Zwar keinen besonders wertvollen, dafür aber umso interessanteren Fund machte jüngst Klaus Erhard bei einem seiner regelmäßigen Suchgänge über die Äcker und Felder, auf die ihn die Besitzer mit seinem Metallsuchgerät lassen. Es handelt sich um einen Siegelring aus Bronze, den östlich von Kleinrheinfeld in Richtung Traustadt einst wohl ein reicher Bauer verloren haben muss.
Besonders extravagant für die damaligen Zeiten ist die Schauseite des Rings, der angesichts der Fingerstärke von einem Mann getragen worden sein dürfte. Sie zeigt einen Reitersmann auf seinem Pferd, der vermutlich eine Peitsche oder Gerte in der Hand hält.
Von Erhard zu Rate gezogene Experten haben den Fund auf die Zeit um 1800 datiert, mit einer möglichen Abweichung von 20 Jahren nach oben und unten. Fertigung als auch Material lassen darauf schließen, dass der Besitzer zwar nicht dem ganz hohen, aber als sogenannter Landmann zumindest dem einfachen Adel angehörte.
Symbol für Macht und Autorität
Ein Siegelring kann zugleich als Stempelsiegel benutzt werden. Da Siegel früher die Echtheit von Dokumenten bestätigten, ist der Ring somit auch ein Symbol von Macht und Autorität. Für Klaus Erhard ist klar: „Der Mann wollte einen besonderen Ring haben, konnte sich aber kein ganz superteueres Stück leisten.“
Trotz aller Bemühungen und der intensiven Suche im Internet konnte der Elektroniker bislang noch keinen vergleichbaren Ring finden. Deshalb wäre er für jeden Hinweis dankbar, der dazu beiträgt, mehr über das Siegelmotiv, sprich den Mann auf dem Pferd, herauszubekommen.
Alltäglich ist das Fundstück jedenfalls nicht, sondern eine absolute Rarität, die der 51-Jährige jetzt seiner Sammlung hinzufügen konnte. Bislang hat Erhard auch nur eine Grobreinigung vorgenommen, um dem oxidierten Ring keinen unnötigen Schaden durch eine unsachgemäße Behandlung zuzufügen.
Für den Kleinrheinfelder steht fest, dass der Ring nicht durch Zufall an diese Stelle gekommen ist, sondern tatsächlich hier bei einem Ausritt oder bei der Feldarbeit von seinem Besitzer verloren wurde.
Kein Fäkalienacker
Auch von einem sogenannten Fäkalienacker könne keine Rede sein. Mit diesem Begriff bezeichnen „Schatzsucher“ wie Klaus Erhard Äcker, auf denen früher regelmäßig die Fäkalien der Dörfer, vor allem aber auch der Städte ausgebracht wurden.
Mit dem Mist und der Jauche gelangten dabei immer wieder Münzen, Schmuckstücke und andere Sachen aufs Feld, die von den Leuten bei ihrer „Sitzung“ auf dem Plumpsklo verloren wurden oder mit dem Kehricht auf dem Mist landeten.
Auf diesen Fäkalienäckern entdeckte Münzen sind allerdings älteren Datums aus der Zeit vor 1920 und in der Regel eben mit dem Fund weiterer metallener Gegenstände verbunden. Klaus Erhard: „Eine Euro- oder D-Mark-Münze auf dem Acker zu finden, ist purer Zufall.“
Bei der intensiven Absuche der Umgebung, an dem er den markanten Siegelring aufgespürt hat, konnte Klaus Erhard allerdings weder weitere Metallgegenstände noch sonst etwas finden, das in irgendeiner Weise dazu passen würde und so etwa Rückschlüsse auf eine Grabstätte oder dergleichen zulassen könnte. Für ihn ist es deshalb eine „absolute Zufallsgeschichte“.
Seit gut zwei Jahren ist der Elektroniker mit dem Metalldetektor immer wieder auf den Äckern unterwegs. „Weggeschickt habe ihn noch kein Grundstücksbesitzer“, betont er. „Die gelaufenen Meter bringen dabei die Funde“, so der Mann aus Kleinrheinfeld weiter, der inzwischen eine interessante kleine Sammlung an Münzen und anderen Gegenständen aus Gold, Silber, Bronze, Kupfer und Eisen vorweisen kann, die er mithilfe der Sonde ans Tageslicht befördert hat.
Auch Schrott wird eingepackt
Aber auch der Metallschrott in Form von Nägeln, Drähten oder anderen uninteressanten Dingen wird mitgenommen und entsorgt, um nicht beim nächsten Mal wieder bei der Suche darüber zu stolpern.
Wenn aber, wie im Schweinfurter Maintal geschehen, beispielsweise eine Brandbombe und Überreste von sogenannten Stabbrandbomben aus dem Zweiten Weltkrieg im Untergrund auftauchen, dann zieht es Klaus Erhard doch lieber vor, die Polizei und den Kampfmittelräumdienst zu informieren.
Wer Hinweise zum Siegelring hat oder zu seiner näheren Bestimmung beitragen kann, möchte sich per E-Mail mit Klaus Erhard in Verbindung setzen: klaus.erhard@gmx.net
Wem gehört der gefundene Siegelring?
Eine interessante Frage ist, wem eigentlich zum Beispiel der Siegelring gehört, den der Kleinrheinfelder Klaus Erhard mithilfe eines Metallsuchgeräts auf einem Acker bei Kleinrheinfeld gefunden hat.
In diesem Fall erheben weder der Ackerbesitzer noch der Pächter, ein Verwandter von Klaus Erhard, Anspruch auf ihren Anteil am Ringfund. Daher darf der Finder den Ring behalten.
Denn in Bayern wie auch in Nordrhein-Westfalen gilt die auf den römischen Kaiser Hadrian (117-138) und damit auf römisches Recht zurückgehende „Hadrianische Teilung“. Sie regelt den Eigentumserwerb an Schatzfunden dergestalt, dass sich Grundbesitzer und Finder den Fund teilen dürfen, wenn der ursprüngliche Besitzer nicht zu ermitteln ist.
In allen anderen Bundesländern steht das Eigentum an denkmalwerten archäologischen Schätzen zu 100 Prozent dem Staat zu. Kritiker sprechen in diesem Zusammenhang von Bereicherung. Text: novo