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SCHWEINFURT
Der Kritznerhof: Alter Altbau in verkehrsreicher Lage
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Gerd Landgraf
Gerd Landgraf
 |  aktualisiert: 03.12.2019 09:15 Uhr

Altbau oder Neubau? Jennifer und Andreas Balmer entschlossen sich im Frühjahr 2015 für den Kritznerhof an der Hauptstraße in Oberndorf, der seit 1962 – also seit 53 Jahren – leer stand, und damit für eine gleichfalls verkehrsgünstige wie auch verkehrsreiche Lage, für ein „Denkmal mit Charme“, das nicht gesichtslos und auch nicht geschichtslos ist, „das wir eine Weile bewohnen dürfen und in dem wir uns sehr wohl fühlen“, so Andreas Balmer.

Die stattliche Hofanlage mit Bauernhaus und Austragshaus (errichtet für die Altbauern) stammt aus dem Jahr 1835. Die hintere Hälfte des Anwesen wurde schon vor Jahren veräußert. So ist ein Grund von 440 Quadratmetern und ein trotzdem noch großzügiger Hof mit Remise geblieben, der durch das große blaue Tor die Hektik der Hauptstraße draußen lässt.

Stadt richtete Dächer und Fassaden

190 000 Euro hatte die Stadt für die Hauptstraße 40 gewollt. Ein bisserl hat sie mit sich handeln lassen. Die Stadt hatte den „Schandfleck“ – so damals das einhellige Urteil der Oberndorfer – vor 15 Jahren gekauft, um die Sanierung zu forcieren. Doch es meldete sich kein Investor.

2007 entkernte die städtische Sanierungsstelle das Areal, riss den im letzten Weltkrieg zerstörten Rinderstall ab, kaufte Nachbarn Grund ab und ordnete die Grenzen neu. Trotzdem fand man für das Baudenkmal keinen Interessenten.

2012 ließ die Stadt den Dachstuhl des Bauernhauses erneuern, die Dächer beider Häuser wurden neu gedeckt, die Fenster ausgetauscht, die Fassaden wärmegedämmt und hergerichtet. „Wir wissen, was ein Rohbau kostet. Der Preis war angemessen“, sagt Jennifer beim Besuch dieser Redaktion in dem Baudenkmal.

Kühl und ruhig

Im Erd- und Obergeschoss des Bauernhauses summiert sich eine Wohnfläche von 180 Quadratmeter, im Austragshaus von 80 Quadratmeter. Beim Gespräch mit der Presse, mit Baureferent Ralf Brettin sowie Richard Riegler, der Leiter der Sanierungsstelle und seinen Mitarbeitern Karin Fuchs und Hans Hatos ist es im Bauernhaus trotz über 30 Grad im Schatten angenehm kühl und – sobald die Türe geschlossen – angenehm ruhig.

Dem jungen Ehepaar (30 und 33 Jahre) hat die Raumaufteilung gefallen. Wenige Wände mussten und durften weichen für den großen Wohn- und Kochbereich samt Holzofen und neu eingezognem Kamin im Erdgeschoss, wo auch Nebenräume und das Arbeitszimmer untergebracht sind. Oben sind Schlafzimmer und Bad. Die Kinderzimmer kommen später, – „noch vor den Kindern“, sagt Andreas Balmer.

Baureferent Ralf Brettin ist angetan von dem „Charme des Hauses“. Von ihm gibt es ein „dickes Lob“ für die vorbildliche Sanierung, für das Beispiel, „was man aus einem alten Haus machen, und wie individuell man wohnen kann“.

Schritt für Schritt

Dafür haben die Eigentümer ein Jahr lang gearbeitet, haben Böden um 50 Zentimeter tiefer gelegt, den alten Putz abgeschlagen, Fachwerk freigelegt, den Kontakt zum Architekten gehalten, mit Elektrikern, dem Zimmermann, dem Schreiner und mit den Installateuren zusammengearbeitet.

Im Winter wird die Wärme aus den Wänden kommen, – wo dies nicht ging aus dem Fußboden. Der Großteil der Böden ist neu: massiv aus Eiche oder Lärche. Aufgegraben war der Hof, in dem jetzt die Heizungsrohre für das Austragshaus liegen, das noch im alten Zustand ist und erst nach den Kinderzimmer Schritt für Schritt zur Gästewohnung hergerichtet wird.

Viel getan, viel zu tun

Sechs Wochen später als geplant, nicht zu Ostern, erst zu Pfingsten, sind die Balmers eingezogen, auch weil Schwellen (Balken auf denen die Wände ruhen) morsch und zu ersetzen waren. „Wir wollten nicht auf einer Baustelle leben“, sagen die beiden, denen die Arbeit an und für ihr Haus so schnell nicht ausgehen wird. Aktuell richten sie alte Türen, die bei Auflage des Denkmalschutzes zu erhalten sind.

Oberndorf 6       -  In den Jahren 2007/08 erneuerte die Stadt die Dächer und die Fassaden.
Foto: Laszlo Ruppert | In den Jahren 2007/08 erneuerte die Stadt die Dächer und die Fassaden.
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