
Bayerns Justizminister Winfried Bausback war am Montag nach Ebrach gekommen, um den in zwei Jahren aufwändig sanierten und barrierefrei erschlossenen barocken Kaisersaal in der heute als Bayerns größtem Jugendgefängnis genutzten ehemaligen Zisterzienserabtei feierlich wieder zu eröffnen.
Bausback stellte heraus, dass der bayerische Justizvollzug „dem imposanten Kaisersaal mit 2,8 Millionen Euro zu neuem Glanz in altem Gewand“ verholfen habe. Vorrangiges Ziel sei es, dieses wunderschöne Klosters zu sanieren und zu erhalten. Dies sei mit der Restaurierung des Kaisersaals als dem Wohnzimmer des bedeutenden „Ebracher Musiksommers“ hervorragend gelungen.
Überhaupt sei sich der bayerische Justizvollzug seiner Verantwortung für die beeindruckende Bauarchitektur in Ebrach mit den denkmalgeschützten Gebäuden sehr bewusst. Allein seit 1980 seien 57,5 Millionen Euro für Baumaßnahmen in die JVA geflossen. Der Minister unterstrich: „Auch zukünftig wollen wir weiter investieren, um die Sicherheitsstandards ständig zu erhöhen und gleichzeitig die Gebäudesubstanz des Klosters zu erhalten und weiter zu verbessern.“
Auch wenn die Bodenbelagarbeiten zur Schaffung barrierefreier Zugänge der öffentlich genutzten Bereiche inklusive Klosterkirche und Kaisersaal andauern würden, so lasse sich schon die „schöne Gesamtwirkung“ des bedeutungsvollen Bauwerks erkennen.
Schild „Bayern barrierefrei“ überreicht
Durch weitere Baumaßnahmen wie den Einbau eines Aufzugs sei der Kaisersaal, den der deutsche Kaiser übrigens nie besuchte, nun barrierefrei erschlossen. Justizminister Bausback zeichnet die Justizvollzugsanstalt Ebrach daher bei dem Festakt mit dem Signet „Bayern barrierefrei“ aus, das er an JVA-Leiter Gerhard Weigand überreichte. Im Bild bleibend, verlieh Bausback zugleich der Hoffnung Ausdruck, die Barrieren der in Ebrach einsitzenden jungen Männer für ein möglichst straffreies Leben gering zu halten.
Der Justizminister dankte abschließend allen, die an der Planung, Finanzierung und Umsetzung des Bauvorhabens „unter den erschwerten Bedingungen eines weiter laufenden Gefängnisbetriebes“ mitgewirkt haben.
Sein Lob galt bei dieser Gelegenheit den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen im Ebracher Jugendgefängnis für ihr hochprofessionelles und besonnenes Verhalten bei der von Gefangenen in der Nacht vom 9. auf den 10. Mai angezettelten Meuterei, „ohne dass es Verletzte auf beiden Seiten“ gegeben habe.
Umso mehr würde er sich freuen, so Bausback, wenn das Geld, das seitens des Justizministeriums in die Gebäude in Ebrach fließt, aus anderen Töpfen käme „und man die Mittel frei hätte, um damit weiter in den Jugendvollzug zu investieren“. Bausback machte deutlich: „Die Aufgaben werden nicht einfacher. Die Gefangenenzahlen steigen. Aber wir werden das bewältigen und die notwendigen Mittel in die Hand nehmen, um das zu bewerkstelligen“.
Gerhard Weigand hatte zu Beginn des Festakts „nicht als Abt, sondern Leiter eine Jugendvollzugsanstalt“ gut 60 Vertreter aus Politik, Strafvollzug, Justiz, Polizei, Kirche, Schulen und öffentlichem Leben sowie seitens der beteiligten Behörden und Firmen begrüßt. Darunter befand sich auch Gerd Schaller, der Dirigent und musikalische Leiter des Ebracher Musiksommers als Hauptnutzer des Kaisersaals.
Der Gefängnisleiter würdigte die bislang für den Denkmalschutz ausgegebenen Gelder, nutzte die Gelegenheit aber auch, darauf hinzuweisen, dass der Vollzug der Jugendstrafe selbst währenddessen nahezu unverändert in den baulichen Strukturen der 1960er- und 1970er-Jahre mit den sanierungsbedürftigen Zellenbauten stattfinde. Diese seien dabei nicht nur als Unterkunftsgebäude für die Gefangenen, sondern auch als Arbeitsplatz der Mitarbeiter der Justizvollzugsanstalt Ebrach zu sehen.
Sein Herz schlage für dieses wunderschöne Baudenkmal, aber auch mindestens so heftig für seinen Beruf und die hochengagierten Mitarbeiter. Weigand begründete die Notwendigkeit konkreter baulicher Investitionen in den Jugendstrafvollzug wie folgt: „Jeder Cent, den wir für kluge Resozialisierungsarbeit ausgeben, wird der Gesellschaft tausendfach zurückgezahlt, wenn es uns gelingt, den hier in Ebrach inhaftierten jungen Männern das beizubringen, was ihnen ermöglicht, nach der Entlassung eine bürgerliche Existenz aufzubauen, Steuern und Sozialabgaben zu zahlen und die Gesellschaft nicht erneut durch Straftaten zu schädigen.“
Landrat sprach von einem „guten Tag“
Bambergs Landrat Johann Kalb sprach von einem „guten Tag und einem wichtigen Signal sowohl für den bayerischen Justizvollzug als auch für den Landkreis Bamberg.“ Die Investition in Kaisersaal und Barrierefreiheit zeige den Stellenwert, den die bayerische Staatsverwaltung dem Kloster Ebrach und dem gesamten Steigerwald beimesse.
Ebrachs Bürgermeister Max-Dieter Schneider zeigte sich froh- und dankbar, dass die bayerische Justiz viel Geld in die Erhaltung des Klosters investiere. Die JVA als größter Arbeitgeber tue der Gemeinde gut.
Der Leiter des für die Planung und Durchführung der Maßnahme zuständigen Staatlichen Bauamts Bamberg, Jürgen König, sagte mit Blick auf die qualitätsvolle Arbeit: „Man kann die Kosten als Last empfinden, aber die Gebäude begeistern.“
Zum Zeichen der Übergabe des Kaisersaals überreichte König an Justizminister Bausback einen besonders gestalteten metallenen Schlosskasten.
Für die Umrahmung des Festaktes sorgte das Trio Aureum (Bamberg) unter Leitung von Karlheinz Busch mit Musikstücken aus der Barockzeit, also jener Zeitepoche, in der auch der Kaisersaal erbaut worden war.
Die barrierefreie Erschließung und aufwändige Restaurierung des Ebracher Kaisersaals
40 Firmen sind an der Restaurierung des Kaisersaals und der barrierefreien Erschließung der öffentlichen Bereiche des heute als Jugendvollzugsanstalt genutzten ehemaligen Zisterzienserklosters in Ebrach beteiligt. Die Arbeiten dauerten von März 2015 bis April 2017. Die Barrierefreiheit wird vor allem durch einen neuen Bodenbelag im Eingangsbereich sowie den Einbau eines Aufzugs zum Kaisersaal erreicht.
Den Anstoß zu der Maßnahme gaben nicht zuletzt eine veraltete Elektroinstallation, Brandschutz- und Sicherheitsbestimmungen sowie Schwächen in der Tragkonstruktion des Daches im Kaisersaal. Bei dieser Gelegenheit wurden auch die barocke Raumschale und die Ausstattung des Kaisersaals aufwändig restauriert.
Kunstmaler und Restauratoren nahmen sich zum Beispiel der Wände und Wandgemälde, der Stuckdecke mit dem großen Deckenfresko „Das apokalyptische Lamm vor der Kulisse des Zisterzienserordens“ (1722) des Würzburger Hofmalers Anton Clemens Lünenschloß, der Figuren oder der zur farblichen Absetzung vom weißen Stuck rotmarmorierten Pilaster-Säulen an.
Während jetzt die Wiedereröffnung des Kaisersaals gefeiert werden konnte, dauern die Arbeiten vor der Justizvollzugsanstalt zur Schaffung barrierefreier Zugänge zu Abteikirche, JVA-Torwache, Treppenhaus und Kaisersaal, Museum der Geschichte Ebrachs und zum Ehrenhof mit der Alten Post an.
In naher Zukunft wird ein dann durchgängig ebenerdiger Bodenbelag statt des bisherigen schwer begehbaren historischen Kopfsteinpflasters für ein barrierearmes und doch einheitliches Gesamtbild der barocken Anlage sorgen. Novo

