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Schweinfurt
"Der Klang der Hölzer": Ein besonderes Festival in der Disharmonie
Günter Horn (Gitarre) und Michael Weisel (Kontrabass) bei der Jazzmatinee im Rahmen des Festivals 'Klang der Hölzer' in der Disharmonie.
Foto: Annette Stephany | Günter Horn (Gitarre) und Michael Weisel (Kontrabass) bei der Jazzmatinee im Rahmen des Festivals "Klang der Hölzer" in der Disharmonie.
Lorenz Schmitt
 |  aktualisiert: 07.01.2023 02:48 Uhr

Die Komposition "In allen Dingen schwebt ein Klang" von Günter Horn gab dem Auftaktkonzert beim "Klang der Hölzer" in der Disharmonie den Namen. Da mischten sich Glissandi als stufenlos gleitende Töne mit parallelen Verstimmungen der Stimmwirbel zu raumgreifenden Schwebungen, die durch differenzierte Klopfelemente akzentuiert wurden.

Zuvor wurden vom Gitarrenquartett Judit Köcsky-Vogel, Alexander Stöhr, Günter Horn & Lorenz Schmidt romantische Stimmungsbilder von Hermann Wenzel in der Bearbeitung von Johannes Tappert für serviert. Oktav-, Terz-, Prim- und Quintbassgitarre verzauberten als Gitarrenfamilie die Stimmungen des "Waldkirchleins" und der "Rosenknospen". Anschließend begeisterte Judit Köcsky-Vogel mit ausgesuchten Stücken des Repertoires der Gitarrenvirtuosen. Die Leichtigkeit des Belcantos selbst in schwindelnden Höhen am Griffbrettende und die Zartheit des Klangs in aberwitzigen Arpeggien forderten schon vor der Pause eine Zugabe.

Den zweiten Teil übernahm Günter Horn mit seinem Projekt "Manipulated guitar". Die Klänge einer Archtop-Gitarre in offener Stimmung wurden durch allerlei Alltagsgegenstände klanglich erweitert. Durch Mikrofone und Tonabnehmer wurde der Klang aufgefangen, teilweise verfremdet und modifiziert. So wanderte er räumlich durch zwei Stereoboxen in den Raum und erzeugte ein spannendes und doch meditatives Klangbild. Neben den Konzerten stellten die Gitarrenbauer Annette Stephany, Hermann Gräfe und Ron Zenk ihre neuesten Gitarren aus.

Mit ihrem Vortrag über die Restaurierung historischer Gitarren entführte Annette Stephany das Publikum in eine ganz eigene Welt abgelöster Gitarrenböden, faszinierender Verzierungen und wiederhergestellter Balken für die Decke. So war die Wiederherstellung der Gitarre von Pasquale Vinaccia von 1834 Schritt für Schritt am Bildschirm leicht zu verfolgen.

Die neuesten Modelle der Holzkünstler wurden von Alexander Stöhr in seinem Konzert "Saitenpoesie" vorgestellt. Eine Bühne voller Gitarren hat nicht jeder Saitenkünstler zur Verfügung. Alexander Stöhr konnte so den Inhalt seiner romantischen Stücke wie "Sonnenherz", "Wierd dreams" oder "Im Rosengarten" mit feinen Tonschattierungen noch verstärken.

Im Abendkonzert am Samstag, 10. Dezember, trafen sich verschiedene Harfengitarren mit der Lyrik von Andrea Rauch. Ihre Sammlung von Haikus mit dem Titel "Versonnen"  und die Gedichte "Sonnenbarke" und "Herbstabend" wurden von Lorenz Schmidt vertont und vom Komponisten an diesem Abend uraufgeführt. Die Kunst der Rezitation der Autorin entführte die Zuhörer schnell ins Traumreich der Poesie. Dies rundete Alexander Stöhr mit romantischen und eigenen Werken für die elfsaitige Manjongitarre ab.

Die Jazzmatinee am 11. Dezember konnte in sparsamer Besetzung viel Zauber entfalten. Günter Horn (Gitarre) und Michael Weisel (Kontrabass) gaben den ganz in der Tradition der Jazzstandards gehaltenen Kompositionen wie "Bustle on Brooklyn Bridge" und "Walkin’ single file" von Günter Horn eine feine Note. Als Überraschungsgast hatten die beiden Musiker die Poetry-Slammerin Kathi Schneider eingeladen, deren Vortrag Tiefgang und hohen Unterhaltungswert perfekt vereinte. Klassiker von John Coltrane und Miles Davies rundeten den spannenden Jazz-Dialog einfühlsam ab.

Das Finale des Festivals gestaltete das Trio "Züngelnder Saitenwind" . Christina Bernard (Saxophon), Anton Stötzer (Violoncello) und Kevin Bernard präsentierten Kammermusik auf allerhöchstem Niveau. Neben modernen Originalwerken wie "Zickzack" von Ulrich Schultheiss und "Am Puls der Zeit" von Lorenz Schmidt brachten Bearbeitungen von Bach, Bartók, Elgar und Piazolla zart getönte Kantilenen und pulsierende Rhythmen mustergültig in ein interpretatorisches Gleichgewicht. Mit einem Hauch Klezmer beendete das Trio mit "Shalom" von Joachim Johow den spannenden Konzertabend.

Projekt „Manipulated guitar“: Günter Horn erweiterte das Klangspektrum einer Gitarre in offener Stimmung durch allerlei Alltagsgegenstände.
Foto: Annette Stephany | Projekt „Manipulated guitar“: Günter Horn erweiterte das Klangspektrum einer Gitarre in offener Stimmung durch allerlei Alltagsgegenstände.
 
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