Remo ist schwer, etwa 250 Kilo bringt der Junge auf die Waage; die Schweinfurter Künstlerin Steff Bauer und ihr Team haben ordentlich zu tun, bis er endlich auf seinem Stuhl aus Corten-Stahl sitzt. Zusammen mit "Oma Vroni" empfängt er seit kurzem die Besucher vor dem Haus der Begegnung St. Stephanus.
Das Aufstellen der Skulpturenformation wird zur Attraktion in der Bühlstraße, auch nach einer festlichen Orchestermesse mit dem Vokalensemble ConSonare (Leitung Udo Baake) verfolgen viele Zuschauer die Übergabe und Segnung durch Dekan Werner Kirchner. Ein Stuhl im Ensemble ist frei geblieben und einige Grafenrheinfelderinnen diskutieren über das "Warum". "Weil es hier immer für jeden einen freien Platz gibt" lautet die Interpretation und damit liegen die Damen goldrichtig, wie Bildhauerin Steff Bauer anschließend ganz kurz erläuterte; sie "klopft lieber Steine als große Worte".
Das Denkmal greift nämlich das Thema der Begegnung auf. Die Figuren aus weiß-grauem Mainsandstein neigen sich einander zu, interessiert schaut der Junge zur gütig blickenden alten Dame mit dem Kreuz an der Kette empor. Beiden Figuren sind zeitlos, modern und doch in ihrer Art typisch für diese fränkische Region. Bei ihren Recherchen für den Auftrag der Grafenrheinfelder Kirchenverwaltung ist die freischaffende Bildhauerin auf das Motto der Fundraising-Gruppe "Pfarrheimat" gestoßen, die mit dem Motto "Ein Platz für dich und mich" für Stuhlpatenschaften zur Akquise von Geldern für das neue Pfarrheim St. Stephanus wirbt.
Eine "super Idee" findet Steff Bauer, die sie in ihrem Denkmal dann mit dem leeren Stuhl das versinnbildlicht, was die Grafenrheinfelder Damen schon ganz richtig vermutet haben: Hier an diesem Ort der Begegnung ist immer für jeden ein Platz, ein Stuhl frei. Wer die Arbeiten von Steff Bauer kennt, weiß, dass sie oft Charakterzüge und Proportionen von Personen aus dem Familien- oder Bekanntenkreis in den Stein meißelt.
Für die alte Dame hat sie sich an der kürzlich verstorbenen Großmutter ihres Lebensgefährten orientiert, "Remo" ist der Sohn eines Freundes, der für den Sandsteinjungen Modell saß. Fast eins zu eins sind seine Maße übernommen, lediglich die Füße sind größer. Aus "Gründen der Statik" wie Steff Bauer erklärt, deshalb hat sie sich bei der Bekleidung der Figuren auch für gröbere Winterklamotten entschieden. Allzu filigrane Details könnten abbrechen und das Denkmal soll ja schließlich für die Ewigkeit sein, dazu rechnet Bernhard Schreiber von der Kirchenverwaltung auch angesichts des nahen Kindergartens mit einigen Kletteraktionen und so muss das Ensemble auf dem Betonsockel statisch bombensicher sein.
Etwa sechs Wochen arbeitete die Künstlerin an jeder Figur, erst wird der Stein grob bearbeitet, danach kommen der Feinschliff und die Politur. Kurzfristig steigt beim Aufstellen die Anspannung, alle halten die Luft an, als der Kran den schweren "Remo" absenkt, doch die Sandsteinfiguren passen perfekt auf die unterschiedlich hohen Stühle, die Matthias Berwind aus Sulzdorf an der Lederhecke geschlossert hat. Spannend ist dann für alle Beteiligten nur noch: Wie sieht das Ensemble am Abend aus, denn im Betonsockel ist eine Beleuchtung integriert, die die Figuren und die eingravierte Schrift auf den Stuhlen von unten illuminiert. Am Sonntagabend ist das dann klar: Es sieht einfach toll aus und auch die vielen Besucher sind begeistert von dem Denkmal, das nun vor dem 2017 fertiggestellten Haus der Begegnung einen stimmigen, leuchtend-schönen Akzent setzt.