
In Zeiten wie diesen . . .
Als Anästhesistin und Palliativmedizinerin ist diese Zeit beruflich eine Herausforderung, da bisher wenig Erfahrungen im Umgang mit einer solchen Pandemie vorlagen. Wir durften uns alle Schritt für Schritt in diese neue Situation einarbeiten - von der Intensivmedizin über den zurzeit nicht normalen Krankenhausbetrieb mit allen Fachbereichen bis zur Palliativmedizin.
Hier habe ich ein gutes, immer wieder auch ringendes Miteinander erlebt, in der Sorge für unsere Patienten und ihre Angehörigen sowie für uns Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter untereinander.
Einerseits gibt es Patienten, die mit dem Coronavirus infiziert sind und die einer Krankenhausbehandlung bedürfen - von intensiv kurativ bis palliativ -, andererseits auch Patienten, die unabhängig von Corona eine Klinikbehandlung benötigen.
Wie viele Betten braucht die Region für welchen Bereich? Gestern, heute und morgen? Ein sicherer Umgang mit einer unsicheren Situation ist eine Herausforderung für jeden an seinem – manchmal auch neuen – Platz im Krankenhausbetrieb.
Die kleinen Wunder des Frühlings entdecken
Dafür bedarf es professioneller, aber auch körperlicher und psychischer Stabilität. Im Team der Abteilung für Palliativmedizin versuchen wir so viel Normalität wie möglich in unseren Tagesablauf zu bringen, auch wenn sich oftmals täglich etwas ändert.
Kommunikation und Kooperation lauten die Stichworte – und immer wieder bedarf es auch Zeiten der Regeneration.
Hier hat jeder einzelne seine Strategien im Umgang mit der Situation entwickelt.
Meine persönliche Kraftquelle ist die Natur. Mit dem Fahrrad durch den Wald zur Arbeit zu fahren, hilft mir, mich vorzubereiten und abzuschalten. Achtsam spazieren gehen und dabei die kleinen Wunder des Frühlings zu entdecken und zu fotografieren, gibt mir Energie.
Oder: Bewusst einkaufen gehen und sich fragen: Was brauche ich wirklich und was bekomme ich auf dem heimischen Markt? Am Abend dann ein leckeres selbstgekochtes Essen mit meinem Mann genießen. Oder einen Tanzkurs machen über Livestream – auch eine neue Erfahrung.
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Wichtig geworden sind mir tiefe und berührende Telefonate und Videogespräche mit Freunden und der Familie. Es sind zwischenmenschliche Begegnungen der anderen Art: entfernt und doch so verbunden.
Die Krise als Chance. Beruhigung der Sinne. Reduktion auf das Wesentliche.
In Zeiten wie diesen . . .
Dr. Susanne Röder ist Chefärztin der Abteilung für Palliativmedizin im St.-Josef-Krankenhaus in Schweinfurt. Dieser Beitrag gehört zur Main-Post-Serie "Der gute Morgen", in der in Zeiten der Corona-Krise Menschen aus Franken ihre positiven Gedanken aufschreiben und mit unseren Leserinnen und Lesern teilen.