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SCHWEINFURT
Der Fußball und die eine Welt sind rund
Beim Pfeifen gibt's kein Kneifen: Montessori-Schüler interviewen Bundesliga-Schiri Benjamin Brand, mit dabei ist Peter Geibel vom Montessori-Verein und Lehrerin Marion Bödigheimer.
Foto: Uwe Eichler | Beim Pfeifen gibt's kein Kneifen: Montessori-Schüler interviewen Bundesliga-Schiri Benjamin Brand, mit dabei ist Peter Geibel vom Montessori-Verein und Lehrerin Marion Bödigheimer.
Uwe Eichler
 |  aktualisiert: 18.11.2017 02:55 Uhr

„Fair Play“ im Sport und in der globalen Wirtschaft gehören zusammen, oder sollten zumindest zusammengehören. Nicht nur, weil gerade Fußbälle oft unfair hergestellt werden, von unterbezahlten Näherinnen der „Dritten Welt“ oder gleich in Kinderarbeit.

Die Exemplare, die Roland und Angela Merz von der Lokalen Agenda 21-Arbeitsgruppe „Nachhaltigkeit in der regionalen Wirtschaft“ für die Montessori-Schule dabei hatten, als Hauptgewinn eines Fair Play-Fußballturniers, waren rot-weiße Frankenbälle: Die werden laut Vertreiber mit Zertifikat in Pakistan produziert, zu fairen Preisen. Extragrüße kamen von Sorya Lippert als Bürgermeisterin der „Fairtradestadt Schweinfurt“ und Vertreterin der Agenda 21-Gruppen.

Hin zur Fair-Trade-Schule

Die Lehrerinnen Marion Bödigheimer und Heike Schirmer da Fonseca wollen mit ihrem Projekt dazu beitragen die Montessori-Schule in eine offizielle Fair-Trade-Schule zu verwandeln, nach dem Vorbild des Rathenau: Die Bewerbung läuft. „Wir sind auf dem Weg“, sagt Marion Bödigheimer. Unter anderem soll in naher Zukunft ein gesponserter „Fairomat“ die Schüler mit Snacks aus fairem Handel versorgen.

Einstweilen gibt es ein Fair-Play-Café, in dem Bananenshakes ebenso angeboten werden wie regionaler Apfelsaft aus Greßthal, außerdem Selbstgebackenes und Süßes, zur Freude von Mittelschulleiter Ulrich Bauer und Peter Geibel als Vorsitzendem des Montessorivereins.

Die Schweinfurter Montessori-Schüler haben sich bereits an einem Wettbewerb der „Bundeszentrale für politische Bildung“ beteiligt – zum Thema Flucht & Asyl. Dafür gab es 2015 einen Preis. Bis Dezember soll nun ein Kurzfilm, im Stil der Logo-Kindernachrichten des ZDF, eingesandt werden, rund ums Thema „Fair“. Fairness lernt man wiederum am frühesten im Sport.

Für diesen Bereich ist Benjamin Brand zuständig. Der Zögling von FIFA-Schiedsrichter Deniz Aytekin ist gerade mal 28 und einer der jüngsten Bundesliga-Schiris. Nun wurde der Unterspiesheimer von den neugierigen Schülern der siebten und achten Klasse interviewt. Der Kontakt mit der Montessori-Schule kam über seine Frau Katharina zustande, die an der Schule unterrichtet. An diesem Vormittag pfeift Brand höchstpersönlich drei Spiele der Schüler, gibt Einblicke in seine gut gefüllte Sporttasche. Und plaudert eben aus dem Nähkästchen, vor der Kamera beziehungsweise dem Tablet, im Gymnastikraum.

Nur eben nicht über alles, „Skandalspiele“ wollte er schon mal nicht kommentieren: Fair (und unparteiisch) geht vor. Für besonders bestechlich und korrupt hält er die Welt des Fußballs nicht.

Den Videobeweis findet Brand klasse, im Kampf gegen allzu menschliche Fehlentscheidungen: „Irgendwann wird sich jeder daran gewöhnen.“ Er selber habe auch schon harsche Kritik eingesteckt: Etwa, als er Ende 2016 Nationalspieler Marco Reus per Gelbrot vom Platz gestellt hat, in der Partie Dortmund gegen Hoffenheim.

Die Arbeit mache ihm dennoch Spaß: Wo sonst kann ein Fußballfan wie er mittendrin dabei sein bei einem Spitzenspiel. Die Stollen des Referee wurden dem Spross einer Schiri-Familie fast schon in die Wiege gelegt. Für den DFB leitet der gelernte Betriebswirt seit 2010 Spiele. Angefangen hat Brand in der Jugendmannschaft des FC Gerolzhofen und sich dann als Schiedsrichter-Assistent nach oben gearbeitet. Mittlerweile hat der Franke Erfahrungen in der Zweiten Liga ebenso wie in der Champions League. Und natürlich im Oberhaus des deutschen Fußballs. „Dein erstes Bundesliga-Spiel vergisst du nicht“, sagt der Mann in Schwarz, der 2015 „auf Schalke“ debütierte. Zu Hause pfeift er als Nr. 23 für den FC Schallfeld.

Bei der Schiedsrichtergruppe Gerolzhofen wäre eine Ausbildung ab 14 Jahren möglich, wirbt Brand. Unparteiische jeder Altergruppe werden händeringend gesucht, Schiedsrichterinnen wären ebenfalls willkommen. Außer Regelkenntnis braucht es allerdings einige Fitness und entsprechendes Training, außerdem die Bereitschaft, hundert Nächte im Jahr im Hotel zu verbringen. Verletzungsgefahr gibt es natürlich auch, wütende Fans ebenso wie Kicker, die den Spielleiter mal mit Schmeicheleien, mal mit Geschimpfe oder Ablenkungsmanövern zu beeinflussen versuchen. Beim Rekordmeister FC Bayern wird Brand übrigens niemals mitlaufen: Da er selbst aus dem Freistaat stammt, sind Spiele bayerischer Mannschaften für ihn tabu.

 
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