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Gerolzhofen
Der Druck aufs Reh wird erhöht
Im Gemeinsamen Bürgerwald von Gerolzhofen und Dingolshausen werden vier neue Jagdbezirke geschaffen. Dadurch soll auch der Verbiss durch Rehwild reduziert werden.
Im Gemeinsamen Bürgerwald von Gerolzhofen und Dingolshausen werden vier neue Pirschbezirke eingerichtet, die jährlich an private Jäger verpachtet werden. 
Foto: Bernd Wüstneck | Im Gemeinsamen Bürgerwald von Gerolzhofen und Dingolshausen werden vier neue Pirschbezirke eingerichtet, die jährlich an private Jäger verpachtet werden. 
Klaus Vogt
 |  aktualisiert: 05.04.2020 02:10 Uhr

Die Bejagung des Gemeinsamen Bürgerwalds von Gerolzhofen, Rügshofen und Dingolshausen wird organisatorisch auf neue Füße gestellt. Dies hat die Verbandsversammlung des Zweckverbands „Waldpflege Gemeinsamer Bürgerwald Gerolzhofen-Dingolshausen“ beschlossen. Ziel ist es, bei der Jagd waldbauliche Aspekte mehr in den Mittelpunkt zu stellen, sagt der für den Bürgerwald zuständige Förster Jochen Schenk.

Der Bürgerwald mit seiner Gesamtfläche von 800 Hektar ist in zwei Jagdbögen geteilt. Das Eigenjagdrevier Bürgerwald I ist vom Gerolzhöfer Dietmar Röder gepachtet. Dieses Revier bleibt unangetastet. Änderungen ergeben sich nur beim anderen Teil, dem Eigenjagdrevier Bürgerwald II, das früher der verstorbene Förster Volker Conrad betreute. Hier werden ab dem 1. April nun vier Pirschbezirke eingerichtet. 

Die 400 Hektar des zweiten Jagdbogens werden dazu in etwa gleich große Bezirke mit jeweils 100 Hektar aufgeteilt. Die Abgabe beträgt vier Euro pro Hektar. Im Zuge dieser Umstellung ist es für interessierte Jagdscheininhaber jetzt möglich, sich um einen Pirschbezirk zu bewerben. Bei der Bewerbung soll auch kurz geschildert werden, warum der Interessent jagt und wie er die Jagdausübung im Bürgerwald gestalten will. Bewerber aus Gerolzhofen, Dingolshausen und Rügshofen werden bevorzugt berücksichtigt. Bewerbungen oder Fragen nimmt Förster Jochen Schenk, An den Torweinbergen 1, 97447 Gerolzhofen, Telefon (09382) 7101 oder (0151) 553 207 48 entgegen.

Einjährige Laufzeit

Doch warum hat sich der Zweckverband entschieden, das Jagdsystem zu ändern? Im Gegensatz zur früher üblichen Regelpachtlänge von neun Jahren werden für den Jagdbogen II jetzt nur noch Verträge mit einjähriger Laufzeit abgeschlossen, erklärt Förster Schenk. Er macht keinen Hehl daraus, dass in Zukunft der waldbauliche Aspekt noch mehr im Mittelpunkt stehen soll und man bei der kurzen Vertragslaufzeit schneller reagieren kann, wenn der Jagdpächter sich nicht wunschgemäß verhält.

Anders ausgedrückt: Ist der Wildverbiss aus Sicht des Zweckverbands eindeutig zu hoch und unternimmt der Pächter nichts dagegen, dann wird er kaum eine Verlängerung seines Pachtvertrags bekommen. "Wir können besser nachsteuern", sagt Jochen Schenk. Die bisher üblichen, für neun Jahre laufenden Verträge seien einfach zu lang angesichts der sich schnell ändernden Situation in den Wäldern. "Vor neun Jahren wussten wir beispielsweise noch nichts von einem Eschentrieb-Sterben." Schenk wird sich übrigens selbst um einen Pirschbezirk bewerben.

Gemeinsame Drückjagd

Neu festgelegt wurde auch, dass im Jagdbogen II einmal im Jahr eine Drückjagd gemeinsam mit dem benachbarten Staatsforstbetrieb Ebrach stattfinden wird. Organisator dieser Bewegungsjagd ist der Zweckverband Bürgerwald, die vier Pächter der Pirschbezirke können aber als Gäste an der Drückjagd teilnehmen.

Toni Zembsch aus Schonungen, der langjährige Leiter der Hegegemeinschaft Gerolzhofen und landesweit im Bayerischen Jagdverband aktiv, hat von den neuen Planungen im Bürgerwald aus dem Internet erfahren. Er kritisiert: "In den kleinen Pirschbezirken können keine waid-und tierschutzgerechte Jagden stattfinden. Dort werden nur Erfüllungsgehilfen für die Schädlingsbekämpfung auf Rehwild verpflichtet." Offenbar gelte nun auch im Gemeinsamen Bürgerwald Gerolzhofen-Dingolshausen das Motto "Beute machen um jeden Preis".

Kritik an "Feldzug"

Es sei eine Kulturschande, "wie der Zweckverband und die verantwortungslosen Erfüllungsgehilfen" mit dem heimischen Rehwild umgehen. "Hier gewinnt man den Eindruck, als seien Rehe der größte Feind des Waldes, den es zu eliminieren gilt." Der Waldumbau einseitig nur auf Kosten von Rehwild sei widersinnig, denn der Wald sei "eine Einheit, ein Ökosystem und Lebensgemeinschaft zwischen Pflanzen, Tieren und den Boden". Der Feldzug gegen das Rehwild sei scharf zu verurteilen. "Wir fordern eine Jagd mit ethischen Grundwerten und Achtung vor der Schöpfung. Denn Wald und Wild gehören untrennbar zusammen." Es sei beschämend, dass die Jagd in die Zukunftslosigkeit gehen muss. "Jagdkultur, Werte und Normen sind dem Fortschritt und Zeitgeist erlegen."

 
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  • Doedi.wue
    Die“Schlächter in Grün“ schlagen zu!Der einst elitäre Berufsstand des Försters ist zu einem Haufen charakterschwacher Waffenträger und Stangenfarmer verkommen.Ethik ist diesen“Metzgern in Grün“seit langer Zeit unbekannt.Kopfgeld und dazugehörige Abschlachtplätze für Rehwild,illegale Treibjagden auf Rehwild sind Praktiken die die heutige Generation an „Förstern“propagieren.Über eigenes Verschulden beim heutigen Waldbau schweigen sich diese charakterlosen Schädlingsbekämpfer tunlichst aus.Was waren es Zeiten als ein Förster noch zur Jagd ging und zu den Honoritäten einer Gemeinde gehörte-heute kann es einem nur schlecht werden wenn man so einen Menschen kennt.
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  • chrihand
    Soso..... "Wald und Wild gehören untrennbar zusammen"
    ja, das ist richtig. Und wenn wir statt des Jägers wieder die natürlichen Feinde der Rehe einsetzen, dann ist der Wald auch wieder so wie er gehört.
    Also, her mit dem Wolf! Ach nein, dann heult ja auch wieder jeder rum.

    Dann lieber gar nichts tun. Mal sehen wie lange es dauert, bis die nächste Fraktion das Heulen anfängt. Weil der Wald geschädigt ist...oder es kein vernünftiges Bau- und Möbelholz mehr gibt. Nein, das wird so lange nicht dauern. Wildschweine und Rehe werden lange vorher die Äcker und Vorgärten umgraben.
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  • manfred-englert@hotmail.de
    Und wo bleibt die Stellungnahme des jetzigen Hegeringleiters?
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  • manfred-englert@hotmail.de
    Förster, das ist, Entschuldigung, das w a r , der Traumberuf vieler Kinder. Wie verschreckt, lieber Herr Schenk, wird unser Nachwuchs wohl sein wenn er erfährt, daß der einstige Heger und Pfleger sein "Bambi" aufs Schlimmste umbringt und andere durch die kurzen "Bewährungspachtzeiten" dazu anstiftet? Hoffentlich übernimmt keiner die Pacht! Ich sehe da jedoch schwarz, denn da kann man dann ja mal zeigen, welch großartiger "Schütze" man ist. Von einstigen Prinzipien des Hegens und Pflegens keine Spur. Ich würde mich schämen!
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