Seit 25 Jahren Chefin
. Inmitten der fröhlich-freundlichen Zeitgenossen behält eine Frau den Überblick - kein Wunder, denn Brigitte Lindner ist ja hier die unangefochtene Chefin. Und das seit mittlerweile 25 Jahren.
Am 19. August 1977 habe sie damals in der Marktstraße neben der Bäckerei Kleinschrodt ihren ersten Kiosk eröffnet, erinnert sich Brigitte Lindner - unter ihrem Geburtsnamen "Schoues-Brigitte" als Gerolzhöfer Original bekannt.
"Das war damals eine kleine Holzhütte. Ich hatte den Kiosk von Familie Steffgen gekauft. Vor zwölf Jahren musste ich dann umziehen, als die neue Apotheke gebaut wurde." Die Stadt habe ihr damals den jetzigen Standort in der Grabenstraße zur Verfügung gestellt und ein zunächst als Wartehäuschen geplantes Gebäude hergerichtet.
Treue Stammkundschaft
Nach den Problemen gefragt, mit denen sich ein Kiosk mit dem Warensortiment eines kleinen Tante-Emma-Lädchens in diesen Tagen herumschlagen muss, seufzt Brigitte Lindner, dass sie vor allem die Konkurrenz der Supermärkte zu spüren bekomme.
Tabak, Zeitschriften, Getränke, kleine Suppengerichte und ähnliches seien dort eben auch erhältlich. Und seit 15 Jahren verkauft der Kiosk in der Adventszeit zudem Christbäume.
"Es gehört schon viel Liebe zum Beruf dazu, wenn man sich mit einem solchen Kiosk über Wasser halten will. Hätte ich nicht meine treue Stammkundschaft, wäre in meinem Kiosk das Licht schon längst erloschen. Auch bezahltes Personal wäre für mich nicht finanzierbar, so dass ich mich im Ein-Frau-Betrieb durchschlage."
Familiäre Atmosphäre
Was den Kiosk für seine Kunden jedoch einmalig in Gerolzhofen macht, ist sein Flair, das familiäre Atmosphäre, in der man einander kennt, um die Probleme des anderen weiß und sich umeinander kümmert. "Es kommen viele Alleinstehende zu mir", meint Brigitte Lindner, "da wird man automatisch als Ansprechpartnerin ins Vertrauen gezogen. Ich komme mir manchmal vor wie ein Beichtvater."
Neben den persönlichen Anliegen kommen hier aber auch die politische Großwetterlage und die lokalen Ereignisse ebenso zur Diskussion. So ist es klar, dass die Kioskbesitzerin über das Stadtgeschehen bestens informiert ist.
"Ich weiß schon am Morgen, was in der Nacht passiert ist", lächelt die Kiosk-Besitzerin, die zwar einerseits kein Blatt vor den Mund nimmt, aber andererseits, wenn ihr etwas anvertraut wird, schweigen kann wie ein Grab.
Nachrichtenbörse und Lebenshilfe
Dass ihre kleine Verkaufsstelle Nachrichtenbörse und Lebenshilfestation in einem ist, war schon immer so. Zeichen des freundschaftlichen Miteinanders der "Kiosk-Gemeinde" ist auch der Umstand, dass man gemeinsam die Geburtstage der Stammkundschaft feiert, auch Weihnachtsfeiern gehören zum festen Jahresprogramm.
Neben ihrem Kiosk in Gerolzhofen betreibt Brigitte Lindner seit 14 Jahren auch noch einen Kiosk-Stand in der orthopädischen Klinik in Werneck.