Mit langfristigen Verträgen haben Stefan und Klaus Englert die energetische Versorgung ihres Ziegelwerks in Zeilitzheim erst einmal bis 2024 sichergestellt. Aktuell bereiten den beiden Betriebsinhabern aber die steigenden Dieselpreise Sorgen. Die Kosten für den eigenen Fuhrpark steigen, die der Zulieferer auch. Die Folge: Die Preise für die Ziegelsteine legen zu.
"Unsere Auftragsbücher sind voll", zeigt sich Stefan Englert sichtlich zufrieden mit der aktuellen Situation. Den gestiegenen Dieselpreis hat das Familienunternehmen bereits Anfang Mai auf seine Produkte umgelegt und die Hoffnung, dass die Spritkosten nicht noch weiter in die Höhe schießen, stirbt bekanntlich zuletzt.
Es fehlt an Styropor
Problematischer ist da die Corona-Situation in Shanghai für das Unternehmen. Wegen des Corona-Lockdowns werden dort aktuell keine Container verschifft. Das Verpackungsmaterial der Waren aus Fernost - oft ist es Styropor - wird als Porenbildner in Form von Recycling-Styropor in die Ziegelscherben eingearbeitet. Englert hofft, dass bald wieder Container nach Europa geliefert werden und damit auch wieder Verpackungs-Styropor anfällt. Dann ist die Welt für die beiden Englert-Brüder wieder fürs Erste ganz in Ordnung.
Vor sechs Jahren haben sie den Betrieb von ihrem Vater Lorenz übernommen, dem 1975 die Geschäftsführung wiederum von dessen Vater übertragen worden war. Schon seit 1578 werden Ziegelsteine in Zeilitzheim gebrannt, seit 1948 ist die Ziegelei im Besitz der Familie Englert. Das Ziegelwerk ist heute die einzige weit und breit. "Die nächsten Kollegen sind in Bad Neustadt an der Saale, Ansbach und Alzenau", schildert Stefan Englert.
Rund 40 Mitarbeiter
Zug um Zug haben die Englerts ihren Betrieb modernisiert und erweitert. "Wir sind heute auf dem neuestem Stand und können alle auf dem Markt gängigen Ziegeln in hervorragender Qualität herstellen", schildert er. Seit 1988 betreiben die Englerts und ihre 40 Mitarbeiter neben dem Ziegelwerk auch den Ziegelmontagebau. Dabei werden fertige geschosshohe Wände produziert. Die Betriebsanlage - eine der modernsten Fertigungen in Deutschland - wird mit Strom und Gas betrieben.
Für die elektrische Grundversorgung haben die Englerts selbst gesorgt. Das eigene Blockheizkraftwerk, dessen Wärme für die Ziegelproduktion genutzt wird, und eine Photovoltaikanlage mit 140 kWp liefern die notwendige Elektrizität. Die Nutzung regenerativer Energien liegt den Brüdern sehr am Herzen. Deshalb haben sie sich vor zwei Jahren an einem Energie-Netzwerk der Ziegelwerke in unserem Land beteiligt. "Hier werden zukunftsweisend Wege von der fossilen hin zur regenerativen Energie in der Ziegelindustrie gesucht", erklärt Stefan Englert. Bedauerlicherweise stecke das Projekt aber immer noch in den "Kinderschuhen". Möglichst unabhängig zu sein, ist das Ziel.
Dankbar ist Englert für die Beratung durch die regionalen Energieversorger, die zu langfristigen Abnahmekonditionen geraten hatten. Dass knappe Rohstoffe jedoch die Betriebsabläufe erheblich stören, mussten die Englerts bereits zu Beginn der Corona-Pandemie schmerzlich erfahren: Die Hamsterkäufe von Toilettenpapier wirkten sich auch auf das Ziegelwerk in Zeilitzheim aus - es fehlten die für die Ziegelherstellung dringend benötigten Holzfaserstoffe.
"Wir haben gut zu tun"
Holzfaserstoffe sind Abfallprodukte der Papierherstellung. "Weil das Toilettenpapier gehortet wurde, mussten die Fabriken dann ihre Produktion drosseln und Kurzarbeit anmelden", erinnert sich Stefan Englert. "Wir bekamen kaum noch Ersatzstoffe." Mittlerweile hat sich die Situation auf dem Markt wieder normalisiert, der Bausektor boomt und damit auch die Auftragslage im Ziegelwerk. "Wir haben gut zu tun." Das Erfreuliche für alle Häuslebauer: Das Ziegelwerk in Zeilitzheim kann seine Baustellen anders als im Süden und Norden Deutschlands, wo es laut Englert momentan Engpässe gibt, weiterhin zeitnah mit Ziegelsteinen beliefern.