
Der berühmte Maskaron oder "Fratzenkopf" am Geldersheimer Untertor streckt seine Zunge wieder im kräftigen Rot heraus. Anlässlich der Renovierung des "Zungenbleckers" wurde auch das namensgebende Körperteil frisch eingefärbt, berichtete Bürgermeister Thomas Hemmerich auf der Bürgerversammlung im Fränkischen Hof. Der Schreckkopf sollte wohl weniger den Schweinfurtern die Zunge herausstrecken, wie die Legende behauptet. Sondern eher Diebe und böse Geister abschrecken – noch im Baujahr 1700 ein echter Grusel für fränkische Landgemeinden. Über 90 Besucherinnen und Besucher tummelten sich im Saal. Der Heimatverein, der jüngst die Bewirtung im Gasthaus nebenan übernommen hat, sorgte für den Ausschank. Für beides gab es großes Lob aus dem Rathaus, nebst Werbung.
Zunächst berichtete Anna Fuhge vom Institut für Energietechnik (IfE) Amberg von der Kommunalen Wärmeplanung. Diese ist gesetzlich vorgeschrieben, unabhängig von der Tagespolitik, und muss Mitte 2028 auf dem Tisch liegen.
Es gehe um Klimaschutz, Verminderung der Abhängigkeit von Energieimporten, Preisstabilität und Wertschöpfung vor Ort, so Planerin Fuhge, die mit dem Kollegen Klaus Uschald in Geldersheim war. Mit einem Anteil von 16 Prozent an Erneuerbarer Energie entspräche die Geldersheimer Versorgung in etwa dem Durchschnitt. Zeitnah soll mit zwei Umfragen der Istzustand bei Gebäuden und Heizsystemen ermittelt werden: Sowohl bei den Versorgern als auch den Bürgern – letzteres freiwillig, anonymisiert und online, nach Hinweis im Gemeindeblatt. Darauf wird eine Potentialanalyse folgen, die auch auf mögliche Energiequellen wie Abwässer oder die Kläranlage blicken will, neben Wind, Sonne, Wasser, Geothermie, Biomasse oder Wasserstoff. Untersucht wird die Wärmebelegungsdichte in den Straßen. In etwa einem Jahr soll es ein Ergebnis geben, noch ohne Netzplanung.
2829 Einwohner und 36 Nationen
Ansonsten ist der Einwohnerstand seit 2023 von 2773 auf 2829 Menschen gestiegen. 36 Nationen sind vertreten, auch ohne Ankerzentrum haben 169 Einwohner Migrationshintergrund. Beim Bau des Zauns am Gelände des künftigen Bauhofs wurde die geschützte Zauneidechse gefunden, was mehr als ein Jahr Verzögerung bedeuten könnte, nebst Ausgleichsfläche.

Die Aussprache drehte sich unter anderem um die Zukunft der Alten Gärtnerei an der Frankenstraße. Thomas Hemmerich wies darauf hin, dass die Gemeinde nur beim Thema Altenheimbau direkt beteiligt ist. Beim jetzigen Seniorenheim habe man die Trendumkehr bei Finanzen, Auslastung und Personalstand erreicht, ebenso gute Referenzen, aber derzeit nur eine Betriebserlaubnis bis 2026. Eine Förderantrag bei der Regierung von Unterfranken sei gestellt, nun entscheide der Stiftungsrat der Dr. Engelhard'schen Stiftung (der katholische Pfarrer sowie die Bürgermeister von Niederwerrn, Euerbach und Geldersheim) über den Neubau. "Wenn wir das neue Heim nicht bekommen, reden wir über die Abwicklung des alten Heimes", warnte Hemmerich. Im bisherigen Gebäude ist eine Tagespflege angedacht, ebenso eine Mitarbeiterwohnung. Generell brauche es Wohnraum für die (oft ausländischen) Pflegekräfte.
Sorgen, die Hausärztin könne wegziehen, wenn das ebenfalls geplante Ärztehaus auf dem Gelände nicht bald komme, teilte Hemmerich nicht. Die Medizinerin stehe im Gespräch mit dem privaten Flächeneigentümer: "Ich sehe noch keinen Bedarf, sich nach Alternativen umzusehen".
Rät Polizei, Türen und Autos zu schließen?
Gerüchte, in Geldersheim werde von der Polizei zum Schließen von Türen, Autos oder Fenstern geraten, aufgrund möglicher Delikte oder Ansammlungen von Migranten, sorgten bei Hemmerich für Irritation: "Ich höre davon zum ersten Mal". Der Rathauschef und gelernte Metzgermeister wies darauf hin, dass einer seiner Mitarbeiter Afghane sei, er wäre mit ihm ebenso vollauf zufrieden wie mit dessen Umfeld.
Irmgard Pawlak fragte nach dem Ankauf der Conn Barracks durch den Zweckverband. Hemmerich zeigte sich verwundert über einen Zeitungsbericht: Die Niederwerrner Bürgermeisterin hatte sich in einer Presseerklärung optimistisch bezüglich eines baldigen Vertragsabschlusses gezeigt. Laut Schweinfurter Oberbürgermeister als Verbandschef gebe es keinen neuen Sachstand, so Hemmerich. Der Verband warte immer noch auf ein Preisangebot der Bima. Wenn, dann brauche es eine gemeinsame Erklärung der Verbandsmitglieder. Die Gemeinde Geldersheim wolle diese Fläche entwickeln. Er werde allerdings nichts unterschreiben, wenn die Kommune dadurch andere Pflichten nicht mehr erfüllen könne. Im Publikum gab es Bedenken, inwieweit es noch Bedarf in der Wirtschaft gebe, angesichts der Rezession. Man rede von 100 Hektar hochwertigem Gelände mitten in Europa, so Hemmerich: "Es gibt Anfragen."
Zwei Dauerbrenner in der Bürgerschaft sollen noch einmal im Rathaus behandelt werden: Die Erneuerung des Fahrradwegs Richtung Schweinfurt und der berühmte Keil an der Turnhallentür der Grundschule. Dieser soll den elektronischen Türöffner umgehen, der strikte Öffnungszeiten vorgibt.