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Geldersheim
Den Kopf im Fahrtwind der Route 66
Live in den Gaden: 'La Vie' begrüßte das Jahr 2019 mit einem Ausflug in die Rock-, Jazz- und Blues-Geschichte.
Foto: Uwe Eichler | Live in den Gaden: "La Vie" begrüßte das Jahr 2019 mit einem Ausflug in die Rock-, Jazz- und Blues-Geschichte.
Uwe Eichler
 |  aktualisiert: 25.01.2019 02:12 Uhr

"Shrimps, Hummersauce, Kaviar, vielleicht noch eine geschälte Weintraube": Das Swing- und Jazzquartett "La Vie" hatte in den Gaden ein paar Ernährungstipps für den Januar dabei, nach womöglich allzu opulenten Feiertagen. Die Geldersheimer Kunsthochburg war ausverkauft, als mit einem kraftvollen Stilmix "25 Jahre Gadenverein" gefeiert wurden, auf Einladung der Vorsitzenden Claudia Cebulla. Allerdings musste die Elektroorgel erstmal auftauen: Beim Auftakt zu "Girl from Ipanema" geriet die Schweinfurter Formation kurz ins Stolpern. "Das kommt nur, weil es heute so kalt ist", meinte Sängerin Karin Tyrok.

Egal, es fällt sich weich, in den Sandstrand des sonnigen Rio de Janeiro, wo der zartmelancholische Bossa Niva-Hit aus den 60ern zuhause ist. Ebenfalls von Antonio Carlos Jobim stammt der Klassiker "Corcovado", gewidmet dem buckligen Berg, auf dem in Rio die berühmte Christusstatue steht. "La Vie" mixte blumige, traurig-schöne Romantik vom Zuckerhut mit der knallbunten, zuckersüßen Pophymne "Kiss" von Prince zum prickelnden Musik-Cocktail.

Jazz von A bis Z

Auch die Formation ist bunt gemischt, ein Querschnitt durch die Musikszene der Stadt: Bassist Wolfgang Jünger kennt den Schlagzeuger des Abends, Klaus Friedel, seit 28 Jahren, den "Herrn der Tasten" Heinz Schumann schon seit 41 Jahren, die Sängerin und Saxophonistin Karin Tyrok als jüngstes Mitglied seit immerhin sieben Jahren. Geboten wurde rauchige, rassige Musik von A bis Z: A in Gedenken an die selige Amy Winehouse, die "Back to black", "Me and Mr. Jones" oder ein klares "Nein, Nein, Nein" zur "Rehab" beisteuerte. Unter Z gabs Nouvelle Chanson mit der quicklebendigen französischen Sängerin Zaz und einem temporeichen "Comme Ci, Comme Ça".

Dazwischen war musikalisch sehr viel Platz, zum Beispiel für die kanadische Jazzpianistin Diana Krall, die mit "Temptation" allem wiedersteht, nur der Versuchung nicht. Fürs verliebte Schlendern bot sich der "Champs Elysee" an. Zur Überlandfahrt durch den amerikanischen Westen lud die "Route 66" ein, seit Nat King Cool ein Blues-Standard, der für grenzenlose Freiheit steht.

Starke "Rausschmeißer"

Bei so viel Fahrtwind wehte es zwischendurch sogar den Mikrofonständer um, irgendwo kurz vorm kalifornischen San Bernardino. Karin Tyrok tauschte immer wieder den Gesangspart mit Saxophon und Querlföte. Das Einfache ist oft das Schwierige: So auch beim "One Note Samba", ein weiterer Bossa Nova-Import aus Brasilien, der aber gekonnt intoniert wurde. Ein poetisch-erotisch-psychedelischer Rockklassiker ist "A Wider Shade of Pale", frei nach Procul Harum. "Thank U, India" nennt sich Alanis Morisettes wunderbares Dankeschön für eine spirituelle Auszeit: Der richtige Song, um nackt wie ein indischer Sadhu durch die Straßen von Los Angeles zu wandeln, wie der erleuchtete Musikstar damals im Video, vor auch schon wieder zwanzig Jahren.

Sobald man bei "La vie en rose" von Edith Piaf die rosarote Brille wegnimmt, bleibt das Leben selbst übrig: So ist der Bandname entstanden. Im Zugabenteil gab es außerdem nochmal Amy Winehouse und "Hit the road Jack" als jazzigen "Rausschmeißer" von Ray Charles. Am Ende waren nicht nur die Tasten, sondern auch das Publikum restlos aufgetaut, fürs Jubiläumsjahr 2019.

 
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