
Der erste Biber in Unterfranken wurde 1990 im Sinngrund beobachtet. Er stammt aus einem Wiederansiedlungsprojekt im hessischen Sinntal. Seinem Instinkt folgend hat er seitdem seine Lebensräume immer weiter flussaufwärts ausgebreitet und ist dabei auch in die Nebenflüsse von Sinn und Saale vorgedrungen.
Nun ist er im Markt Stadtlauringen angekommen. Hier wird sein Weg zwangsläufig enden, denn hier entspringt die Lauer. Doch kurz vor dem Ursprung sorgt er durch mehrere Dämme für Ärger, vor allem bei Landwirten, deren Wiesen durch das rückgestaute Wasser aufgeschwemmt werden. Sein Treiben dürfe keinesfalls gewaltsam beendet werden, betont die Untere Naturschutzbehörde. Auch der Markt Stadtlauringen hat dies per öffentlichem Ausschlag unterstrichen.
Mit einer sogenannten Umgehungsrinne wurde am Damm zwischen Stadtlauringen und Rothhausen zunächst einmal Abhilfe geschaffen. Mit diesem künstlichen Flusslauf um den Biberdamm herum konnte der Wasserspiegel um 20 Zentimeter abgesenkt werden, erläutert Gerhard Weniger, Naturschutzbeauftragter beim Landratsamt, auf Anfrage dieser Zeitung. Allerdings sei noch weiter in Richtung Rothhausen eine neue Bautätigkeit festzustellen. Eine stärkere Absenkung des Wasserspiegels sei nicht möglich gewesen, um den Biberbau in Richtung Bahnbrückenmühle nicht zu gefährden. Der Eingang zu dessen Wohnbehausung müsse unter Wasser liegen, so der Naturschutzbeauftragte. Denn nicht nur die Jagd sei verboten, es sei auch untersagt, den Biber durch Ungemütlichkeiten in seinem Lebensraum zu vertreiben.
Noch nicht geklärt ist die Situation bei Oberlauringen. Untersuchungen hätten ergeben, dass die dortigen Aufschwemmungen nicht nur auf Biber-Aktivitäten zurückzuführen sein müssen. Ein weiterer Experte soll nun hinzugezogen werden. Wie langfristig mit der Situation umzugehen ist, hänge vom Verhalten des Bibers ab, sagt Weniger. Im Rahmen eines sogenannten Bibermanagementes müssten immer wieder individuelle Kompromisse gefunden werden.
Die nun geschaffene Umgehungsrinne könnte sich laut Weniger als dauerhaftes Projekt erweisen, zumal sie auf dem Grund des Wasserwirtschaftsamtes gelegt werden konnte. Bei Privatbesitz könnten solche Maßnahmen schwieriger sein. Immerhin müssten auch die Belange der Landwirtschaft berücksichtigt werden.
Im Landkreis Schweinfurt sind 20 Biberreviere gelistet. Vor allem in der Wern und ihren Nebengewässern sind die Nager aktiv. Der Main selbst ist für sie weniger attraktiv. Staustufen und Schiffsverkehr schrecken sie ab.