zurück
SCHWEINFURT
Der letzte Festtag der Weihnachtszeit
Albrecht Dürer: „Die Darstellung im Tempel“, Holzschnitt aus dem Marienleben, 1505
Foto: Jan Soldin | Albrecht Dürer: „Die Darstellung im Tempel“, Holzschnitt aus dem Marienleben, 1505
kim
 |  aktualisiert: 03.03.2025 02:35 Uhr

Wann sollte der Weihnachtsbaum raus? Der günstigste Zeitpunkt, um sämtliche Weihnachtsdekoration abzunehmen und die ausgediente Tanne an die Straße zu legen, orientiert sich heutzutage am Abfuhrkalender der örtlichen Verwaltung. Die bereits Anfang Januar organisierte Abholung war nicht immer der Orientierungstermin – manchmal endete der Lichter- und Glitzerschmuck am Sonntag nach dem Dreikönigstag, spätestens aber zu „Mariä Lichtmess“ am 2. Februar. Denn dieses Datum ist der letzte Tag des Weihnachtsfestkreises im Kirchenkalender, möchte man sich an eine ursprüngliche Tradition halten.

Heute sind die Themeninhalte verschiedener Kunstwerke in Bezug auf diesen Kirchenkalender kaum mehr verständlich oder nachvollziehbar, da im letzten Jahrhundert, aber auch in den vergangenen 500 Jahren zum einen verschiedene Reformen im Kalender zu Veränderungen in den Feiertagen führten. Zum anderen hat der jeweilige Zeitgeist der „angesagten“ Heiligen, die verehrt wurden, aber genauso unterschiedliche Gewichtung der Figuren in Bildwerken verursacht.

Ein Beispiel ist das Thema „Darstellung im Tempel“: Als die Marienverehrung stärker betont werden wollte, nannte sich der 2. Februar in breiten Bevölkerungsschichten „Mariä Lichtmess“; die römisch-katholische Kirche betitelt diesen Tag noch bis heute mit „Darstellung des Herrn“.

Diesen letzten Festtag der Weihnachtszeit hat auch Albrecht Dürer mit dem Blatt „Jesu Darstellung im Tempel“ vor mehr als 500 Jahren verbildlicht. Der Künstler zeigt in diesem Druck, einer jüdischen Tradition entsprechend, das Zeremoniell der Weihe eines erstgeborenen Kindes, welche 40 Tage nach der Geburt von einem Priester im Tempel getätigt wurde.

Die monumental ausgreifende Architektur, durch viele Säulen sowie einer offenen Deckenkonstruktion in grenzenlose Höhe und Tiefe, dominiert die Abbildung. Am rechten Bildrand hält der Prophet Simeon das Jesuskind über einem Altartisch in seinen Armen. Weitere Menschen in unterschiedlicher Bekleidung nehmen teil und hinterfangen unzählbar und dicht gedrängt die Szene.

Mittig und vor der Menschenmenge sind die Eltern, Maria und Josef zu sehen. Ein Vogelkäfig wird von einer knieenden Frau auf den Altar gehoben und symbolisiert die Opfergabe: Zwei Tauben wurden von den Kindseltern dargebracht. Interessant ist die Verschmelzung von religiös-jüdischem Kult und den der christlichen Marienverehrung.

Die Gottesmutter hat Dürer durch die Platzierung in der zentralen Bildmitte hervorgehoben. Die gesamte linke Bildvertikale nimmt eine Säule ein, die von einem Mönch, der lediglich als Rückenfigur zu sehen ist, mit seinem rechten Arm umschlungen wird. Der Stoff seiner Kutte hängt über dem Arm formal geordnet nach unten und lenkt den Blick auf ein Schild mit dem bekannten Monogramm AD: das „Copyright“ von Albrecht Dürer. Dieser Holzschnitt ist ein Teil aus dem Zyklus „Marienleben“. Diesen seltenen Originaldruck und weitere Themen kann man im Museum Otto Schäfer ansehen und erkunden.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Schweinfurt
Albrecht Dürer
Jesus Christus
Mutter Jesu Maria
Römisch-katholische Kirche
Stadtkultur Schweinfurt
Weihnachtsschmuck und Weihnachtsdekoration
Weihnachtszeit
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top