Den meisten Besuchern des Museums Georg Schäfer ist es vermutlich nicht aufgefallen. Auf vielen Gemälden des 19. Jahrhunderts ist der Spazierstock ein modisches Accessoire. Kein Detail kommt häufiger vor, sagte am Samstag Birgit Höhl bei der Eröffnung der Ausstellung „Spazierlust“. Für die Museumspädagogin ist die Ausstellung von 50 Spazierstöcken der Sammlung Dennerlein ein guter Start für das nun festetablierte Kindermuseum im Parterre, von wo sie Kinder und Jugendliche auf die Suche nach diesen Spazierstöcken durch das Haus schicken will.
Bereits bei der Nazarener-Ausstellung und der Ausstellung zu Mies van der Rohe hatte es besondere Angebote für Kinder gegeben. Sie werden jetzt zum Dauerangebot bei freiem Eintritt, nachdem die Stelle für die Museumspädagogik bei Birgit Höhl festverankert ist.
Die Bedeutung der Sammlung des in Bamberg lebenden Ehepaares Susanne und Thomas Dennerlein wurde am Wochenende auch dadurch unterstrichen, dass Sammler aus ganz Europa zu einem Symposium nach Schweinfurt kamen.
Sammler seit 26 Jahren
Thomas Dennerlein sammelt seit 26 Jahren Spazierstöcke und zwar aus der Zeit zwischen 1700 und 1930. Wie er bei der Ausstellungseröffnung betonte, hat der Stock die gesamte Menschheit begleitet. Zunächst als Hilfe zum Aufrechtgehen, dann als Waffe, Machtsymbol und schließlich als modisches Begleitstück.
War der Spazierstock zunächst dem Adel vorbehalten, wurde er im 19. Jahrhundert ein modisches Beiwerk des Bürgers, vor allem in der Zeit des Biedermeiers. Der zu Vermögen und Einfluss gekommene Mann von Welt wählte ein Repräsentationsobjekt, das zu seiner Persönlichkeit passte, sie besonders unterstrich.
Spitzweg mochte Stöcke
In vielen Bildern Carl Spitzwegs, für den das Museum Georg Schäfer ja eine erste Adresse ist, taucht der Mensch mit Spazierstock immer wieder auf. Als ein sehr schönes Beispiel wurde für das Kindermuseum ein Ausschnitt aus Eduard Gaertners Straßenszene am Brandenburg Tor ausgewählt. Das Gemälde ist Teil der ständigen Ausstellung auf der dritten Ebene.
Zu sehen sind Stöcke der unterschiedlichsten Ausformungen. Es gibt Stöcke aus Holz, Silber, Elfenbein oder dem Horn eines Wals. Die meisten hatten nie einen Zweck an sich, wenngleich für Damen oft ein Schirm damit verbunden war. Diese Stöcke gehörten zu den sogenannten Systemstöcken, in die eine Uhr, eine Angel oder ein Schreibset integriert waren.
Totenkopf Dalís
Höhepunkte der Sammlung sind ein Knauf aus der Werkstatt Fabergé oder ein Stock mit Totenkopf, den Salvador Dalí für sich selbst entworfen hat.
Das Begleitprogramm
Es gibt während der Ausstellung, die bis zum 13. Januar zu sehen ist, ein umfangreiches Begleitprogramm. Führungen mit Thomas Dennerlein finden am Samstag, 6. Oktober, Sonntag, 18. November, und Sonntag, 13. Januar, jeweils um 14 Uhr statt.
Mittwoch, 3. Oktober, 14 Uhr, Aktionstag für Familien: Stock und Hut, stehn ihm gut… Jeder kennt das Kinderlied „Hänschen klein, … Stock und Hut stehn ihm gut, ist gar wohlgemut“. Heute ist das Handy oder ein entsprechendes Auto das Statussymbol. Im 19. Jahrhundert war das eindeutig der Spazierstock. Dabei erzählten die Stöcke sehr viel über ihre Besitzer. Der Puppenspieler Patrik Lumma (Theater des Staunens) schafft ein eigenes (Figuren-)Theaterstück rund um den Spazierstock. Danach kann jeder einen individuellen Stock gestalten und lernt auch den Umgang damit. Dauer: 40 Minuten, Eintritt: 3,50 Euro.
Mittwoch, 31. Oktober, 10.30 bis 13 Uhr Herbstferienworkshop: Flanieren im Museum. Die Geheimnisse des Spazierstocks werden beleuchtet. Nach der Reise durch die Bilderwelt, in der sich auch die modischen Accessoires finden lassen, können die Teilnehmer sich verkleiden, mit einem Stock flanieren und sich in einem Bild verewigen. Kosten 5 Euro, Anmeldung unter Tel. (0 97 21) 51 48 30.
Mittwoch, 14. November, 10 bis 16 Uhr, Aktionstag für Schulen mit Patrik Lumma (Theater des Staunens) Stock und Hut, stehn ihm gut… (siehe 3. Oktober), Anmeldung unter Tel. (0 97 21) 51 48 30. Dauer der interaktiven Schülerwerkstatt 120 Minuten, Eintritt: 3,50 Euro. Es können auch eigene Aktionstage für Schulen beziehungsweise Führungen und Workshops unter Tel. (0 97 21) 51 48 30 gebucht werden. Sonntag, 25. November, 14 Uhr, Familienkonzert mit dem Rafiki Ensemble. Zwei mal 20 Minuten Musik zum Thema Unterwegs mit Melodien zu Walt Disneys Figuren und anderen Liedern. In der Pause Rätselrundgang mit den Kindern im Kindermuseum Spazierlust. Bis 13. Januar 2019, 14 Uhr, jeden Sonntag findet Kunst für Kinder mit Themen rund um den Spazierstock statt: „Psst...geheim!“, Spazierstock, der Ferrari des 19. Jahrhunderts, Stadt – Land – Fluss, Entdeckungen im Museum geheimnisvoll verpackt oder Schnitzen und Ritzen, um nur einige zu nennen.
Öffentliche Führungen für Erwachsene: Donnerstag, 19 Uhr, Samstag und Sonntag, 14 Uhr Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag, 10-17 Uhr, Donnerstag bis 21 Uhr. An jedem ersten Dienstag im Monat freier Eintritt in das gesamte Haus.