Über welche gesicherten Kenntnisse im Hinblick auf die Auswirkungen des Klimawandels auf die Wälder in Unterfranken verfügt man bereits heute und wie kann darauf reagiert werden, wie können gangbare Wege gemeinsam mit der Gesellschaft zur Rettung des Waldes gefunden werden - das waren die Themen des 11. Unterfränkischen Gemeinde und Körperschaftswaldtages in Handthal.
Eher für die Verfinsterung statt Aufhellung der Mienen sorgte die von Dr. Felix Pollinger vom Institut für Geographie und Geologie der Universität Würzburg vorgestellten Klima-Prognosen für Unterfranken im Jahr 2100. Die Berechnungen gehen je nach Modell von einem weiteren Anstieg der Temperaturen zwischen 2,5 und 3,9 Grad Celsius aus. Dazu kommt noch das knapp eine Grad Celsius, um das sich Unterfranken bereits zuletzt erwärmt hat. Das macht je nach Szenario 2100 zusammen 3,5 bis knapp fünf Grad mehr.
Verbunden ist der Temperaturanstieg mit einem sprunghaften Anstieg der „Wüstentage“ und Tropennächte mit Extremwerten ohne deutliche Abkühlung. Felix Pollinger: „Hier handelt es sich um eine sehr unangenehme, aber sehr gut abgesicherte Sache.“ Parallel dazu nehmen Starkregenereignisse und längere Trockenphasen gerade im Sommer zu.
Die Suche nach dem Klimawandel trotzenden Bäumen
Wohin die Reise auf der Suche nach neuen, klimawandelresistenteren Baumarten unter Umständen auch im Wald gehen könnte, zeigte der Vortrag von Dr. Susanne Böll von der Landesanstalt für Wein- und Gartenbau in Veitshöchheim mit dem Titel: „Stadtgrün 2021 – Neue Bäume braucht das Land! Vorläufige Erkenntnisse für (Unter)franken“ auf. Stadtbäume, wie die in Würzburg, stehen schon heute an den kritischsten Standorten überhaupt. Zum kombinierten Hitze- und Trockenstress wird die weitere Verdichtung der Städte kommen. Mit dem Versuchs-Programm „Stadtgrün“ kämpft die Stadt Würzburg gegen die Folgen des Klimawandels an.
Mit Anpassungsstrategien an den Klimawandel für Unterfrankens Wälder beschäftigte sich Olaf Schmidt, Präsident der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft in Freising. Er sprach vom Wald „als Opfer und Helfer im Kampf gegen den Klimawandel“. Damit die Wälder nicht zu Waldsteppen verkommen, bedürfe es des verstärkten Waldumbaus. Der benötige jedoch Zeit, Fachpersonal und Geld.
Dass die Zeit drängt, zog sich als roter Faden durch die Wortmeldungen der Tagung. Ausreichendes Fachpersonal in der Forschung und im Wald spielt eine Schlüsselrolle. Umso wichtiger sei es die Baumartenpalette schnellstmöglich um weitere klimaresistente Baumarten zu erweitern. Die Produktion des Rohstoffs Holz werde unter diesen Voraussetzungen in den Hintergrund treten.
Veränderungen mit ungewissem Ausgang
„Klimawandel und Waldumbau – Naturschutz als Chance für unsere Wälder“ hatte Dr. Christian Stierstorfer vom Landesbund für Vogelschutz sein Referat überschrieben. Gefragt sei die dynamische Weiterentwicklung und Anpassung der Arten und Ökosysteme. Stierstorfers Ausblick: „Wir stehen vor sukzessiven Veränderungen mit ungewissem Ausgang.“
In der Diskussion mit den Referenten war mehrfach zu hören, „einen so katastrophalen Zustand in den unterfränkischen Wäldern noch nicht erlebt zu haben“. Dabei war man sich durch die Bank im Saal einig, dass die Zeit für den Waldumbau angesichts der rasenden Entwicklung davonläuft