Mit Heinz Altschäffel fing es an. Mit Heinz Altschäffel hat die Sparkassengalerie mit der 152. Ausstellung ihr vorläufiges Ende gefunden. Adolf Lutz, der sie von Anfang an begleitete, hat sechs Jahre nachdem er in den beruflichen Ruhestand gegangen ist, gesagt, jetzt ist es genug. In der Sparkasse hat man sich daraufhin eine Denkpause verordnet. Ob oder wie es weitergeht, wird sich zeigen.
Erinnerung an die Anfänge
Lutz erinnert sich an die Anfänge, an die 1970er-Jahre, in denen an eine eigene Galerie noch nicht gedacht wurde. Der Sparkassenverlag bot verschiedene Editionen an, die im Kundenraum gezeigt wurden, stets für nur zwei Wochen. Einer der ersten war Karl Fred Dahmen 1977, von dem das große Wandgemälde im oberen Foyer des Schweinfurter Theaters stammt. Ein Jahr später folgte Elfriede Weidenhaus, deren etwas freizügige Bilder für Aufsehen sorgten. Eine Frau wollte von Lutz wissen, wie lange die Ausstellung dauert, „wann ich meine Kinder wieder mit in die Sparkasse nehmen kann?“.
Dass der Anfang durchaus rustikal war, daran erinnert sich Lutz noch gut. So ist er Ende der 1970er-Jahre mit einem Sparkassenauto nach Sylt gefahren, hat bei Siegward Sprotte Bilder eingepackt. Am Sonntag ging es zurück, am Montag wurde die Ausstellung eröffnet. Einen großen Einschnitt brachte das Jahr 1986. Die Gruppe Schweinfurter Künstler hatte ihre Ausstellungsmöglichkeit in einem Möbelhaus verloren und war auf der Suche. Und so kam es, dass im ersten Stock des Sparkassengebäudes die SW Galerie gegründet wurde. Nach Heinz Altschäffel präsentierten zunächst Isi Hubert und G. Hubert Neidhart ihre Arbeiten. Die Schweinfurter Gruppe wollte jedoch nicht nur ihre eigenen Mitglieder, zeitweise deutlich mehr als ein Dutzend, zeigen, sondern auch auswärtige Künstler einladen, erinnert sich Lutz. „Auch, um selbst Ausstellungsmöglichkeiten zu bekommen.“
Dem Anspruch der Hausherren, im Jahreslauf vier bis sechs Ausstellungen zu bieten, konnte die Gruppe auf Dauer nicht gerecht werden und so kam Adolf Lutz immer mehr ins Spiel. Er war für das Marketing und die Öffentlichkeitsarbeit der Sparkasse verantwortlich und hatte für die Ausstellungen im Kundenraum gesorgt.
Viele Anekdoten
Anfang der 1990er-Jahre begann die fruchtbare Zusammenarbeit mit den Museen und Galerien der Stadt, mit Erich Schneider und Andrea Brandl. Gemeinsam wurden unter anderem „Kleine Zeichnungen“ von Joseph Beuys oder Arbeiten von Heike und Norbert Kleinlein oder von Fred Thieler gezeigt. In den über 30 Jahren als Galerist hat Lutz viele Freundschaften geschlossen und er kann so manche Anekdote erzählen. Beispielsweise die mit dem großartigen Zeichner Horst Janssen. Der sollte im Februar und März 1991 ausstellen. Kurz zuvor hatte er eine Ausstellung anderenorts platzen lassen, weil ihm die Hängung nicht gefiel. Für Schweinfurt sagte er gesundheitsbedingt sein Kommen ab. Seine Bilder wurden jedoch ausgestellt, ohne, dass er sich einmischen konnte. „Da waren wir erleichtert.“
Sich einen Namen gemacht
Günther Grass sollte für eine Lesung gewonnen werden, lehnte dies aber aus Zeitgründen ab. Lutz bekam ihn ans Telefon, fragte nach Malerei, wurde an das Büro verwiesen. Das bot ihm nur Radierungen an, Lutz wollte Originale, blies die gesamte Aktion ab und bekam kurz danach doch noch eine Zusage. Grass hatte eingegriffen. Die Ausstellung war dann ein voller Erfolg.
Oder eine Ausstellung gleich nach der Wende. Gezeigt wurde ein namhafter Künstler aus Thüringen. Als Lutz aus einem Urlaub zurückkam, waren die Bilder nach nur drei Wochen weggeräumt. Der Maler hatte ein Angebot aus Dortmund bekommen. Klar, dass der Anfang nicht leicht war. Mit der Zeit machte sich die Galerie, die 1999 in Sparkassengalerie umbenannt wurde, einen Namen. Lutz besucht regelmäßig die „art Karlsruhe“, verschiedene Galerien, hat inzwischen ein eng geflochtenes Netzwerk. 14 Jahre lang hat er sich um eine Ausstellung mit Moritz Götze, dem Erfinder der deutschen Pop Art (Der Spiegel) bemüht. Bis Götze ihn bei einer Vernissage in Erfurt ansprach, sein Kommen anbot. Mit Rüdiger Giebler hat er im Oktober vergangenen Jahres auf seiner Grand Tour durch 34 Städte weltweit hier Station gemacht.
Große Namen füllen das Gästebuch, das Lutz zum Interview mitgebracht hat. Vergessen darf man dabei jedoch die Namen vieler Franken nicht, die nach Schweinfurt eingeladen wurden. Eine Auswahl: Curd Lessig, Erich Husemann, Julian Walter, Rainer Pöhlitz, Renate Jung, Helmut Booz, Sibylle Schlageder, Wolfgang G. Bühler, Jürgen Wolf, Rainer Nepita oder Robert Weissenbacher.
Jetzt also noch einmal Heinz Altschäffel. Mit Gemälden, Zeichnungen und erstmals seit vielen Jahren mit bemerkenswerten Aquarellen (siehe Seite 13). Für Lutz schließt sich damit ein Kreis. Dass er den Abschied auch mit ein wenig Wehmut verbindet, hat man bei der Vernissage Anfang Juni spüren können.