"Ich bin momentan nicht zu sprechen", stellte OB Sebastian Remelé zum Auftakt der KulturPackt-Gala fest, als in der Rathausdiele ein Telefon klingelte. Entschleunigung stand auf dem Programm, am Ende des ereignisreichen Jahres 2018. "Nach der staden Zeit wird's ruhiger", zitierte der entspannte Hausherr Karl Valentin. Ingo Schäfer begrüßte im Namen des 25 Jahre alt gewordenen KulturPackts.
Das Vereinsteam, rund um Geschäftsführer Gerald J. Günther, bot drei Stunden lang den Querschnitt durchs Schweinfurter Kulturleben. Die knapp 200 Besucher, mit Kunstvereinschef Ralf Hofmann und weiterer Kultur-Prominenz, waren das Maximum: Rechtlich zählte die gute Stube der Stadt an diesem Abend als "Spielstätte".
Veteranen und Jungstars
Gespielt wurde ohne Gage, von "Veteranen" ebenso wie Jungstars der Szene, unter bewährter Moderation von Erna Rauscher. Celtis-Abiturientin Elinor Borchert (18) zauberte Soul und Pop von Roberta Flack, Donny Hathaway und der unvergessenen Aretha Franklin aufs Piano.
Alexander der Große, der sich auf dem Wandteppich der Familie des Perserkönigs gegenüber großmütig zeigt, war selber schon dort: Afghanistan, Heimat von Hassan Hesam, der aus der Region der persisch sprechenden Hazara-Minderheit stammt. Der Berufsschüler, bekannt aus der TV-Show "Voice of Afghanistan", ließ mit Dambura-Laute und Harmonium die Weite und Größe seiner Heimat erahnen. Feuer, Wasser, Erde, Luft boten einen Tanz der Elemente, dank der Tanzschule "Dance Steps" von Jesssica Tate, gefolgt von anmutiger russischer Folklore und rassigem Flamenco, dem "Espania Cani."
Gedichtli und Geschichtli
Nach soviel Exotik ging es zurück ins bodenständige Schweinfurt: Rezitator, Grandseigneur und Gala-Moderator a.D. Hans Driesel widmete sich den Gedichtli und Geschichtli von Heimatpoeten wie Heiner Kupfer, Wilhelm Hitz oder Conrad Rimrod. Es ging zurück in die Zeit der Fasteroberung durch die Preußen 1866, des "Saalbau Mayer" (anstelle des Theaters) und manch sauren Schoppens der alten Schweinfurter: "Gebt euch beim Pieseln Müh, sonst habt ihr Löcher in der Schüh", lautete ein Dichterratschlag.
Musikstudent Kevin Pfister glänzte am Jazz-Klavier, mit Werken von Johnny Green, der Eigenkomposition "Soliloquy" als Selbstreflexion und "Dear Old Stockholm" von Stan Getz. Am Ende eines Jahres türmen sich oft sprichwörtliche "Leichen im Keller": die preisgekrönte Poetry Slammerin Hannah Felicitas Conrady, gerade der U20-Sparte entwachsen, lud zum "Leichen vergleichen" ein. Und mancher Clown ist in Wahrheit traurig, erkannte die Würzburgerin.
Eine "japanische Zieh-Zeremonie" bot der bundespreisprämierte Jung-Akkordeonist Timo Wirth: Das moderne Zehn-Minuten-Stück "Melodia" von Toshio Hosokawa klang nicht nach Schifferklavier, sondern spiegelte die Harmonie und Ästhetik Nippons wieder. Nach Perfektion strebten auch "Inge & Rita" alias Bettina Hümmer-Dünninger und Angelika Scheidig: Wenn die Hausfrau zum Plaque-Entferner greift, um Badfliesen aufzupolieren, läuft was falsch. Am Ende muss das (fast) perfekte Kabarett-Paar bei der Burnout-Therapie lernen, "Nein" zu sagen: Das Abendprogramm "Tausendmal perfekter als du" gibt es zum Auftakt der Frauenwochen 2019, am 24. Februar.
Den Stress vergessen durfte das Publikum beim Finale, dank Violinistin Sarah Litak und Alina Pfister am Klavier. Platz 1 bei "Jugend musiziert" ist nur einer der aktuellen Erfolge: Mit "Czardas"-Klängen, einem "Liebesleid" und Schumanns Fantasiestücken ließen sie das begeisterte Publikum Richtung Silvester schweben. Als Zugabe erklang "Happy New Year" von Abba.