportclubs Frankenwinheim heimste ebenfalls starken Beifall ein. So manches Kloster wäre froh, so viele junge Ordensfrauen zu haben, wie sie beim Frauenbundballett auf die Bühne kamen. In Windeseile hatten sie aber ihre Nonnen-Garderobe aus "Sister Act" abgelegt und mit der gruseligen Kleidung aus "The Rocky Horror Picture Show" vertauscht. Am Ende tanzten sich auch noch zu Michael Jackson. Eine tolle Choreografie, die einzustudieren viel Mühe gemacht hatte.

Zum Finale kamen auch noch die "Silly Sacks" (die dummen Säcke) auf die Bühne. Ohne Licht und nur mit wenig Luft in ihren geschlossenen Säcken legten die fünf Frauen einen flotten Tanz aufs Parkett.

Nach dreieinhalb kurzweiligen Stunden war der Frauenbund-Fasching 2019 schon wieder vorbei. Das Publikum am Donnerstag, mit wenigen Ausnahmen nur Frauen, quittierte die Programmnummern mit viel Beifall. Ein fleißiges Küchen- und Servierteam verwöhnte die Gäste auch abseits der Bühne.

Die Geo-Bienen mit Eva Maria Ott, Anita Vogt, Rita Spiegel und Thomas Heilmann (von links) stachen beim Frauenbundfasching kräftig zu.
Foto: Norbert Finster | Die Geo-Bienen mit Eva Maria Ott, Anita Vogt, Rita Spiegel und Thomas Heilmann (von links) stachen beim Frauenbundfasching kräftig zu.
Die Akteure beim Frauenbund
Moderation: Beate Glotzmann, Ingrid Feil
"Twirling Dancers" der Schautanzgruppe Gerolzhofen: Anna-Maria Gallet, Maike Dornheim, Karolin Schubert, Jasmin Dornheim, Nicole  Kober, Laura Krauß; Trainerinnen Veronique Gallet, Nicole Dornheim
Kaffeeklatsch: Heike Schmitt, Silvia-Stühler-Geist
Moderne Technik: Birgitt Stumpf, Petra Zink
Schüler-Polka TSC Frankenwinheim: Amelie Bauer, Sophie Götz, Kim Holzinger, Viktoria Piepenbrock, Laura Förster, Lena Herbig, Paula Iff, Emma Sahlmüller, Laura Koch; Trainerin Barbara Helbig-Holzinger
Notruf: Irmgard Fröhling, Christel Mößlein, Eva Maria Ott, Heike Schmitt, Silvia Stühler-Geist, Birgitt Stumpf
Geo-Bienen: Eva Maria Ott, Rita Spiegel, Anita Vogt, Thomas Heilmann
Frauenbund-Ballett: Petra Auer, Ingrid Feil, Sigrid Göb, Ute Stahl, Margot Schendzielorz, Martina Kirchner, Silvia Stühler-Geist, Monika Weinig; Trainerinnen: Carolin Auer und Annika Feig.
Ohrensausen: Rita Spiegel, Birgitt Stumpf
Virenalarm, Stefanie Lembcke, Christine Piepenbrock, Claudia Vogt
Garderobe: Irmgard Fröhling, Anita Vogt
Silly Sacks: Martina Kirchner, Doris Röder, Monika Weinig, Margot Schendzielorz, Petra Zink
Musik: Udo
Technik: Klaus Müller, Felix Fleischer, Lukas Stößel
Maske: Frisör Habelsberger
Bühnenmanagement: Monika Weinig, Doris Röder
Leitung Küchenteam: Maria Götzelmann, Helga Groha
Gesamtleitung: Ulrike Radler, Rita Spiegel, Anita Vogt, Petra Zink
 
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