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Geldersheim
Der Männerclub von 1874 ist jetzt in Frauenhand
Meine liebe Frau Gesangsverein: Der Einstand der ChoriFeen ist bei einem Frühlingskonzert gelungen, mit Evergreens und Gedichten.
Foto: Uwe Eichler | Meine liebe Frau Gesangsverein: Der Einstand der ChoriFeen ist bei einem Frühlingskonzert gelungen, mit Evergreens und Gedichten.
Uwe Eichler
 |  aktualisiert: 09.06.2024 02:30 Uhr

"Mein lieber Herr Gesangsverein": Als der Musik- und Gesangsverein Geldersheim 1874, der an diesem Samstag sein 150. Jubiläum feiert, aus der Taufe gehoben worden ist, war der klassische Ausruf wortwörtlich zu verstehen. Es waren 16 Herren der Schöpfung, die zum Weihnachtsfest 1874, dem Trend im jungen Kaiserreich folgend, beschlossen, einen Sängerchor zu gründen. Unter Leitung des Lehrers, Konrad Schmitt, wurde losgeschmettert und schon 1875 das Sängerfest in Werneck besucht. In den Folgejahren behielten meist Lehrer Heft und Taktstock in der Hand.

Bald waren die Geldersheimer gern gesehene, erfolgreiche Gäste auf Sängertagen und -Festen oder bei Wettbewerben. 1881 wurde die erste Vereinsfahne beschafft, wenig später stellte der Gesangsverein 1865 Schweinfurt den Patenverein. Ab 1901 folgten Theaterabende, das neue Klavier kostete 1908 stolze 550 Reichsmark (heute 3850 Euro). Nach dem Schrecken des Ersten Weltkriegs war leichtere Operetten-Unterhaltungen en vogue, mit "Die Winzerliesel" (1923) und, im Jahr darauf, "Verliebte Leute". 1924 wurde der Verein Mitglied im Fränkischen Sängerbund. Wenig später gab eine eigene Bühne, verzeichnet wurden 30 aktive und 76 passive Mitglieder, sowie, 1928, ein Ausflug zum Deutschen Sängerfest nach Wien.

Ab den 1930ern immer mehr Damen dabei

In den 1930ern wurde der reine Männerchor immer mehr durch Damen ergänzt. Es entstand der gemischte Chor, der Jahrzehntelang den Gesangsverein geprägt hat. Unter dem Bürgermeister und Vorsitzenden Alfons Sternecker startete der Chor 1945 in die Nachkriegszeit. "Leider wurde bei Kriegsende beim Durchzug der amerikanischen Truppen unsere wertvolle Vereinsfahne eine Beute einzelner Soldaten, wahrscheinlich als Souvenir", heißt es in der Vereinschronik. 1947 ist bereits ein großes Pfingstsonntagskonzert auf dem Plan verzeichnet. 1952 wehte bereits die neue Fahne.

Bei einem Festakt in Hof überreichte Ministerpräsident Alfons Goppel dem Gesangsverein 1974 die begehrte Zelterplakette. Es folgte die Hundertjahrfeier, mit Festzug, Großzelt im Schulgarten und 27 Gastchören. 1979 wurde eine Jugendblaskapelle dem Verein beigegliedert, unter Leitung von Friedolin Seit. Ab 1981 wurde im renovierten ehemaligen Schulsaal geprobt. 1998 erhielt der Verein ein neues Klavier, für 12.000 DM (das wären heute 9720 Euro). 2006 wurde Monika Rödemer Vorsitzende des Gesang- und Musikverein, mit Eugen Wild als Co-Vorsitzenden.

Das Ende des gemischten Chors

Es gab 45 bis 60 Auftritte im Jahr, seit 1968 auch jährliche Faschingsabende. Auch sonst gaben immer öfters Frauen den Ton an: Christine Hübner-Hart übernahm von Manfred Hornung den gemischten Chor. 2014, nach dem allzu frühen Tod der Leiterin, wurde Rudolf Wurm ihr Nachfolger, der zahlreiche neue Projekte angestoßen hat, vor allem im Jugendbereich. Dann kam die Coronazeit und das Ende des gemischten Chors. Chorleiterin ist seit September 2023 Paula Braedt, eine gelernte Logopädin und Vollblut-Musikerin. Anstelle des reinen Männervereins von 1874 ist nun, aus der Lockdown-Not heraus, eine reine Frauengruppe entstanden. Zwanzig Sängerinnen gaben bei einem gut besuchten Frühlingskonzert ihren Einstand, als "ChoriFeen", mit Liedern und Gedichten. Geprobt wird Donnerstagabend, eine Kindergruppe soll wieder aufgebaut werden.

Nun lädt Monika Rödemer am Samstag zum großen Jubiläumsfest ein. Ab 15 Uhr ist die Bühne auf dem Marktplatz geöffnet, es gibt Kaffee und Kuchen. Ab 15.30 Uhr tritt die Kindertanzgruppe des Heimat- und Brauchtumvereins auf, gefolgt von den Kindergartenkindern (16 Uhr) und einer Kinderdisco (16.30 Uhr). Ab 17 Uhr gibt die Theatergruppe den "Erlebnisbericht", als Einakter im Garten des Fränkischen Hofs. Und ab 18 Uhr zeigen die ChoriFeen ihr Können, um 18.30 Uhr gibt es Cocktails vom Frauenbund, bevor ab 19 Uhr die Musikkapelle des Vereins übernimmt. Fürs leibliche Wohl ist dank der Eigenheimer-Vereinigung ebenfalls gesorgt.

 
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