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WAIGOLSHAUSEN
Der größte Pub Deutschlands
Nach einem Jahr Pause gab es ihn wieder, den St. Patricks's Day in Waigolshausen.
Foto: Gerald Gerstner | Nach einem Jahr Pause gab es ihn wieder, den St. Patricks's Day in Waigolshausen.
Karl-Heinz Körblein
Karl-Heinz Körblein
 |  aktualisiert: 03.12.2019 08:58 Uhr

Farbenfrohe Uniformen irischer und schottischer Regimenter, mittelalterliche Kilts und wehende Clan-Fahnen boten am Samstagnachmittag auf dem neuen Dorfplatz vor der Kirche ein für Franken ungewohntes Bild. Nach einem Pausenjahr hatte der Waigolshäuser Clan McEL wieder zur Feier des St. Patrick's Day eingeladen, ein Ereignis, das sich längst zu einem dörflichen Glanzpunkt entwickelt hat. Obwohl es nach einem schönen Frühlingstag wieder kalt und trüb war, hatte es hunderte Besucher aus nah und fern angelockt, die um die besten Fotomotive wetteiferten.

Bevor sich der Zug auf das zackige Kommando „Saint Patrick's Parade, March on!“ in Bewegung setzt, machen es die „Fulda Highländer“ spannend. Die Pipe- and Drum-Band soll zusammen mit den „Black Pipers“, die erstmals dabei sind und aus dem Raum Aschaffenburg kommen, mit ihren Dudelsäcken und Trommeln die unverzichtbare Klangkulisse für einen irischen Umzug bilden. Doch sie sind noch nicht da und keiner scheint zu wissen, wo sie stecken. „Die haben das Guinness dort gerochen“, witzelt Bernhard Soldner vom Waigolshäuser Clan McEL, als sie schließlich beim Freizeitzentrum geortet werden.

Als die Musiker atemlos beim Dorfplatz eintreffen, müssen sie erst mal Luft holen, bevor es ans Aufblasen der Dudelsäcke geht und die traditionelle Highländer Marschmusik erklingen kann.

Einige Hundert Teilnehmer folgen nach dem Startschuss dem Bild des Heiligen Patrick, der Irland im 5. Jahrhundert missioniert hat und dessen Todestag (17. März) nicht mehr nur Iren weltweit feiern. Abordnungen von sechs Clans reihen sich ein, darunter wieder die „Schwotten“ aus Schwaben, der Clan MacScott aus Forchheim und der Highland Clan Coesfeld aus dem Münsterland. Höchstpersönlich dabei auch St. Patrick und St. Kilian ebenso wie ein Süßigkeiten verteilender rotbärtiger Leprechaun-Kobold.

Der Einladung des Clan McEL gefolgt sind auch zahlreiche Vereine aus der Gemeinde, wie die Fahnen zeigen, ebenso die Soldaten- und Reservistenkameradschaften mit starken Abordnungen, der Kindergarten Waigolshausen und natürlich die Trachtenkapelle Waigolshausen, erstmals begleitet von den Theilheimer Musikanten. Wieder zu sehen ist auch fränkische Tracht, die der Volkstrachtenverein Röthlein beisteuert.

Es ist kein Geheimnis, dass Aribert Elpelt, Motor und Vorsitzender des Waigolshäuser Clan McEL erkrankt ist. Später beim Fest in der Halle lässt stellvertretender Landrat Peter Seifert unter dem Beifall der Besucher „dem eigentlichen Clanchef die besten Grüße zukommen“. Würdig vertreten wird er an diesem Tag von Clanmitglied Bernhard Soldner. Er ist „Armiger“ und damit rechte Hand des Clan-Chiefs. Als solcher kommt er ob der vielen Hände, die zu schütteln sind und den zahllosen Auskünften und notwendigen Anweisungen kräftig ins Schwitzen. Auch das Privileg, die Parade mit der Top-Flagge – der irischen Nationalfahne – anzuführen, hatte diesmal Soldner.

Begonnen hatten die Festlichkeiten mit einer St. Patricks Andacht mit Pfarrer Volker Benkert, wobei sich die neue Pfarrkirche dem Besucherandrang nicht ganz gewachsen zeigte. Immerhin waren die irischen Frankenapostel Kilian, Totnan und Kolonan Landsleute des Heiligen Patrick und brachten ganz in seiner Tradition den christlichen Glauben hierher an den Main.

Gefeiert wird die Andacht, die längst „Kultstatus“ hat, in ganz traditionellem Ablauf, mit Gebeten des Heiligen Patrick, Kleeblattsegnung, einem englisch vorgetragenen und gemeinsam auf Deutsch wiederholten Vaterunser, irischem Friedensgruß und den gemeinsam gesungenen irischen Segenswünschen. Ein Hörgenuss waren dabei Harfenspiel und Gesang von Judith Hutzel-Weisel und ein klanggewaltiges „Highland Cathedral“ der Musiker.

Groß gefeiert wurde am Abend im proppenvollen Freizeitzentrum, das zahllose an Decken und Wänden gespannte Country- und Revolutionsfahnen, der Ausschank von Guinness und grünem Bier, „Green Lis“, Schnitzel in Kleeblatt-Brötchen und Souvenirstände wieder in den größten Pub Deutschlands verwandeln. Der bekennende Irlandfan Peter Seifert nennt in seinem Grußwort Waigolshausen den „bedeutendsten Wallfahrtsort im Landkreis“. Nach Weltmetropolen sei Waigolshausen unter dem Stichwort Sankt Patrick bei wikipedia an vierter Stelle zu finden. Den gesamten Erlös spendet der Clan McEL diesmal dem Brückenteam der Palliativstation Schweinfurt.

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