Warum man sich vor 15 Jahren für den Namen „Laden“ entschieden hat, erklärt der Leiter und von Anfang an einzige hauptamtliche Mitarbeiter Robert Bundschuh so: „Ein Metzger und ein Bäcker bieten etwas an, wir auch, nur kein Fleisch und keine Brötchen, jedoch ein Gespräch – mit allen und jedem über alle Themen des Lebens.“ Eine Einschränkung fehlt hierbei. Es müssen keine ausgewachsenen Probleme sein, die einer mit in die Manggasse 22 bringt, doch ein Schuh sollte schon oder möglicherweise alsbald drücken können.
Vor 15 Jahren wurde der GesprächsLaden zwischen Roßmarkt und Zeughaus eröffnet. Seither wurden 25 000 Kontakte notiert, darunter 15 000 seelsorgliche Gespräche in Not- und Krisensituationen, 94 themenorientierte Gespräche im kleinen Kreis („LadenGespräche), aber auch 34 Bilderausstellungen, 21 Gesprächskreise für trauernde Menschen, 200 Team- und Supervisionstreffen der Mitarbeiter, 18 000 Stunden ehrenamtliches und freiwilliges Engagement durch 40 Ehrenamtliche (aktuell zwölf Frauen und Männer), das Engagement in Gremien wie die Arbeitsgemeinschaft Lebensbrücke, die Seelsorgekonferenz, die Sozialkonferenz oder die Bundeskonferenz für Offene Türen und Telefonseelsorge. Öffentlichkeitsarbeit, Informationsveranstaltungen und die Vortragstätigkeit runden das Aufgabenspektrum ab.
Als Beispiele für Hilfesuchende nennt Pastoralreferent Bundschuh Fälle aus der Vergangenheit: Frau, Mitte 60, ausgebrannt, kraftlos, geschieden; der alkoholabhängige Sohn sitzt mit 40 noch zu Hause, gibt der Mutter die Schuld an seinem verkorksten Leben. Das Gefühlschaos der Eltern, denen der Sohn seine Homosexualität gestanden hat. Der gewalttätige Mann, der versucht, seine Aggressionen in den Griff zubekommen und Arbeit sucht. Die Sekretärin, die grundlos vom Chef niedergemacht wurde. Der Mann, der sich am Selbstmord der Partnerin mitschuldig fühlt. Die Abiturientin mit Alkohol- und Drogenproblemen. Angst vor Überforderung im Beruf. Depressionen.
Zurück zur Namensgebung. Vor 20 Jahren wurde der GesprächsLaden in Würzburg eingeführt. Die Namensgleichheit steht für ein einheitliches Auftreten in der Diözese. Die Angebote des Ladens sind kostenfrei, anonym und unbürokratisch. In einen Laden geht jeder, warum nicht zu jemanden, der sich Zeit nimmt? Die Lage am Busbahnhof stuft Bundschuh als ideal sein, denn so sei Kirche mittendrin – auch für Menschen, die der Kirche nicht nahestehen. Die Statistik verrät hierzu, dass über 80 Prozent der Besucher keine kirchliche Bindung haben. Der Laden selbst hat diese natürlich, sieht sich als Bestandteil der Schweinfurter Stadtkirche und als ergänzendes Angebot zu der Arbeit in den Pfarreien.
Häufige Anlässe für einen Ladenbesuch sind das Alleinsein, zerbrochene Beziehungen, Eltern-Kind-Konflikte, Trauer, Probleme am Arbeitsplatz, Gewalt und Missbrauch. Manchmal ist schon ein Gespräch das Ventil, das die Luft aus einer Stresssituation lässt. Oft reicht ein Kontakt nicht. Vielfach sind weitergehende Angebote spezieller Beratungsstellen oder von Selbsthilfegruppen zu vermitteln. Auch wird der Weg in umgekehrter Richtung beschritten – weg von der Beratungsstelle zum Gespräch, das keine Verbindlichkeiten nach sich zieht, zu einem Gesprächspartner, der da ist, wenn es brennt, wenn die Not am größten ist (90 Prozent der Gespräch finden spontan, also ohne Voranmeldung) statt. Der Laden – vor dem Umbau ein Kopier-Shop – bietet auf 60 Quadratmetern Platz für Ruhe und zwei Zimmer, in die man sich zum Gespräch zurückziehen kann. Im Jahr 2013 suchten 1746 Frauen und Männer persönlich oder telefonisch Kontakt zum GesprächsLaden, im Tagesdurchschnitt 4,7 Leute. Über 80 Prozent der Besucher waren zwischen 40 und 69 Jahre alt, davon die Hälfte in der Altersklasse 50 bis 59 Jahre. Im Gespräch zitiert Robert Bundschuh Bischof Jacques Gaillot: „Eine Kirche, die nicht dient, dient zu nichts.“ Die Kirche brauche Zwischenräume und Nahtstellen in der Gesellschaft, um Menschen in Kontakt mit Kirche und Glauben zu bringen.
Öffnungszeiten: Montag, Dienstag und Mittwoch von 10 bis 14 Uhr, am Donnerstag und Freitag von 14 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung. Zu erreichen ist der Gesprächsladen unter Tel. 20 79 55, info@gesprächsladen-schweinfurt.de und www.gesprächsladen-schweinfurt.de
Tag der offenen Tür
Zum 15-jährigen Bestehen laden die Mitarbeiter des GesprächsLaden am Samstag, 28. Juni, zwischen 11 und 16 Uhr zu einem Tag der offenen Tür ein. Bei Kaffee und Tee können die Besucher beisammensitzen, die ausgestellten Kunstwerke der Schweinfurter Radierwerkstatt betrachten und mit den Mitarbeitern ins Gespräch kommen. Das Duo Andreas und Silvia Sirlinger singt und spielt moderne und traditionelle christliche Lieder, die sich kritisch, nachdenklich und abwechslungsreich mit Themen wie Vertrauen, Toleranz, Alltagsglauben und dem Leben in der Beziehung auseinandersetzen.